Am Wochenende wurden die ersten Dosen des Impfstoffs von AstraZeneca ausgeliefert, nach und nach treffen sie nun in den Impfzentren ein. Da die Vakzine angesichts fehlender Daten nur bei Menschen bis 65 Jahren eingesetzt werden darf, muss der Impfplan angepasst werden. Am zentralen Impfzentrum des Klinikums Stuttgart kann man bereits auf Erfahrungen zurückgreifen.
In der Stuttgarter Liederhalle sind die Corona-Impfungen gut angelaufen. Als Leiter der Klinikapotheke war Holger Hennig von Anfang an dabei. „Es ruckelt ein bisschen, aber insgesamt läuft es ordentlich“, sagt er. An einzelnen Tagen werden die Kapazitäten sogar schon zu 70 Prozent ausgereizt, heute etwa stehen 1900 Impfungen auf dem Programm.
Mit dem Impfstoff von AstraZeneca hat man auch in Stuttgart noch keine Erfahrung, wohl aber mit dem parallelen Einsatz unterschiedlicher Vakzine. So wird im zentralen Impfzentrum standardmäßig bislang der Impfstoff von Biontech/Pfizer eingesetzt. Den zweiten Impfstoff von Moderna erhalten bislang nur impfberechtigte Mitarbeiter im Gesundheitswesen aus dem Krankenhaus. Die Vakzine ist bislang ohnehin nur in geringen Mengen vorhanden.
Während Termine zur Impfung mit Comirnaty also über das KV-Portal vergeben werden, taucht der Impfstoff von Moderna dort gar nicht erst auf. Vielmehr werden die Gesundheitseinrichtungen über die Kontingente direkt informiert; sie melden ihre Mitarbeiter im Impfzentrum an, wo nur noch die Identität kontrolliert wird. An bestimmten Tagen ist eine Kabine für Impfungen reserviert – der Folgetermin schließt sich automatisch an.
Wie es nun weitergeht, ist noch nicht entschieden. Eine Idee ist es, dass der Impfstoff von Moderna nun doch für die Impfungen der Risikogruppe genutzt wird und das Pflegepersonal entsprechend die Vakzine von AstraZeneca erhält. Die Herausforderung ist dabei vor allem organisatorischer Natur: Während bei Comirnaty die zweite Impfung nach drei Wochen erfolgen muss, liegt der Abstand bei Moderna bei vier Wochen. Um bei den Wiederholungsimpfungen nicht durcheinander zu kommen, müsste das Buchungssystem entsprechend den jeweiligen Impfstoff berücksichtigen.
Andere Impfzentren haben das Problem anders gelöst. In Berlin etwa wurde am ehemaligen Flughafen Tegel gerade das vierte Impfzentrum eröffnet. Hier kommt nur der Impfstoff von AstraZeneca zum Einsatz. Termine werden also grundsätzlich nur an Menschen unter 65 Jahren vergeben, für ältere Menschen kommt der Standort nicht infrage. Nach Angaben einer Sprecherin soll – anders als in der Arena in Treptow, auf dem Messegelände und im Erika-Heß-Eisstadion in Wedding – in Tegel zunächst nur medizinisches Personal geimpft werden.
Dass der Impfstoff von AstraZeneca bald auch in Arztpraxen eingesetzt werden kann, hält Hennig eher für unwahrscheinlich. Zwar muss die Vakzine nur bei Kühlschranktemperatur gelagert werden, doch ist auch sie nicht in Einzeldosen erhältlich. Dies sei aber vielerorts Voraussetzung dafür, dass der vorgeschriebene Verbrauch innerhalb einer Stunde eingehalten werden könne.
Etliche Mitarbeiter seines Teams arbeiten regelmäßig im Impfzentrum, durften damit eine Impfung als Angehörige der Gruppe mit der höchsten Priorität erhalten und hätten die Impfung überwiegend auch schon in Anspruch genommen. Gerade bei einem Teil der Jüngeren sei nach der zweiten Impfung eine deutliche Immunreaktion mit typischen Symptomen aufgetreten. „Das zeigt uns: Die Impfung ist kein Placebo.“
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