Impf-Apotheker: Mobile Teams entlasten Karlsruher Ärzte Sandra Piontek, 23.10.2023 12:11 Uhr
Die Ärzte-Lobby ist dagegen, doch bei den Praxen kommen Impfungen gegen Corona und Grippe durch Apotheken gut an. In der Rhein-Apotheke in Karlsruhe entlastet Felix Maertin die umliegenden Ärzte bei der Immunisierung der Bevölkerung. Und gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus der „Gruppe Karlsruher Apotheker“ geht er mit mobilen Impfteams in 14 Einrichtungen der Stadt. „Heute ist beispielsweise der Oberbürgermeister von Karlsruhe einer unserer Impflinge“, freut sich Maertin, der bisher für diese Aktion nur positives Feedback bekam.
Maertin kann die Kritik der verfassten Ärzteschaft an Impfungen durch Apotheken nicht verstehen: „Ich erlebe hier vor Ort das komplette Gegenteil. Die Praxen kommen eher auf uns zu und begrüßen, dass wir impfen“, so der Inhaber. Man habe ein sehr gutes Verhältnis und alles andere als das Gefühl, man nehme den Ärzt:innen das Impfen weg: „Aufgrund des Fachkräftemangels, der auch in Arztpraxen sehr präsent ist, wissen viele Karlsruher Praxen nicht, wie sie die hohen Patientenzahlen stemmen sollen, und sind froh, dass Apotheken diese Arbeit abnehmen können“, so Maertin. Es herrsche keinerlei Missgunst, und an der Ärzte-Basis stimme man absolut dafür, so Maertin.
„Die Teams der Praxen sind am Anschlag und sind dann froh, dass sie die Patienten unkompliziert in die Apotheke schicken können. Gerade auch bei Privatpatienten macht der schlanke Impfprozess in der Apotheke Sinn. Bisher holen diese Patienten ein Rezept aus der Praxis, kommen dann zu uns, holen den Impfstoff und müssen wieder zurück zum Arzt. Diesen doppelten Weg sparen sie sich, indem sie gleich hier geimpft werden“, so der Inhaber.
Dabei sei das Geschäft durchaus auch lukrativ: „Es ist doch eine Win-Win-Situation. Wir können das Prozedere abrechnen und für die Kund:innen ist es unkompliziert. Ich habe viel positives Feedback bishin zu persönlichen Anrufen, mit Danksagungen bekommen.“
Monopol für Schnittstelle
Nur über Impfregistrierung ärgert sich Maertin: „Es kann nicht sein, dass das Apothekenportal ein Monopol für die Schnittstelle beim Robert Koch-Institut (RKI) besitzt. Wenn ich 100 Impfungen mache, muss ich jede einzeln melden.“ Inzwischen habe er sich direkt an das RKI gewendet: „Das ist nicht das, was wir vor Ort brauchen, es müsste eine andere Möglichkeit zur Meldung geben. Im Moment ist die Melderei nur anstrengend.“
Im Dezember 2022 eröffnete Maertin in Kooperation mit drei weiteren Apotheken in der Umgebung zudem ein Impfzentrum. „Eine Angestellte der Stadt ärgerte sich damals, dass Karlsruhe es nicht auf die Reihe bekam, die entsprechenden Impfungen anzubieten. Sie betonte, dass Apotheken dies besser können.“ Das sei das Stichwort für die Initiative Maertins gewesen, der daraufhin die Stadt anschrieb: „Ich habe ein Angebot gemacht, mit mobilen Impfteams Angestellte der Einrichtungen der Stadt zu impfen.“ Im Mai diesen Jahres habe er Antwort erhalten: „Man wollte sich zunächst vergewissern, wie die Bedingungen für die Impfungen sind. Erstaunt war man über die schlanken Prozesse, mit der alles über die Bühne geht.“
Seit vergangener Woche ist Maertin mit den Impfteams aktiv und impft Angestellte von 14 Einrichtungen der Stadt: „Mit dabei ist beispielsweise der Karlsruher Zoo, das Ordnungsamt, aber auch das Rathaus. Heute wird der Karlsruher Oberbürgermeister Frank Mentrup durch uns geimpft“, freut sich Maertin über den breiten Zuspruch aus der Bevölkerung. „500 bis 600 Impfungen kommen so in den knapp zwei Wochen zusammen.“