Seit dem ersten Ansturm auf Atemmasken und Desinfektionsmittel fehlen diese wichtige Produkte dort, wo sie wirklich gebraucht werden. Ärzte klagen über mangelnde Schutzausrüstung, Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat dazu aufgerufen, zuvorderst die Versorgung des medizinischen Personals zu gewährleisten. Doch es gibt auch Patienten, die aus gesundheitlichen Gründen darauf angewiesen sind. Eine Apothekerin aus Norddeutschland hat unter Kollegen Mundschutz für einen zehnjährigen Jungen gesammelt, der gerade eine Chemotherapie absolvieren muss.
Am späten Abend des 4. März lässt Annemone Schwarz, Approbierte in der Hubertus-Apotheke in Crivitz bei Schwerin, ihren Gefühlen bei Facebook freien Lauf:
„Bin heute auf dem Weg nach Hause noch mal eben schnell am Supermarkt vorbei. Treffe eine gute Freundin, die ich seit längerem nicht gesehen habe, begrüße sie und mache einen Schritt auf sie zu, will sie umarmen, aber sie weicht zurück... Sie fragt mich, wie es mir geht und ich frage zurück und sie bekommt Tränen in den Augen. Sie erzählt, dass ihr Sohn an Leukämie erkrankt ist, zehn Jahre ist er gerade alt.
Und da sehe ich ihn im Auto sitzen, blass und eine Mütze hat er auf, ich vermute, dass er keine wuscheligen, braunen Haare mehr hat. Ich bin zutiefst geschockt. Er steckt mitten in einer Chemotherapie, sein Immunsystem ist geschwächt. Und das in dieser Zeit…“
Vor allem ein Gedanke lässt der Apothekerin an diesem Abend keine Ruhe: „Ich arbeite in einer Apotheke, jedoch kann ich dem Jungen nicht mehr helfen... Er bräuchte dringend Mundschutz. Wer eine Packung über hat, könnte dem Jungen helfen.“
Daraufhin startete sie einen Aufruf und postet kurzentschlossen: „Dieser Post hier ist kein Fake, um an Mundschutz für mich selber zu gelangen.“ „Ich möchte Laurence, so heißt der kleine Mann, helfen. Er wird auch garantiert weitergeleitet.“
Und tatsächlich: Der Apothekerin gelingt es die Herzen vieler Leser zu erreichen. Mehrere Kollegen melden sich spontan und versprechen zu helfen. Und dann treffen nach und nach die Päckchen und Umschläge ein – unter anderem aus Elmshorn, Neubrandenburg, Eppstein, Hamburg und Inzell sowie aus einer örtliche Arztpraxis, um nur einige Beispiele zu nennen.
Enthalten sind nicht nur die dringend benötigten Mundschutzmasken, sondern auch viele gute Wünsche und mutmachende Worte. Eine Apotheke schickt sogar einen „Sorgenfresser“ mit. „Laurence ist jetzt bis zum Sommer mit Mundschutz versorgt und ist dann mit seinen Chemotherapien fertig“, dankt die Apothekerin allen Unterstützern. „Seine Mutter war zu Tränen gerührt, wir haben heute alles zusammen geöffnet. Danke für die herzlichen Nachrichten und Süßigkeiten, bestimmt wird es ihn freuen.“
Und weil sich immer noch Kollegen melden – erst gestern morgen brachte jemand noch 30 Stück vorbei – will die Apothekerin die gespendeten Masken an andere bedürftige Patienten weitergeben. Am dringendsten hofft sie aber darauf, dass endlich wieder genügend Ware für alle Patienten da ist.
APOTHEKE ADHOC Debatte