Nach einer Corona-Impfung kann es in seltenen Fällen zu einer sogenannten „impfstoffassoziierten Myokarditis“ – oft auch als Impfstoff-Myokarditis bezeichnet – kommen. Bislang war unklar, wodurch genau die Herzmuskelentzündung hervorgerufen wird. Ein Team des Massachusetts General Hospital in Boston hat nun eine mögliche Erklärung herausgestellt: Vorübergehend kann bei den Geimpften ungebundenes Spike-Protein im Blut nachgewiesen werden. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal „Circulation“ vorgestellt.
Nach der Verabreichung von mRNA-Impfstoffen war es vermehrt zu Meldungen über Herzmuskelentzündungen gekommen. Sie wurden daher als seltene Impfkomplikation aufgenommen – die zugrundeliegenden Ursachen waren jedoch nicht abschließend geklärt. Vor allem jüngere Menschen waren von der Komplikation betroffen. Wenige Tage nach der Impfung kam es zu den typischen Symptomen einer Herzmuskelentzündung. Im Blut konnten erhöhte Troponinwerte, sowie ein erhöhtes C-reaktives Protein (CRP) nachgewiesen werden.
Ein Team des Massachusetts General Hospital in Boston konnte nun herausstellen, dass bei 16 betroffenen Patient:innen eine erhöhte Konzentration an ungebundenen Spike-Proteinen im Blut messbar war. Normalerweise sind diese nach der Impfung im Blut an Antikörper gebunden, um die gewünschte Immunreaktion und Schutzwirkung zu erlangen. Bei den Betroffenen hingegen lagen sie ungebunden im Blut vor.
Der Großteil der Patient:innen erholte sich schnell von der Myokarditis. Zeitgleich konnte ein Rückgang von Troponin, CRP und ungebundenem Spike-Protein festgestellt werden. Denkbar ist dem Team zufolge, dass das ungebundene Spike-Protein die Entzündung im Herzmuskel auslöst. Ähnlich sei dies auch beim multisystemischen Entzündungssyndrom (MIS-C), welches in einigen Fällen bei Kindern nach Covid-19 auftrat. Unklar bleibt jedoch, warum das Spikeprotein bei den Betroffenen in ungebundener Form vorliegt.
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