Kammer bietet Extraschulungen an

Impfen in der Apotheke: Berlin gibt Gas

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Berlin -

Gut zwei Monate könnte es noch dauern, bis Apotheken deutschlandweit in größerer Zahl gegen Corona impfen. Zumindest in Berlin könnte es schneller gehen: Die Apothekerkammer macht Druck und will noch vor Jahresende weitere Schulungen durchführen, damit es in Kürze losgehen kann. Noch sind aber viele Fragen zu klären – und Kammerpräsidentin Dr. Kerstin Kemmritz zeigt Verständnis, dass es nicht überall so schnell gehen kann.

Erst wurde die Abda nicht müde, der Politik Corona-Impfungen in Apotheken anzubieten – und nun, da feststeht, dass sie kommen, soll es plötzlich dauern. Vor Mitte Februar, so kündigte Abda-Präsidentin Gabriele Overwiening an, werden Apotheken nicht in größerer Zahl gegen Corona impfen können. Das Nadelöhr seien besonders die praktischen Schulungen, für die Ärzte gefunden werden müssten. „Es ist nicht immer ganz stringent. Erst hieß es, wir wollen helfen, und wenn es dann so weit ist, dauert es dann doch länger“, sagt Kemmritz, macht der Abda daraus aber keinen Vorwurf. Auch sie schätze, dass das Gros der Apotheken nicht vor Ende Januar wird impfen können.

Zumindest in Berlin könnte es aber schneller gehen. „Wir müssen auf die Tube drücken. Wenn wir jetzt alle gemeinsam an einem Strang ziehen, bin ich mir sicher, dass wir noch in diesem Jahr die ersten Impfungen durchführen könnten“, so Kemmritz. Dazu hat die Hauptstadtkammer auch noch einmal Ärzte mobilisiert: Sie bietet noch in diesem Jahr Schulungen zu Grippeimpfungen für 125 Apotheker an, damit die als erste loslegen können. Anders als auf Bundesebene seien die Ärzte dort nicht das Nadelöhr. „Wir haben in Berlin keine Probleme, Ärzte zu finden, die Apotheker schulen wollen“, sagt Kemmritz. „Auch hier gibt es natürlich welche, die Vorbehalte haben. Sehr viele hier sagen aber, dass sie das sinnvoll finden. Wir haben einen enorm hohen Bedarf und für die Ärzte kommen jetzt noch die Kinderimpfungen hinzu. Wir bräuchten eigentlich jeden, der eine Nadel halten kann.“

Allerdings, so betont die Kammerpräsidentin, lasse sich die Situation nicht ohne weiteres auf andere Bundesländer übertragen. „In einem Flächenland kann ich mir vorstellen, dass es schwieriger ist, die Termine in ausreichender Zahl anzubieten, von daher muss ich sie in Schutz nehmen.“ Mit derselben Anzahl an Ärzten könne man in einem Stadtstaat wie Berlin – wo ein Arzt innerhalb einer Stunde an jedem Ort im Bundesland sein kann – schlicht einfacher gestalten als in einem dünn besiedelten Flächenland wie Mecklenburg-Vorpommern. Das Nadelöhr sei deshalb dort die notwendige Präsenz. „In Berlin werden wir damit keine Probleme haben, deshalb drücken wir ja auch auf die Tube.“

Aber auch in der Hauptstadt liegt nicht alles an der Kammer. „Aus unserer Sicht ist in Berlin das Nadelöhr die Zuordnung und Verteilung des Impfstoffs“, sagt Kemmritz. Der gesamte Impfstoff komme aus der Bundesreserve und es müsse erst noch festgelegt werden, wie viel den Apotheken zugeteilt wird. All das muss nach der voraussichtlichen Verabschiedung des Gesetzes am Freitag noch durch die neue Führung des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) geregelt werden. „Es braucht noch eine Verordnung aus dem BMG. Aber wenn Herr Lauterbach es ernst meint – und ich denke, das tut er – dann kann man die in den kommenden Tagen schon auf den Weg bringen.“

Damit müssten dann viele Details geklärt werden, die bisher noch unbekannt sind, von bürokratischen Formalitäten über die Vergütung bis zum Prozess des Impfstoffbezugs der Apotheken. „Dann muss der Bund noch Reserven freigeben und die Logistik klären. Das ist aber alles nichts grundlegend Neues, man kann da auf bereits bekannte Muster zurückgreifen“, so Kemmritz. Gerade die bekannten Verfahrensmuster würden aber auch die Vermutung nahelegen, dass es noch etwas Zeit braucht.

„Wenn es wie bei den Ärzten abläuft, wäre da vorab eine Anmeldung des Bedarfs zur Bestellung notwendig. Es kann im schlimmsten Fall also sein, dass dieser Prozess auch eine Woche Vorlauf braucht – und dann wären wir ja schon fast im nächsten Jahr“, so Kemmritz. „Es wird sehr knapp, aber gerade die Feiertage bieten ja eine Möglichkeit, dass der eine oder andere Kollege sich mal eine oder zwei Stunden dafür nehmen kann. Das wäre ein Zeichen.“

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