Studie in Kupferzell

Hohe Dunkelziffer, kaum Antikörper

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Berlin -

Bei einer Antikörperstudie zum Corona-Hotspot im baden-württembergischen Kupferzell hat das Robert Koch-Institut (RKI) eine hohe Dunkelziffer nicht über Tests erfasster Infektionen ermittelt.

Demnach gab es in der 6000-Einwohner-Gemeinde im Hohenlohekreis fast vier Mal so viele Infizierte wie bisher bekannt waren, erklärten Forscher des RKI am Freitag in Kupferzell. Bei 7,7 Prozent der 2203 getesteten Erwachsenen seien Antikörper gegen das Virus Sars-CoV-2 nachgewiesen worden. Selbst ein solcher im Bundesvergleich relativ hoher Wert reiche aber nicht aus, um eine befürchtete „zweite Welle“ zu verhindern, sagte RKI-Vizepräsident Professor Dr. Lars Schaade.

Ein Viertel der Infizierten ohne Immunität

Bei mehr als einem Viertel – 28,2 Prozent – der Testpersonen in Kupferzell mit einem vorherigen positiven Corona-Befund seien keine Antikörper gefunden worden, erklärte die Studienleiterin Dr. Claudia Santos-Hövener. Das bedeute jedoch nicht, dass keine Immunität gegen das Virus bestehe. Etwa jeder sechste positiv Getestete – 16,8 Prozent – hatte keine typischen Krankheitssymptome.

In Kupferzell war es in den Wochen nach einem Kirchenkonzert am 1. März zu mehr als 100 bekannten Infektionsfällen gekommen, drei Betroffene waren gestorben. In seiner Studie „Corona Monitoring lokal“ untersucht das RKI neben Kupferzell auch das Infektionsgeschehen an drei weiteren Hotspots. Insgesamt sollen die Daten von 8000 Menschen erhoben werden.

Studien liefern ähnliche Ergebnisse

Auch andererorts laufen verschiedene Antikörper-Studien. Die Ergebnisse zeigen vor allem eines: Bisher haben viel zu wenig Menschen eine Infektion überstanden, um mit einer möglichen Immunität die weitere Ausbreitung des Virus zu stoppen. Erste Ergebnisse von Corona-Antikörper-Studien unterstreichen nach Auffassung des Münchner Infektiologen Professor Dr. Clemens Wendtner die Notwenigkeit einer Impfung zur Eindämmung der Pandemie. „Die Durchseuchung in der Bevölkerung ist so gering, dass wir uns nicht auf Herdenimmunität verlassen können“, sagte der Chefarzt der Klinik für Infektiologie in der München Klinik Schwabing. Dort waren im Januar die ersten Corona-Patienten behandelt worden. „Von 70 Prozent Durchseuchung sind wir extrem weit entfernt. Deshalb ist die Suche nach einem Impfstoff wichtig. Ohne Impfung werden wir aus meiner Sicht keine Herdenimmunität bekommen.“

Darüber hinaus sei die Aussagekraft der Antikörperstudien begrenzt. Sie sagten nur aus, ob jemand eine Infektion durchgemacht habe – nicht aber, ob er nun immun sei gegen Sars-CoV-2. Welche Zellen und Antikörper im Körper für eine Immunität sorgen und wie lange sie anhält, sind offene Fragestellungen laufende Studien. „Zumindest wissen wir, dass neutralisierende Antikörper einen Schutz vor einer weiteren Infektion bieten. Wie lange, wissen wir nicht.“ Untersuchungen an genesenen Patienten zeigten, dass die Zahl neutralisierender Antikörper nach Wochen teils wieder stark absinke. Darüber hinaus sagen die Tests nichts aus über die sogenannte T-Zell-Immunität. Sie funktioniert über T-Lymphozyten, die virusinfizierte Zellen abtöten können, wenn sie zuvor ihren Gegner einmal kennengelernt haben. Auch die Rolle dieser Zellen im Kampf gegen Covid-19 müsse weiter erforscht werden.

In München werden Ergebnisse einer Antikörper-Studie mit rund 3000 Haushalten in den nächsten Wochen erwartet. Bei einer Studie mit Proben von rund 12.000 Blutspendern wurden nur in rund 1,5 Prozent Antikörper gefunden. Eine Studie in der Gemeinde Gangelt im nordrhein-westfälischen Kreis Heinsberg ergab eine Quote von 15 Prozent. Eine Studie aus Ischgl, von wo aus sich das Virus europaweit ausgebreitet hatte, ergab eine Durchseuchung von gut 42 Prozent – selbst wenn dies eine Immunität bedeuten sollte, wäre es zu wenig, um die weitere Ausbreitung des Virus zu verhindern. Umso mehr gehe es darum, weiter Vorsicht walten zu lassen, sagte Wendtner. „Wichtig ist mir, dass jeder Einzelne durch die Einhaltung der geltenden Schutzmaßnahmen bis dahin einen extrem wichtigen Beitrag leisten kann.“

 

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