Geringe Impfstoffmengen: Zunächst leere Impfzentren Alexandra Negt, 15.12.2020 09:06 Uhr
In Großbritannien, den USA und Kanada hat der Impfstoff des Mainzer Unternehmens Biontech bereits eine Notfallzulassung erhalten. In Deutschland könnte es nach Weihnachten zu den ersten Impfungen kommen. Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) tagt am 28. Dezember ein letztes Mal in diesem Jahr. Aktuell rechnen Experten damit, dass die Impfzentren dennoch die ersten Tage leer bleiben könnten. Der Grund hierfür könnte die zunächst geringe verfügbare Menge an Impfstoff sein. Dann könnte der Fokus auf den mobilen Impfteams liegen, die zunächst die sehr vulnerablen Patientengruppen versorgen.
Einem Vorschlag der Ständigen Impfkommission (STIKO) zufolge sollen zunächst Menschen im Alter von 80 Jahren und älter geimpft werden. Hierfür stellt jedes Bundesland auch mobile Impfteams bereit. Je nach Größe des Gebiets werden unterschiedlich viele mobile Teams pro Stadt oder Landkreis aufgebaut. Neben einem Arzt und medizinischem Fachpersonal soll in den meisten Bundesländern auch pharmazeutisches Personal Teil der mobilen Team werden.
Die mobilen Teams könnten Experten zu Folge zunächst die einzigen sein, die impfen werden. Aufgrund dessen, dass es zunächst nur eine geringe Anzahl an Impfstoffdosen geben wird, könnten in den ersten Tagen nur die mobilen Teams mit ausreichend Injektionen versorgt werden. Bereits Anfang Dezember hatte Biontech die Zahl der Impfstoffdosen die noch in diesem Jahr ausgeliefert werden können halbiert – von 100 Millionen auf 50 Millionen Dosen. Ein Grund hierfür seien Verzögerungen beim Ausbau der Lieferkette. Bis Ende Januar soll Deutschland nach jetzigem Stand bis zu vier Millionen Impfdosen von Biontech erhalten. Da das Impfschema zwei Injektionen im Abstand von drei Wochen vorsieht, könnten in den kommenden sechs Wochen somit zunächst zwei Millionen Bürger geimpft werden.
Rheinland-Pfalz will bereits zwischen den Jahren impfen
Ab 4. Januar sollen in den 30 Impfzentren in Rheinland-Pfalz die Corona-Impfungen beginnen. Schon ab dem 27. Dezember könnten in einem ersten Schritt Bewohner der Alten- und Pflegeheime von mobilen Teams geimpft werden. Das teilte die Staatskanzlei in Mainz am Sonntag mit. Das Bundesgesundheitsministerium habe zugesagt, dass ab dem 27. Dezember mit den Impfungen begonnen werden könne. Zunächst werde es aber nur eine ganz geringe Anzahl an Impfdosen geben. Vom 4. Januar an sei mit etwas mehr zu rechnen. In den Alten- und Pflegeheimen leben in Rheinland-Pfalz mehr als 44.000 Menschen, genauso viele würden zu Hause von mobilen Pflegediensten betreut werden.
In einigen Bundesländern erwägt man derweil die Ausweitung der mobilen Impfteams. In Thüringen waren demnach vorerst zehn mobile Teams geplant. Doch nun wird die Zahl der mobilen Impfteams für den Einsatz in Pflegeheimen höchstwahrscheinlich erhöht. Jörg Mertz, Leiter des Pandemiestabs bei der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Thüringen hält eine Aufstockung auf 15 Teams für denkbar. Abhängig sei diese Entscheidung von der noch ausstehenden Festlegung der Rangfolge für die Impfung. Die Ständige Impfkommission hat vorgeschlagen, Menschen über 80 Jahren zuerst zu impfen. In Thüringen sollen dazu 29 feste Impfzentren entstehen.
Impfstoff muss vor Ort aufbereitet werden
Aktuell liegen keine Stabilitätsdaten zum Transport des rekonstituierten Impfstoffes vor. Inwiefern der Transport vom Impfzentrum bis zum Alten- oder Pflegeheim also Auswirkungen auf die Wirksamkeit des Impfstoffes hat, ist unklar. Dem Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen (MAGS) hatte Biontech mitgeteilt, dass der Impfstoff nach Rekonstitution nicht mehr transportiert werden kann. Das führte im Nordrhein-Westfalen zum Aus für die Apotheken. Diese hatten eigentlich vorgesehen, dass die Aufbereitung des Impfstoffes in einer der zahlreichen Zytoapotheken des Landes erfolgen kann. Hier hätten auch die mobilen Impfteams mit injektionsfertigem Impfstoff versorgt werden können.