Die Daten zur Immunität nach einer überstandenen Covid-Infektion sind derzeit noch relativ ungenau. Verschiedene Untersuchungen haben bereits versucht, eine Antwort auf die Frage zu finden, wie lange Menschen geschützt sind. Einige Analysen zeigten, dass protektive Antikörper über drei Monate nachweisbar waren. Zwei neuere Studien ermitteln ein Immungedächtnis für mindestens acht Monate.
Häufig werden gebildete Antikörper als Indiz für eine Immunität gegen eine Erkrankung angesehen – auch bei Covid-19. Für eine Immunität sind jedoch nicht nur Antikörper von Bedeutung, sondern auch die Bildung von Gedächtniszellen im Blut. Eine Studie des La Jolla Institute for Immunology in Kalifornien nahm die einzelnen Komponenten genauer unter die Lupe. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal „Science“ veröffentlicht.
Insgesamt wurde bei der Untersuchung die Immunantwort von knapp 200 Covid-Patienten untersucht. Unter ihnen waren zwar viele milde, aber auch einige auch schwere Verläufe. Insgesamt wurden die Patienten über einen Zeitraum von bis zu acht Monaten überwacht und ihre Blutproben regelmäßig auf Antikörpertiter und Immunzellen untersucht. Insgesamt kamen dabei mehr als 250 Proben zusammen.
Das Ergebnis: Der besonders interessante IgG-Antikörpertiter gegen das Spike-Protein von Sars-CoV-2 hielt sich auch sechs bis acht Monate nach der Infektion stabil, ebenso wie die Menge der T-Zellen, welche nur geringfügig abnahm. Betrachtet wurden auch die virusspezifischen CD4+- und CD8+T-Zellen: Sie zeigten eine Halbwertszeit von drei bis fünf Monaten. Die sogenannten B-Zellen, die gemeinsam mit den T-Zellen zum adaptiven Immunsystem gehören, stiegen im Verlauf der Kontrollen sogar an. Im Untersuchungszeitraum von fünf bis acht Monaten nach der Erkrankung konnten bei 95 Prozent der Teilnehmer noch drei von vier Immungedächtnis-Komponenten ermittelt werden.
Auch Forscher der Rockefeller University in New York und des Howard Hutchinson Medical Institute in Baltimore hatten sich bereits mit der Thematik beschäftigt und ihre Ergebnisse veröffentlicht. Sie wurden im Fachjournal „Nature“ publiziert und lieferten ebenfalls Hinweise auf eine relativ lange Immunität über mehrere Monate.
Die Teilnehmerzahl fiel mit 87 Covid-Patienten zwar niedriger aus, dafür konnten die Wissenschaftler zeigen, dass die neutralisierende Aktivität eng mit dem Antikörpertiter zu Beginn der Erkrankung zusammenhängt. IgG- und IgM-Antikörpertiter sanken dabei schneller als IgA-Antikörper. Bei Patienten, die besonders lange unter den Symptomen der Erkrankung litten, zeigten sich zudem extrem hohe IgG-Antikörpertiter gegen die Rezeptor-Binde-Domäne des Spike-Proteins von Sars-CoV-2.
Spannend ist jedoch ein weiterer Aspekt: Die Mediziner sprechen von einer Art „Evolution der humoralen Immunantwort“: Bei der Kontrolle nach etwa sechs Monaten zeigte sich, dass die B-Gedächtniszellen ausgetauscht wurden – die neu gebildeten Antikörper waren noch wirksamer gegen Sars-CoV-2 und seine Mutationen als die ursprünglichen Antikörper. Bekannt sei dieses Phänomen beispielsweise von HIV – bei Sars-CoV-2 kam die Entdeckung jedoch überraschend.
Im Oktober hatten Studien aus Kanada und den USA bereits ermittelt, dass die protektiven Antikörper über drei Monate anhalten und in Blut und Speichel nachgewiesen werden können. Unter den knapp 350 Patienten mit schweren Covid-Verläufen konnten sowohl IgM-, IgA- und IgG-Antikörper identifiziert werden. Nach etwa 50 Tagen waren die IgM-Antikörper – die bei einer akuten Infektion nur relativ zeitnah gebildet werden – bei der Hälfte der Patienten nicht mehr nachweisbar. Eine Immunität auf den Schleimhäuten bildet sich durch IgA-Antikörper aus, doch auch diese waren nach durchschnittlich 71 Tagen im Speichel nicht mehr nachweisbar. Bei den IgG-Antikörpern sah es jedoch anders aus: Nach einem deutlichen Anstieg bis zum 28. Tag kam es nur zu einem langsamen Abfall. Bei drei Personen konnten auch drei Monate später noch Antikörper nachgewiesen werden.
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