Die Krankenkasse AOK Nordwest startet heute in Dortmund ihren Modellversuch in Westfalen-Lippe für Grippeschutzimpfungen in Apotheken. Die AOK-Modellregion umfasst rund 700 Apotheken in Dortmund und mehreren Kreisen der Region. Ziel sei, die Impfquote gegen Influenza zu steigern, sagte ein AOK-Sprecher. Es gehe nicht darum, den Hausärzten Konkurrenz zu machen.
Ein Gesetz vom Frühjahr 2020 erlaubt Grippeschutzimpfungen auch in Apotheken. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) übte erneut Kritik. Impfen sei Alltagsgeschäft der Hausärzte; diese hätten darin die größte Erfahrung, sagte eine Sprecherin .Laut der KV-Sprecherin sollen teilnehmende Apotheker 12,71 Euro pro Grippeimpfung bekommen. Hausärzte erhielten für Grippeimpfungen kassenübergreifend 8,05 Euro.
Der AOK-Sprecher betonte, dass die Apotheker gut geschult seien. Der dreijährige Modellversuch werde ausgewertet. Wenn die Ergebnisse positiv ausfielen, könne man sich eine Ausweitung vorstellen oder womöglich träten andere Kassen bei. Bisher gilt das Angebot nur für AOK-Mitglieder in der Modellregion. Nach früheren Angaben der Ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut (RKI) sind nur rund 35 Prozent der Risikogruppe der über 60-Jährigen gegen Influenza geimpft.
Im vergangenen Jahr hatte es bereits ein Modellprojekt im benachbarten Kammerbezirk Nordrhein gegeben. Über 250 Apotheker:innen aus 125 Apotheken hatten sich beteiligt und zwischen September und Januar mehr als 400 Impfungen durchgeführt. Das Projekt wird in diesem Jahr sogar ausgeweitet. In der kommenden Saison können sich auch Versicherte in Köln, Aachen und zwei weiteren Regionen in der Offizin gegen Influenza immunisieren lassen. Die wissenschaftliche Auswertung des Projekts sei nämlich durchweg positiv ausgefallen, so Apothekerverband Nordrhein (AVNR) und AOK Rheinland/Hamburg.
Apotheken in Hessen werden dagegen in diesem Herbst nicht gegen die Grippe impfen können. Ein entsprechendes Modellprojekt kam laut dem Hessischen Apothekerverband (HAV) nicht zustande. Dessen Vorsitzender Holger Seyfarth sieht die Verantwortung dafür bei den Krankenkassen, die die Verhandlungen verschleppt hätten.
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