In allen Bundesländern rückten am 27. Dezember die ersten mobilen Impfteams aus, um Bewohner von Pflegeheimen mit der ersten Corona-Impfung zu versorgen. In den meisten Fällen war der Ablauf reibungslos. Nicht so in Stralsund – hier kam es zu einem Aufbereitungsfehler. In der Konsequenz erhielten mehrere Angestellte des Pflegeheimes die bis zu 7,5-fache Menge Impfstoff. Ein Vial enthält nach der Verdünnung 2,25 ml – das enstpricht 7,5 Dosen à 0,3 ml. Pharmazeuten waren nicht vor Ort.
Milchig-trüb ist der Biontech-Impfstoff. Vor der Injektion muss die Vakzine mit Kochsalz verdünnt werden. Insgesamt erhält man aus einem Vial fünf Impfdosen – den Überschuss noch nicht mit einberechnet. In einem Pflegeheim in Stralsund wurde genau dieser Schritt vergessen, sodass mehrere Angestellte eine bis zu 7,5-fache Dosis erhielten – eine Durchstechflasche pro Impfling. So stark überdosiert mussten die Betroffenen zunächst medizinisch überwacht werden. „Weiterhin wurden das Krankenhaus, der leitende Notarzt, die Giftzentrale und der Hersteller des Impfstoffes kontaktiert“, teilt Anne Pilgrim von der Pressestelle des Rathauses Stralsund mit.
Das mobile Impfteam des Kreises wollte im Stralsunder Pflegeheim „Rosa Luxemburg“ zunächst die Angestellten impfen. Die Aufbereitung des Impfstoffes übernahm eine Schwester. Pharmazeuten waren nicht vor Ort. Apotheker oder PTA sind nicht als Teil der mobilen Impfteams vorgesehen. Aufgefallen sei der Fehler allein dadurch, dass der Impfstoff zu schnell leer war. Insgesamt acht Personen wurden mit der Überdosierung geimpft. Vier der Betroffenen wurden zur intensiveren Überwachung stationär aufgenommen. Bisher liegen keine Erfahrungswerte mit solch hohen Überdosierungen vor, teilte der Hersteller Biontech auf Anfrage mit.
Eine Sprecherin von Biontech bezog Stellung zum Vorfall und verwies auf die ausführliche Produktbeschreibung, in der der erste Satz lautet: „Dies ist eine Mehrdosendurchstechflasche, deren Inhalt vor der Verwendung verdünnt werden muss.“ Biontech liegen vereinzelte Daten zu Überdosierungen vor. So kann der Hersteller auf Daten von 52 Studienteilnehmern der klinischen Studie verweisen, die aufgrund eines verdünnungsfehlers 58 anstatt der normal üblichen 30 Mikrogramm Impfstoff erhielten. Bei diesen Personen seien nicht mehr Nebenwirkungen aufgetreten. „Im Falle einer Überdosierung wer-den eine Überwachung der Vitalfunktionen und eine mögliche symptomatische Behandlung empfohlen“, das empfiehlt Biontech in einer früheren Veröffentlichung.
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