Höchstmenge für Biontech, Freibrief für Moderna dpa/APOTHEKE ADHOC, 19.11.2021 18:25 Uhr
Die Corona-Auffrischungsimpfungen sollen deutlich anziehen und verstärkt mit dem Impfstoff von Moderna anstelle von Biontech vorgenommen werden. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) betonte am Freitag, dass bis Jahresende genug Impfstoff für solche „Booster“ zur Verfügung stehe. Nachdem das Präparat von Biontech bisher mehr als 90 Prozent der Bestellungen ausmache, solle aber vermehrt Moderna eingesetzt werden.
Dies solle sichern, dass kurzfristig ausreichend Impfstoff verfügbar ist. Zudem verfielen eingelagerte Moderna-Dosen ab Mitte des ersten Quartals 2022, was aber vermieden werden müsse. Für Biontech sollen daher „Höchstbestellmengen“ definiert werden, wie es in einem Schreiben des Ministeriums an die Länder heißt. Praxen sollen demnach vorerst maximal 30 Dosen pro Woche bestellen können, Impfzentren und mobile Impfteams 1020 Dosen. „Bestellungen für Moderna-Impfstoff werden keiner Höchstgrenze unterliegen und vollumfänglich beliefert“, heißt es in dem Schreiben.
In der kommenden Woche werden die Arztpraxen noch rund 4,6 Millionen Dosen Comirnaty erhalten. Ab der Woche vom 29. November bis 5. Dezember wird Biontech kontingentiert. Vor allem Auffrischimpfungen, für die ein mRNA-Impfstoff zu verwenden ist, werden dann bei über 30-Jährigen vermehrt mit Spikevax von Moderna erfolgen müssen. Arztpraxen könnten Impfstoff dieses Herstellers sowie von Johnson & Johnson weiterhin unbegrenzt bestellen.
Bei der nächsten Impfstoffbestellung bis Dienstag kann jeder Arzt bis zu fünf Vials Comirnaty für die Woche vom 29. November bis 5. Dezember ordern. Das BMG geht derzeit davon aus, dass diese Bestellungen dann auch vollständig beliefert werden können. Für die anderen beiden Impfstoffe gibt es keine Bestellobergrenzen.
Bei der Bestellung des Impfstoffes von Moderna sollen Praxen berücksichtigen, dass dieser laut Stiko nicht an Personen unter 30 Jahren sowie Schwangere verimpft werden soll. Für die Grundimmunisierung sind zwei Dosen zu je 0,5 ml im Abstand von vier bis sechs Wochen notwendig, für Auffrischimpfungen 0,25 ml. Ein Vial reicht entsprechend für zehn Erst- und Zweitimpfungen oder 20 Auffrischimpfungen. Eine Rekonstitution sei nicht erforderlich. Engpässe könnte es laut KBV vorübergehend bei den Etiketten für die Dokumentation im Impfausweis geben, wo bislang elf Stück pro Vial mitgeliefert werden. Die KBV hat sowohl beim BMG als auch beim Hersteller angemahnt, dass schnellstens genügend Klebeetiketten für die Durchführung von Auffrischimpfungen zur Verfügung gestellt werden müssen.
„Gerade jetzt wo die Praxen ihre Kapazitäten wieder deutlich hochfahren und für die nächste Woche fast fünf Millionen Impfstoffdosen geordert haben, wird die Impfkampagne empfindlich gestört“, sagte der KBV-Vorstandsvorsitzende Dr. Andreas Gassen. Die Mitteilung des BMG treffe die Ärzte völlig überraschend und unvorbereitet.
„Wir rechnen mit deutlich erhöhtem Beratungs- und auch Aufklärungsbedarf für die Ärztinnen und Ärzte, weil Patientinnen und Patienten, die mit Biontech/Pfizer im Rahmen ihrer Grundimmunisierung geimpft wurden, nun eine Auffrischimpfung mit Moderna erhalten werden“, sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende, Dr. Stephan Hofmeister.
Beide Impfstoffe seien nach vorliegenden Studiendaten und laut Ständiger Impfkommission (Stiko) gleichwertig, die Umstellung werde jedoch wertvolle Zeit binden, die für das Impfen dann fehle. Dies sei wenig hilfreich, wenn vor allem schnell und viel geimpft werden solle.
Generell gewinnen die Impfungen laut KBV an Tempo. Für die nächste Woche seien fast fünf Millionen Dosen bestellt worden. Das sei die bisher größte Menge, die seit Start der Impfkampagne in die Praxen geliefert werde.