Frühere Infektion bietet keinen Schutz

Häufiger Reinfektionen bei jungen Menschen

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Berlin -

Bislang ist noch immer nicht abschließend geklärt, in welchem Umfang und wie lange eine Covid-Infektion vor einer erneuten Ansteckung mit Sars-CoV-2 schützen kann. Bei leichten und asymptomatischen Verläufen scheint die Immunantwort häufig schwächer auszufallen, jüngere Menschen scheinen insgesamt öfter von Reinfektionen betroffen zu sein.

Bei einer Infektion mit Sars-CoV-2 wird im Körper eine komplexe Immunantwort ausgelöst. Diese sorgt normalerweise dafür, dass Antikörper und Gedächtniszellen gebildet werden, die eine erneute Ansteckung verhindern sollen. Bei einigen Erkrankten ist dies jedoch nicht oder nur in geringem Maße der Fall. Ein vollständiger Schutz ist dann nicht gegeben, mögliche Reinfektionen sind die Folge.

Eine im Fachjournal „Lancet Respiratory Medicine” vorgestellte Untersuchung zeigt nun, dass es bei jungen Menschen öfter zu Reinfektionen gekommen ist, obwohl sie bereits mit dem Virus infiziert waren. Die Studie wurde mit über 2200 US-Rekruten durchgeführt. Eigentlich sollte Sars-CoV-2 aus den Kasernen ferngehalten werden: Dazu wurde für alle Rekruten zwei Wochen vor Beginn der Ausbildung eine häusliche Quarantäne verhängt. In diesem Zeitraum wurden drei PCR-Tests mittels Abstrich durchgeführt. Trotz negativer Ergebnisse wurden alle Rekruten vor Betreten der Kaserne erneut zwei Wochen in eine überwachte Quarantäne geschickt. Außerdem wurde das Blut auf Antikörper untersucht – 48 Prozent der Rekruten hatten noch keine Antikörper im Blut, die übrigen schon.

Jeder Zweite positiv getestet

Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen ist es während der Ausbildung zu einem Ausbruch in den Kasernen gekommen: Jeder zweite Soldat wurde bei regelmäßigen PCR-Kontrollen positiv getestet – unter ihnen waren sowohl solche mit wie auch ohne vorherige Antikörper im Blut. 10 Prozent der Rekruten, bei denen ein positiver Antikörpertest anzeigte, dass es eine frühere Infektion gegeben hatte, infizierten sich erneut. Die negativen PCR-Tests zeigten jedoch, dass die Infektion vor Betreten der Kaserne überstanden war.

Das Team der Icahn School of Medicine in New York berechnete aus den Daten, dass eine vorherige Infektion mit Sars-CoV-2 einen 82-prozentigen Schutz hinterlässt. Ähnliche Daten zeigten sich in Bezug auf die Schutzwirkung bei Angehörigen des britischen Gesundheitswesens und in der dänischen Bevölkerung, die im Zuge anderer Studien berechnet wurden.

Demnach verfügen jedoch vor allem jüngere Menschen auch nach einer Infektion nicht über einen sicheren Schutz vor einer Reinfektion. Bei den US-Rekruten waren die Zweitinfektionen jedoch von vergleichsweise kurzer Dauer: Nach sieben Tagen waren nur 32 Prozent noch PCR-positiv, zuvor waren es 47 Prozent der erstmals Infizierten gewesen.

Außerdem kam es insgesamt seltener zu Symptomen. Die Zweitinfektionen könnten daher häufiger übersehen werden, da es sich oft um gänzlich asymptomatische Erkrankungen handelt. Dadurch könne es zu einer leichteren Verbreitung kommen, erklären die Forscher:innen. Allerdings seien asymptomatische Verläufe häufig auch mit einer niedrigeren Viruslast verbunden, was wiederrum eine geringere Übertragungsgefahr bedeutet. Das von Zweitinfektionen ausgehende Risiko bleibt daher unklar. Frühere Untersuchungen hatten bereits gezeigt, dass Erkrankte mit Reinfektionen häufig nicht infektiös sind.

Senioren ebenfalls häufig betroffen

Eine Studie aus Dänemark hatte kürzlich andere Ergebnisse in Bezug auf Reinfektionen gezeigt: Demzufolge erleiden ältere Menschen deutlich häufiger eine Reinfektion als jüngere. Grund dafür sei die deutlich schwächer ausgeprägte Immunität nach einer Infektion bei Personen über 65 Jahren. Von mehr als 11.000 positiv Getesteten in der ersten Welle hatten 0,65 Prozent in der zweiten Welle erneut ein positives Ergebnis. Bei 1,35 Millionen Personentagen zwischen den beiden Tests ermittelte das Team eine Infektionsrate von 5,35 auf 100.000 Personentage.

Anhand der ermittelten Daten berechneten die Forscher:innen die Schutzwirkung der Infektion: Sie liege bei 80,5 Prozent. Wurden nur Tests berücksichtigt, zwischen denen mehr als 90 Tage lagen, betrug die Schutzwirkung 78,8 Prozent. Unter Männern und Frauen war der Schutz mit 78,4 beziehungsweise 79,1 Prozent etwa gleich ausgeprägt. Das Team stellte jedoch fest, dass bei Senioren die Schutzwirkung eher nachließ: Dazu wurden die Personen in mehrere Gruppen eingeteilt – bis 34 Jahre, 35 bis 49 Jahre, 50 bis 64 Jahre und über 65 Jahre. Die Schutzwirkungen lagen in den einzelnen Gruppen bei 82,7 Prozent, 80,1 Prozent und 81,3 Prozent, In der Gruppe über 65 Jahre sank sie jedoch stark ab und betrug nur noch 47,1 Prozent.

 

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