Verbandschefin gegen Impfung in Apotheken

Hausärzte: „Massiver Organisationsstress“ wegen Biontech-Mangel

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Berlin -

Engpässe bei der Belieferung mit dem Corona-Impfstoff von Biontech machen den Hausärzten im Praxisalltag nach wie vor zu schaffen. „Angebot und Nachfrage passen bei Biontech in den Praxen derzeit schlecht zusammen“, sagte die Vorsitzende des rheinland-pfälzischen Hausärzteverbandes, Barbara Römer. Das führe zu einem „massiven Organisationsstress“ vor allem für die Medizinischen Fachangestellten (MFAs), die in der Regel die Impftermine koordinierten. Römer ist deshalb dagegen, dass weitere Institutionen wie Apotheken in die Impfkampagne einsteigen.

Laut Römer, die selbst im rheinhessischen Saulheim eine Praxis betreibt, ist der vom Bund für die Hausärzte bereitgestellte Impfstoff von Biontech/Pfizer seit Wochen auf maximal fünf Fläschchen pro Arzt und Woche beschränkt. Das bedeute, dass für eine Einzelpraxis maximal 30 Dosen pro Woche verfügbar seien. Obendrein sei diese ohnehin begrenzte Liefermenge in den vergangenen Wochen noch einmal zwischen 40 und 50 Prozent gekürzt worden.

Auf der anderen Seite häuften sich seit Jahresbeginn in den Praxen die Terminanfragen von jungen Erwachsenen unter 30 und Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren, berichtete die Verbandsvorsitzende weiter. Hintergrund dafür ist die Booster-Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) für diese Altersgruppe. Jungen Menschen unter 30 soll das Biontech-Vakzin und nicht der ebenfalls auf der mRNA-Technologie basierende Impfstoff des US-Herstellers Moderna verabreicht werden.

Bei Über-30-Jährigen gilt diese Einschränkung dagegen nicht. Doch bevorzugen in dieser Altersgruppe offenbar viele Patient:innen das Vakzin von Biontech. „Es gibt immer wieder Diskussionen der MFAs mit Patienten über die derzeit nicht mögliche Impfstoffwahl, vereinzelt wird daher mangels Zusicherung des Impfstoffs ein Impftermin abgelehnt“, berichtete Römer aus dem hausärztlichen Alltag. „Praxen können bei Patienten über 30 nur kommunizieren: Geimpft wird, was da ist.“ Die Vereinbarung eines Impftermins für Über-30-Jährige bleibe eine Herausforderung.

„Bei diesen unvorhersehbaren Kürzungsumfängen ist eine längerfristige Planung von Impfterminen schlichtweg unmöglich“, kritisierte Römer. Die Hausärzte forderten daher, dass gerade auch angesichts der aktuellen Pandemiewelle, die vor allem auf die neue Omikron-Variante zurückgeführt wird, den Praxen Biontech-Impfstoff nach dem jeweiligen Bedarf und in vollem Umfang zur Verfügung gestellt werde. „Wir haben schlichtweg keine Zeit für die ständige Umorganisation von Impfterminen neben der in voller Ausprägung laufenden Bekämpfung der Omikronwelle“, betonte Römer.

„Wir sind auch in Zeiten von Omikron uneingeschränkt bereit, diese Doppelbelastung auf uns zu nehmen, da wir alle unser Bestes geben wollen, diese Pandemie zu knacken“, sagte Römer. Schließlich seien Patientenversorgung und Prävention durch Impfungen Teil der hausärztlichen Identität. „Dafür benötigen wir aber Verlässlichkeit in der Logistik.“ Je mehr Institutionen in das Impfgeschehen eingebunden würden, desto undurchsichtiger werde der Verteilungsmodus. Mit anderen Worten: Römer spricht sich dagegen aus, dass auch in Apotheken geimpft wird.

Bei den Corona-Schutzimpfungen geht es im Praxisalltag laut Römer überwiegend ums Boostern, also um Auffrischungsspritzen. Erstimpfungen hätten einen Anteil von weniger als zehn Prozent, und da zeichne sich auch keine Änderung ab, sagte sie.

Impfbefürworter hoffen, dass ein neues Vakzin des US-Herstellers Novavax zu einer stärkeren Nachfrage nach Erstimpfungen führt. Der Proteinimpfstoff ist nach Angaben des Gesundheitsministeriums Rheinland-Pfalz auch ausgerichtet auf Menschen, die den bislang zugelassenen Impfstoffen skeptisch gegenüberstehen. Anmeldungen dafür sind von diesem Montag an über das Impfportal des Landes möglich. Ende Februar erwartet das Land die erste Lieferung des Impfstoffs Nuvaxovid. Die Dosen werden demnach im Abstand von etwa drei Wochen verabreicht.

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