Trans-o-flex ist nicht der einzige Pharmalogistiker, der sich für den Transport der Covid-19-Impfstoffe wappnet. Movianto hat sich für mehrere Hunderttausend Euro mit Spezialkühlschränken ausgestattet, um auch die Biontech-Vakzine bei -80 °C verteilen zu können. Und ebenso wie Trans-o-flex bemängelt der europaweit aktive Logistikkonzern die Vergabepraxis hierzulande.
„Andere europäische Länder sind teilweise schon deutlich weiter in der Auftragsvergabe für die Impfstofflogistik als Deutschland“, kritisiert Geschäftsführer Thomas Creuzberger. So seien Movianto-Gesellschaften in mehreren anderen Ländern bereits von der jeweiligen Regierung mit Lagerung und Verteilung von Corona-Impfstoffen beauftragt worden. Movianto hat eigene Standorte in elf europäischen Ländern und ist als Teil der französischen Walden-Gruppe nach eigenen Angaben Marktführer für Pharmalogistik in Deutschland und Europa. „In Deutschland erfolgt die Auftragsvergabe auf Länderebene, und einzelne Bundesländer haben die Ausschreibungsunterlagen auch bereits versandt.“ Aus Sicherheitsgründen hätten sich die Länder aber entschlossen, nicht zu kommunizieren, welche Dienstleister die Aufträge erhalten.
Deshalb ist das Unternehmen derzeit noch im Unklaren, ob es überhaupt Impfstoffe transportieren wird, zeigt sich aber selbstbewusst, dass es diese Aufgabe meistern kann. „In anderen EU-Ländern gab es diese Lageranforderung schon früher und deshalb können wir die bewährte Lösung von dort sehr leicht auf unsere deutschen Lagerstandorte übertragen“, sagt Creuzberger. Was noch fehlte, war nicht Erfahrung, sondern Material: Deshalb hat sich Moviango die Lieferung spezieller Ultra-Tiefkühlschränke gesichert, die die Impfstoffe auf bis zu -80 °C kühlen können. Für die Anschaffung habe das Unternehmen eine sechsstellige Summe bereitgestellt.
In welchem Temperaturbereich die sich im Zulassungsverfahren befindenden verschiedenen Corona-Impfstoffe letztendlich gelagert und verteilt werden müssen, stehe derzeit ebenso noch nicht fest. „Es kann sein, dass die Logistik ausschließlich bei 2 bis 8 °C erfolgt“, so Creuzberger. Diese sogenannte Kühlschranktemperatur ist der Standard für die meisten Impfstoffe. „Es kann aber auch sein, dass die Stabilitätsdaten diesen Temperaturbereich nur für wenige Tage zulassen und deshalb für eine längere Haltbarkeit die Tiefkühlung bis zu -80 °C erforderlich ist. Wir sind es unserer Kundschaft schuldig, dass wir auch für jeden Fall gerüstet sind.“ Movianto könne alle erforderlichen Temperaturbereiche abdecken. Zur Kundschaft gehören gleich mehrere der Pharmakonzerne, die aktuell führend in der Entwicklung von Impfstoffen gegen Covid-19 sind, so das Unternehmen.
Trans-o-flex hatte erst kürzlich die Vorgehensweise der Bundes- und Landesregierungen bei der Auftragsvergabe für die Covid-19-Impfstoffe kritisiert. „Angesichts der hohen Sensibilität der Impfstoffsendungen ist bei der Auswahl der Dienstleister darauf zu achten, dass insbesondere Arzneimittel- und Sicherheitsstandards eingehalten werden“, so der Pharmalogistiker, der damit andeutet, eine größere Expertise zu haben als die Konzerne, die wahrscheinlich das Gros der Distribution übernehmen sollen. Zum anderen gelte es nämlich, ausreichende Vorkehrungen gegen Diebstahl zu treffen und einen schonenden Umgang mit jedem einzelnen Packstück zu gewährleisten. „Massendienstleister, die Sendungen über konventionelle Sortiersysteme schleusen und an Ladestellen unsachgemäß handhaben, setzen sensible Sendungen mit Impfdosen einem hohen Beschädigungsrisiko aus“, schreibt Trans-o-flex. „Sie scheinen daher ungeeignet, um solche Sendungen zu transportieren.“
Das BMG ist bereits seit Längerem mit Logistikern im Gespräch – und es sieht danach aus, dass das Gros der Aufträge an die Platzhirsche geht: Deutsche Post DHL, Fedex, UPS sowie Kühne + Nagel haben jeweils einen Pharma-Geschäftszweig und können gekühlte Transporte sicherstellen. Nun hakt Trans-o-flex ein und mahnt, dass die Vergabe fair und transparent verlaufen müsste. Ganz aus der Luft gegriffen ist die Mahnung nicht, auch beim Pharmalogistiker hat man mit Interesse verfolgt, welche Fragen sich Spahn stellen lassen musste, weil er im Rahmen der Maskenbeschaffung im Frühjahr einen Logistik-Auftrag in dreistelliger Millionenhöhe an die Firma Fiege aus seiner Heimat vergeben hatte – ohne Ausschreibung.
„Die Auftragsvergabe muss über ein transparentes und faires Vergabeverfahren erfolgen, das für alle Logistikspezialisten offen ist“, fordert Trans-o-Flex nun. „Nur so kommen innovative und leistungsfähige Lösungen zum Zug, die eine reibungslose Verteilung des oder der neuen Covid-19-Impfstoffe gewährleisten.“
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