Betriebskita in Coronakrise

Gollmann: Mitarbeiter dürfen Kinder mitbringen

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Berlin -

Die Stadt Halle greift angesichts der Covid-19-Epidemie zu drastischen Maßnahmen. Als erste Großstadt in Deutschland schließt sie Kitas und Schulen. Davon betroffen ist auch der Automatenhersteller Gollmann. Doch das Familienunternehmen aus Halle reagiert mit verschiedenen Maßnahmen. Unter anderem dürfen Kinder mit zur Arbeit gebracht werden und gratis in der Kantine essen. Eine Firmenkita wird gerade organisiert.

Rund 250 Mitarbeiter hat Gollmann, allerdings sind nicht alle am Stammsitz in Halle tätig. Die 30 Servicetechniker etwa arbeiten ohnehin im Homeoffice und starten von da aus ihre Apothekenbesuche. „Diese werden auch weiterhin durchgeführt, die Apotheken müssen ja laufen“, so Firmenchef Daniel Gollmann gegenüber APOTHEKE ADHOC. Die Hälfte der Belegschaft aus der Hotline wurde ins Homeoffice geschickt, damit im Fall einer Infektion sich nicht alle anstecken. Alternativ dürfen Mitarbeiter in der aktuellen Situation auch Überstunden abbauen oder Urlaub nehmen.

Wer aufgrund seiner Tätigkeit auf jeden Fall vor Ort sein muss, darf seine Kinder mit zur Arbeit bringen. Für diese gibt es ab morgen in der Kantine eine eigene Kinderspeisekarte. Morgen stehen Milchreis, Pommes & Nuggets, Nudeln mit Tomatensauce und Eierkuchen auf dem Plan. Alle Kinder essen auf Firmenkosten. „Wir möchten unseren Mitarbeitern das Gefühl geben, dass sie nicht allein stehen“, so Gollmann. Vermutlich werde dann ab morgen eine Kollegin die Betreuung übernehmen – eine Art improvisierte Betriebskita.

Wirtschaftlich kann die Krise das Unternehmen aus Halle selbst hart treffen. Eine mögliche Reaktion wäre es, Kurzarbeit zu beantragen. „Diese Maßnahme beinhaltet die Möglichkeit Arbeitsausfälle (teilweise) kompensieren zu lassen“, schreibt Gollmann an die Belegschaft. Er weist allerdings darauf hin, dass Kurzarbeit mit finanziellen Einschnitten im Nettogehalt verbunden ist.

Kurzarbeit gelte allerdings nur für Kollegen, deren Arbeit nicht geleistet werden kann, das ist vorerst bezogen auf die Kinderbetreuung. Nicht auszuschließen sei diese Maßnahme aber auch wegen des allgemeinen Rückgangs oder Verschiebens von Projekten, schreibt Gollmann, der anschließend klare Worte findet: „Ohne Installationen haben wir keine Einnahmen, ohne Einnahmen können wir die Löhne absehbar nicht mehr bezahlen.“ Die Kurzarbeit verschaffe der Firma Zeit, „wie viel ist kaum abzuschätzen – zu gravierend sind die täglichen hinzukommenden Einschnitte“.

Wirtschaftlich besonders bitter für Gollmann ist die Lage in Italien. Denn Norditalien zählt zu den wichtigsten Absatzmärkten des Unternehmens. „Aktuell mieten wir hier bei uns zusätzlich Hallen, um die Fertigprodukte zwischenzulagern“, sagt der Firmenchef. Denn die fertigen Kommissionierer können derzeit nicht exportiert und in den italienischen Apotheken aufgebaut werden. Abgesehen davon haben die Apotheken dort aktuell vermutlich andere Sorgen.

Aber Gollmann bezeichnet sich selbst als Berufsoptimisten und so liest sich auch sein Schreiben an die Belegschaft: „Liebe Kollegen, lasst uns das gemeinsam durchstehen. Wir sind ein erfolgreicher Anlagenbauer mit über 250 hochmotivierten Kollegen, vollen Auftragsbüchern und (bisher) mit sehr erfolgreichen Geschäft. Nichts wird von allein gehen, jeden bitte ich Verantwortung für sich, seine Familie, den Kollegen und auch unserer Firma zu übernehmen.“

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