Die britische Apothekenkette Boots will in den kommenden Wochen Corona-Schnelltests anbieten, deren Ergebnisse schon in zwölf Minuten vorliegen. Das könnte Folgen für die Entscheidungen der Politik im Umgang mit Corona haben. Der Kunde bekommt nach Unternehmensangaben noch am selben Tag das Ergebnis des Abstrich-Tests mitgeteilt. Der Service wird in ausgewählten Geschäften erhältlich sein, wie der Konzern in London mitteilte.
Das neue Angebot sei für Menschen ohne Symptome geeignet, die zum Beispiel vor einer Reise zu Verwandten vorsichtshalber testen lassen wollten, ob sie selbst ansteckend sein könnten. Es sei aber derzeit nicht als Nachweis bei Flugreisen ausreichend, sagte ein Konzernsprecher. Der Service kostet 120 Pfund, also rund 133 Euro. „Wir hoffen, dass wir damit auch Druck vom (staatlichen Gesundheitsdienst) NHS nehmen können“, sagte Firmenchef Seb James.
Auch PCR-Tests werden bereits angeboten. Beworben wird das Angebot vor allem für Menschen, die in die Vereinigten Arabischen Emirate reisen wollen, da hier seitens der Regierung ein negativer Corona-Schnelltest verpflichtend ist. Alle Fluggäste würden von der Fluggesellschaft einen Link zur Registrierung im Pure Health-Portal erhalten. Zur Testung kann dann ein Termin in einer der vielen Boots-Filialen vereinbart werden. Die Probe wird an das Viapath-Labor gesendet und dort getestet. Das Ergebnis wird binnen 48 Stunden auf das Portal „Pure Health“ hochgeladen. Der Getestete erhält zusätzlich eine E-Mail mit dem Ergebis. Um fliegen zu können, darf der Test nicht länger als 96 Stunden zurückliegen.
Nach wie vor gibt es in Großbritannien mit seinen knapp 67 Millionen Einwohnern nicht genug Tests. Wissenschaftliche Regierungsberater räumten erst kürzlich wieder ein, dass es „noch Raum für Verbesserungen“ bei den Tests und der Warn-App gibt. Besonders stark betroffen von der Pandemie sind derzeit der Norden Englands, Teile von Wales und Schottland sowie Nordirland. Jeder Landesteil entscheidet über seine eigenen Maßnahmen in der Corona-Krise. Das Vereinigte Königreich ist das Land mit den meisten Todesfällen in Europa; bis Sonntag waren knapp 45.000 gemeldet worden. Auch hier wird mit einer hohen Dunkelziffer gerettet.
Auch in anderen europäischen Ländern führt die Apotheke Coronatests durch. So bieten einige Schweizer Apotheken im Rahmen eines Modellprojektes im Kanton Zürich seit einer Woche Tests an. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat der Durchführung unter bestimmten Voraussetzungen zugestimmt. Der Apothekerverband des Kantons Zürich hat entschieden, dass nur Apotheken am Projekt teilnehmen dürfen, die auch impfen. Die Zürcher Gesundheitsdirektion erteilte vorerst vier Pilotapotheken die Genehmigung. In kürzester Zeit hätten sich jedoch über 100 weitere Apotheken zum Modellprojekt angemeldet.
Auch Antikörpertests bieten die Schweizer Kollegen an. Diese sind bereits seit längerer Zeit am Markt. In Österreich boten vereinzelte Apotheken diesen Service bereits im April an. In Wien erlebten einige Apotheken einen wahren Ansturm und führten täglich über 40 Testungen durch. Das Interesse der Bevölkerung ist bei beiden Varianten – Antikörper- und Antigentests – hoch. Über die Gefahren der Schnelltests sind sich die Apotheker bewusst und informieren ihre Patienten ausführlich über das Können und die Grenzen der verschiedenen Modelle.
In Deutschland dürfen Corona-Tests aktuell noch nicht durchgeführt werden. Der Entwurf eines Dritten Gesetzes zum Schutz der Bevölkerung bei einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite sieht eine Aufhebung des Arztvorbehaltes vor. Kommt es zur Aufhebung des Arztvorbehaltes, könnten eventuell auch bald Apotheker hierzulande Schnelltests anbieten.
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