Sars-CoV-2 entwickelt sich weiter

Immunschwäche & Covid-19: Verschiedene Therapien erfolglos

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Berlin -

Patienten mit einer Immunschwäche erleiden häufig chronische Verläufe von Viruserkrankungen. In Cambridge war ein immungeschwächter Patient mehr als 100 Tage mit Sars-CoV-2 infiziert. Mehrere Therapieversuche schlugen fehl, das Virus hat sich zudem im Verlauf der Erkrankung häufiger verändert.

Bei dem Patienten handelt es sich um einen 70-jährigen Mann, welcher an einem sogenannten MALT-Lymphom litt, einer Krebsart, welche die Schleimhäute befällt. Durch die Erkrankung und deren Behandlung litt er an einer Immunschwäche. Zudem infizierte er sich mit Sars-CoV-2. Die Forscher gehen davon aus, dass es durch das geschwächte Immunsystem zu einem chronischen Verlauf von Covid-19 gekommen ist.

Mutationen entzogen sich Behandlung

Der Mann wurde zweimal mit Remdesivir behandelt – allerdings ohne Erfolg. Auch zwei Serumtherapien mit Rekonvaleszentenplasma konnten die Infektion nicht stoppen. Später erhielt er erneut Remdesivir und eine Serumtherapie. Nach 102 Tagen starb er schließlich an Covid-19. In diesem Zeitraum wurde das Genom des Virus 23 Mal sequenziert.

Dabei zeigte sich, dass sich das Virus im Verlauf der Behandlung mehrfach verändert hat: Die gravierendsten Entwicklungen haben dem Team zufolge nach den Serumtherapien stattgefunden. Die im Plasma enthaltenen Antikörper konnten nur einen Teil der Viren im Körper beseitigen, mutierte Viren scheinen sich der Behandlung jedoch entzogen zu haben.

Die Mutanten überlebten die Therapie und breiteten sich weiter aus. Es zeigte sich eine Virusvariante, welche eine Deletion mit dem Namen 69/70 trug. Im Laufe der Infektion sei diese Variante zwar rückläufig gewesen, nach der letzten Behandlung mit Remdesivir und Rekonvaleszentenplasma habe sie sich jedoch erneut ausgebreitet und letztlich das Infektionsgeschehen beherrscht.

Die Forscher nahmen die aufgetretene Variante genauer unter die Lupe: Dabei stellten sie fest, dass die Mutation dazu führte, dass die Antikörper die Virusvariante an ihrer Rezeptorbindungsstelle nicht mehr optimal erfassen konnten. Sie vermuten, dass die Bindungsfähigkeit des Virus durch die Mutation herabgesetzt wurde. In weiteren Experimenten war die Deletion mit einer doppelten Infektiosität verbunden.

Mithilfe einer „Escape-Mutation“ sei das Virus zunächst „unsichtbar“ für das Immunsystem gemacht worden, durch eine zweite Veränderung bleibt es jedoch infektiös. Die Deletion sei dabei kein Zufall: Grundsätzlich würden Coronaviren seltener als andere Viren mutieren, da die RNA-Polymerase Punktmutationen erkennen und korrigieren kann. Bei Deletionen fehlen jedoch einzelne Basenpaare in der RNA – der Korrekturmechanismus kann folglich nicht greifen.

Deletion auch in bekannten Mutationen

Deletionen können die Eigenschaften des Virus beeinflussen und zu einer Veränderung der Infektiosität führen – besonders, wenn sie sich in der Nähe der Rezeptorbindungsstellen befinden. Die Infektiosität kann dadurch sowohl verstärkt wie auch herabgesetzt werden. Verschiedene in den Fokus gerückte Mutationen verfügen über die genannte Deletion 69/70: Sowohl die britische Variante B.1.1.7 wie auch die in Dänemark aufgetretene Mutation, welche von Nerzen auf den Menschen übertragen wurde. Bei der südafrikanischen Variante ist ebenfalls eine Deletion bekannt, jedoch an anderer Stelle des Genoms.

 

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