Der Hausärzteverband Nordrhein ist kategorisch gegen Impfungen in Apotheken. Nach dem Drängen des geschäftsführenden Bundesgesundheitsministers Jens Spahn (CDU) nach schnellen Corona-Auffrischungsimpfungen für alle Erwachsenen erwartet Verbandschef Oliver Funken einen Andrang in den Praxen – und dämpft die Erwartungen der Impfwilligen: Viele Booster werde es erst Anfang 2022 geben.
„Natürlich wird es jetzt erneut einen Ansturm geben“, sagte Funken der Rheinischen Post. Teilweise seien in Praxen schon bis Februar keine Impftermine mehr zu bekommen. „Da die Impfstoff-Mengen in den Praxen erst im Juni/Juli ausreichend zur Verfügung standen, sind die meisten Termine für die Booster-Impfung auch erst von Januar bis März 2022. Darauf bereiten wir uns in den Praxen vor“, so Funken.
In einem Schreiben an alle Vertragsärzte in Deutschland hatten sich Spahn und der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, am Dienstag dafür ausgesprochen, allen Menschen ab 18 Jahren eine Auffrischungsimpfung gegen das Coronavirus zu ermöglichen – auch wenn die letzte Impfung noch nicht sechs Monate her ist. Der Abstand sei „als zeitliche Richtschnur zu verstehen, der natürlich nicht tagesgenau einzuhalten ist“.
„Sie können daher jede Patientin und jeden Patienten ab 18 Jahren, auch wenn sie nicht zu den Risikogruppen gemäß der aktuellen Stiko-Empfehlung wie ältere Personen, Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeeinrichtungen sowie medizinisches und pflegerisches Personal gehören, zeitnah und auch vor Ablauf der sechs Monate im eigenen Ermessen impfen“, teilten Spahn und Gassen mit. Ärzteverbands-Chef Funken sagte dazu: „Es ist unverantwortlich, dass Herr Spahn sich ständig über die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission hinwegsetzt.“
Angesichts steigender Corona-Infektionszahlen hatten Ärzte am Mittwoch einen raschen Ausbau der Möglichkeiten für Auffrischungsimpfungen in NRW gefordert. Neben den Praxen müssten auch Krankenhäuser Impfzentren andocken, um das dringend notwendige „Boostern“ zu beschleunigen, sagte der westfälisch-lippische Ärztekammerpräsident Hans-Albert Gehle. Auch der Einsatz mobiler Teams müsse ausgeweitet werden.
Die Zahl der Impfdurchbrüche nehme zu, es brauche daher schnellstmöglich altersunabhängige Boosterimpfungen auch schon nach vier oder fünf Monaten, so auch der Appell des Direktors des Uni-Klinikums Münster Hugo Van Aken.
Verbandschef Funken geht davon aus, dass es auch Booster-Impfungen für Jugendliche geben wird: „Die 16- bis 18-Jährigen sind seit Ende Mai geimpft worden. Für diese Altersgruppe muss es eine zeitnahe Lösung geben.“ Die Jugendlichen hätten unter dem Lockdown besonders gelitten.
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