FFP2-Coupons auf Ebay Alexander Müller, 18.01.2021 15:22 Uhr
Ob Apotheken ihren Kunden die 2 Euro Eigenanteil beim Bezug der kostenlosen FFP2-Masken erlassen sollen oder nicht, ist zur heiß diskutierten Frage im Januar geworden. Mehrere Kammern haben vor den Folgen für den Berufsstand gewarnt – zuletzt eindringlich Berlins Kammerpräsidentin Dr. Kerstin Kemmritz. Vielleicht zu viel der Aufregung: Denn laut einer aposcope-Umfrage gewähren die allermeisten Apotheken gar keine Rabatte bei der Maskenabgabe. Derweil kursieren auf Ebay die abenteuerlichsten Angebote rund um die Maskencoupons.
Nicht weniger als 80 Prozent der befragten Apotheker*innen und PTA gaben an, dass in ihrer Apotheke die 2 Euro Eigenanteil nicht erlassen werden. Darin enthalten sind allerdings 12 Prozent, die stattdessen eine kleine Zugabe zu den Masken packen – von Handcreme oder Desinfektionsmittel war zu hören. In Ausnahmefällen (3,6 Prozent) wird die „Zuzahlung“ kassiert, dafür gibt es zusätzliche Masken. Nur jeder Zehnte gab in der aposcope-Umfrage an, den Eigenanteil generell zu erlassen.
Die Hälfte der Teilnehmer findet es schlicht „unseriös“ den gesetzlich vorgesehenen Eigenanteil zu streichen. Weitere 41 Prozent empfinden ein solches Verhalten als „unkollegial“. Andere äußern Verständnis für die Rabattaktionen, man müsse schließlich mit den Versandhändlern mithalten. Im Online-Geschäft ist der Erlass des Eigenanteils tatsächlich Standard, zuweilen gibt es zusätzlich noch weitere Masken gratis dazu.
Der Start der Phase 2 ist aus Sicht der Apotheken nicht unbedingt geglückt. Während die Apotheken im Dezember zum Stichtag überrannt wurden, als die Risikopatienten ihre drei kostenlosen FFP2-Maslken abholen konnte, herrschte in Phase 2 vielerorts Verunsicherung. Verantwortlich für diese Stimmung, von der 63 Prozent der Apotheker*innen und PTA berichten, waren die Krankenkassen, die die Coupons zu spät an ihre Versicherten verschickt haben. Etwa jeder Fünfte berichtet von einem „ruckeligen Start“ (21 Prozent). Auch wenn nur eine Minderheit (6,8 Prozent) den Auftakt als gelungen bewertet, hätten nur 2,6 Prozent eine Verteilung ohne Coupons wie im Dezember bevorzugt.
Spannend ist, welche Blüten der Couponhandel inzwischen schon treibt. In Niedersachsen organisieren Sportvereine die Maskenbeschaffung. Noch ist unklar, ob es sich dabei um Nachbarschaftshilfe handelt oder ob eine einzelne Apotheke dahinter steckt.
Bei Ebay geht es auch in die andere Richtung: Ein Nutzer des Onlinemarktplatzes, der offenbar selbst keinen Bedarf an FFP2-Masken hat, bietet seine beiden Coupons für 20 Euro an. Als Käufer kommen dabei eigentlich nur Apotheken in Frage, die die Berechtigungsscheine ihrerseits einlösen könnten.
Die Firma Vidolife sammelt auf Ebay Berechtigungsscheine ein und schickt die zwölf FFP2-Masken zuzahlungsfrei aus. Der auf den beiden Coupons jeweils angegebenen Zeitraum sei nur ein „Ablaufdatum“, weshalb man parallel Phase 2 und 3 bedienen könne, heißt es auf Nachfrage. Auch hier werden die Scheine an Apotheken weitergeleitet, an welche, könne man aus Datenschutzgründen nicht sagen. Vidolife kümmert sich normalerweise um pflegebedürftige Personen, stellt Pflegepakete zusammen und vermittelt Haushaltshilfen.
Der Homecare-Anbieter Medi Markt hat bei seinen Kunden ebenfalls damit geworben, die Masken über Apotheken zu beziehen und auf den Eigenanteil zu verzichten. Tatsächlich berichtet Apothekeninhaber gegenüber APOTHEKE ADHOC, dass ihm einzelne Postleitzahlgebiete angeboten worden seien. Telefonisch wurde ihm angekündigt, dass Medi Markt für das Zuleiten der Coupons natürlich einen kleinen Obolus verlangen werde. Doch den Vertragsentwurf hat der Apotheker nie bekommen. Vermutlich hatte Medi Markt da schon die Abmahnung der Wettbewerbszentrale im Haus. Die Sache wird vermutlich vor Gericht enden.