Logistiker buhlen um Aufträge

Impfstoff-Logistik: Der Verteilungskampf beginnt

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Berlin -

Erst wurden lange die Erwartungen gedämpft, jetzt soll es doch ganz schnell gehen: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat angekündigt, dass schon im Dezember mit der Durchimpfung der Bevölkerung gegen Covid-19 begonnen werden soll. Es ist eine organisatorische Mammutaufgabe: Hunderte Impfzentren müssen aus dem Boden gestampft und das Personal für sie gefunden werden. Und dann muss der Impfstoff noch irgendwie dahin kommen, wo er hin muss. Die Logistikriesen von DHL über UPS bis Kühne+Nagel stehen schon in den Startlöchern. Der Pharmaspezialist Trans-o-flex mahnt nun, dass bei der Vergabe der Aufträge auch alles mit rechten Dingen zugehen soll. Die Sorge kommt nicht von Ungefähr.

Jetzt geht es Schlag auf Schlag: Lange hieß es, dass effektive Impfstoffe gegen Covid-19 wohl frühestens im ersten Quartal 2021 verfügbar sein werden. Dann nahmen allein im November drei Impfstoffkandidaten die Schwelle zum Zulassungsantrag und das Bundesgesundheitsministerium (BMG) legte Pläne für Impfzentren vor, die eine schnelle Durchimpfung der Bevölkerung ermöglichen sollen. „Und dann geht es schnell: Vergessen wir nicht, dass jährlich in wenigen Wochen bis zu 20 Millionen Menschen gegen Grippe geimpft werden“, erklärte Spahn jüngst dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Damit das klappt, muss nun in aller Eile die Frage geklärt werden, wer die Impfstoffe dorthin bringt, wo sie verabreicht werden.

Bereits seit Längerem ist das BMG deshalb mit Logistikern im Gespräch – und es sieht danach aus, dass das Gros der Aufträge an die Platzhirsche geht: Deutsche Post DHL, Fedex, UPS sowie Kühne + Nagel haben jeweils einen Pharma-Geschäftszweig und können gekühlte Transporte sicherstellen. Nun hakt Trans-o-flex ein und mahnt, dass die Vergabe fair und transparent verlaufen müsste. Ganz aus der Luft gegriffen ist die Mahnung nicht, auch beim Pharmalogistiker hat man mit Interesse verfolgt, welche Fragen sich Spahn stellen lassen musste, weil er im Rahmen der Maskenbeschaffung im Frühjahr einen Logistik-Auftrag in dreistelliger Millionenhöhe an die Firma Fiege aus seiner Heimat vergeben hatte – ohne Ausschreibung.

„Die Auftragsvergabe muss über ein transparentes und faires Vergabeverfahren erfolgen, das für alle Logistikspezialisten offen ist“, fordert Trans-o-Flex nun. „Nur so kommen innovative und leistungsfähige Lösungen zum Zug, die eine reibungslose Verteilung des oder der neuen Covid-19-Impfstoffe gewährleisten.“ Die Forderung ist eine von drei Thesen, die der Speziallogistiker aus Weinheim der Politik mitgeben will, damit „Politiker auf Landes- wie auf Bundesebene prüfen können, ob die von ihnen angestrebten Logistiklösungen wirklich zielführend sind und wie sie zu einer optimalen Impfstofflogistik beitragen können“, so Geschäftsführer Wolfgang P. Albeck.

In den anderen beiden Thesen hebt Trans-o-flex vor allem auf seine eigene Kompetenz im temperaturgeführten Transport ab: „Auch die logistische Ausstattung der mobilen Impfteams muss Sicherheit und Kontrolle der Kühlkette gewährleisten“, heißt es da. Eine solche Kühlkette müsse aktiv temperiert, dokumentiert und gesteuert werden. Dadurch sei sie wesentlich transparenter und weniger anfällig für Störungen als eine Kette, in der aufgrund der notwendigen Tiefsttemperaturen Passivverpackungen wie Kühlboxen oder Kühlbehältnisse eingesetzt werden müssen. Für eine solche aktiv temperierte Kühlkette zwischen 2 und 8 Grad gebe es bewährte Logistiknetze, die nicht nur wenige Impfzentren, sondern darüber hinaus auch Arztpraxen oder mobile Teams schnell, direkt und sicher mit dem Impfstoff versorgen können. Außerdem seien solche Logistikketten umweltfreundlicher, da sie ohne die aufwändigen Passivverpackungen auskommen, die außerdem das Frachtgewicht erhöhen und immer auch zurücktransportiert werden müssen.

Worauf Trans-o-flex damit abhebt, wird in der zweiten These klar: „Angesichts der hohen Sensibilität der Impfstoffsendungen ist bei der Auswahl der Dienstleister darauf zu achten, dass insbesondere Arzneimittel- und Sicherheitsstandards eingehalten werden“, heißt es da. Hier seien zum einen die Vorgaben der EU für die gute Distributionspraxis von Arzneimitteln (EU-GDP) zu beachten, die sicherstellen sollen, dass die Wirkung von Medikamenten nicht durch Lagerung oder Transport beeinträchtigt wird.

Hier impliziert der Weinheimer Pharmalogistiker eine größere Expertise als die Konzerne, die wahrscheinlich das Gros der Distribution übernehmen sollen. Denn zum anderen gelte es nämlich, ausreichende Vorkehrungen gegen Diebstahl zu treffen und einen schonenden Umgang mit jedem einzelnen Packstück zu gewährleisten. „Massendienstleister, die Sendungen über konventionelle Sortiersysteme schleusen und an Ladestellen unsachgemäß handhaben, setzen sensible Sendungen mit Impfdosen einem hohen Beschädigungsrisiko aus“, schreibt Trans-o-flex. „Sie scheinen daher ungeeignet, um solche Sendungen zu transportieren.“

 

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