Impfstoff: Nicht angenehm, keine größeren Bedenken dpa/APOTHEKE ADHOC, 18.12.2020 12:56 Uhr
Müdigkeit, Kopfweh, Schmerzen an der Einstichstelle – auf die Möglichkeit solcher bei Impfungen üblichen Nebenwirkungen müssen sich Menschen auch nach der Injektion einstellen. Das geht aus einer im „New England Journal of Medicine“ veröffentlichten Studie zu den Impfstoff-Tests der Mainzer Firma Biontech und des US-Pharmakonzerns Pfizer hervor. Impfexperten sagen: Nicht angenehm, aber auch kein Anlass für größere Bedenken.
Für die Studie wurden von Ende Juni bis Mitte November 44.820 Männer und Frauen untersucht. Etwa die Hälfte von ihnen bekam zweimal den Impfstoff verabreicht, der Rest ein Placebo. Je nach Altersgruppe und ob es sich um die erste oder zweite Dosis handelte, gaben 66 bis 83 Prozent Schmerzen an der Einstichstelle an. Bei 5 bis 7 Prozent zeigten sich Rötungen oder Schwellungen an der Stelle. Weitere Symptome waren Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schüttelfrost, Durchfall oder Muskel- und Gliederschmerzen. Besonders bei der zweiten Impfdosis bekam ein Teil der Teilnehmer Fieber. Diese Nebenwirkungen waren der Studie zufolge im Allgemeinen schwach bis mäßig und klangen nach kurzer Zeit wieder ab.
Solche Begleiterscheinungen sind bei Impfungen üblich. Im Vergleich zu vielen etablierten Impfstoffen wie etwa dem gegen Grippe treten die Nebenwirkungen aber vergleichsweise stärker auf. Impfexperten verglichen die Reaktionen mit denen nach Gabe eines Gürtelrose-Impfstoffs. Kein Grund aber, stärkere Bedenken zu tragen, sagte Stefan Kaufmann, emeritierter Direktor am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie: „Es ist halt ein bisschen unangenehm.“
Über die leichteren Beschwerden hinaus gab es vereinzelt schwerwiegendere „unerwünschte Ereignisse“. 64 Geimpfte berichteten über geschwollene Lymphknoten. Je eine Person meldete eine Schulterverletzung, Herzrhythmusstörungen sowie Parästhesie im Bein, also Taubheitsgefühl. Die Verträglichkeit des Impfstoffs wird auch nach der Zulassung weiter überprüft.
Doch weiterhin gilt: Mit den neuartigen mRNA-Impfstoffen gibt es bisher keine Langzeitstudien und keine praktischen Erfahrungen. Die großangelegten Impfungen in Großbritannien und den USA werden aufzeigen, welche Nebenwirkungen tatsächlich auftreten. Das der Körper mit Symptomen auf die Impfung reagiert zeigt auch, dass das Immunsystem reagiert. Berichte aus den zulassungsrelevanten Studien zeigen, dass einige Personen vor allem nach der zweiten Injektion mit Fieber und Muskelschmerzen auf die Impfung reagieren.
Die US- Arzneimittelbehörde FDA hat ein Dokument veröffentlicht, welches zeigt, dass kurz anhaltende Nebenwirkungen relativ häufig auftreten. Der Bericht wurde im Rahmen der Notfallzulassung eingereicht und umfasst 53 Seiten. Laut Bericht gehören zu den drei häufigsten Nebenwirkungen Reaktionen an der Einstichstelle, Müdigkeit und Kopfschmerzen. Über 80 Prozent der Probanden klagten laut Bericht über Schmerzen an der Injektionsstelle. Über die Hälfte der Probanden bis 55 Jahre klagten über Kopfschmerzen und Müdigkeit. Bei älteren Personen fielen die Nebenwirkungen geringer aus. Das könnte, so die Wissenschaftler, damit zusammenhängen, dass das Immunsystem im Alter nicht mehr so stark reagiert und abgeschwächt arbeitet.
Normale Impfnebenwirkungen
Fieber gehört zu den normalen unerwünschten Begleitsymptomen von Impfungen. Das Fieber kann mitunter bereits wenige Stunden nach der Impfung auftreten und für einige Tage anhalten. Insofern die Körpertemperatur nicht zu weit steigt, stellt diese Nebenwirkung kein ernsthaftes Risiko dar. Auch Abgeschlagenheit und Reaktionen an der Injektionsstelle gehören zu den bekannten generellen Impfreaktionen. Um Ängste zu vermeiden, sollten die Impflinge darauf hingewiesen werden, dass in bereits in den ersten Stunden nach dem Besuch im Impfzentrum zu Covid-19 ähnlichen Symptomen kommen kann. Insofern sich die Nebenwirkungen in Grenzen halten müssten die Patienten nicht besorgt sein, so die aktuelle Ansicht von Experten. Fieber und Müdigkeit seien eine normale Reaktion des Immunsystems und würden anzeigen, dass der Organismus anfängt Antikörper zu produzieren.