Influenza und Corona

FDP: Lehrer, bitte impfen!

, Uhr aktualisiert am 03.09.2020 16:59 Uhr
Berlin -

Der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Dr. Klaus Reinhardt, hat davor gewarnt, dass die anstehende Grippesaison den Betrieb an Schulen und Kitas zusätzlich belasten könnte – und sich für Impfungen für Schüler und Lehrer ausgesprochen. Unterstützung kommt von der FDP, Kritik von den Hausärzten in Nordrhein.

Es sei wichtig, dass möglichst viele Kinder gegen Influenza geimpft würden, sagte Reinhardt den Zeitungen der Funke-Medien-Gruppe. „Genauso wichtig ist aber auch der Schutz des Personals: Erzieher und Lehrer sollten so umfänglich wie möglich gegen Grippe geimpft werden. Nur so kann das gesamte System Schule geschützt werden.“

Zustimmung kam von der gesundheitspolitischen Sprecherin der FDP-Fraktion, Christine Aschenberg-Dugnus: „Grippeimpfungen sind gerade für Erzieher und Lehrer in Corona-Zeiten noch sinnvoller als sie es ohnehin schon sind.“ So könne eine Überlagerung von Grippeerkrankungen und Covid-19-Infektionen verhindert werden. „Es wäre fatal, wenn nach Corona nun die Influenza den Betrieb des Bildungssystems gefährden würde. Neben Lehrern, Erziehern und Schülern müssen aber auch alle Bürger flächendeckenden und einfachen Zugang zu einer Grippeimpfung haben.“

Die Bundesregierung müsse sicherstellen, dass es zu keinem Zeitpunkt zu Engpässen bei der Versorgung mit dem Impfstoff kommt. Auch sollte intensiv dafür geworben werden, dass sich möglichst viele Menschen impfen lassen. „Zudem fordert die FDP-Fraktion bereits seit langem, dass die Arzneimittelversorgung auf ein starkes deutsches und europäisches Fundament gestellt wird. So ließen sich die Abhängigkeit bei der Versorgung deutlich verringern und Engpässe effektiver vermeiden.“

Beim Hausärzteverein Nordrhein findet man, dass die Debatte die Bevölkerung nur verunsichert. „Wir halten uns an die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission und impfen die vom RKI klassifizierten Risikogruppen“, so der Vorsitzende Dr. Oliver Funken. Eine vollständige Durchimpfung der Bevölkerung sei unrealistisch, deshalb müssten vulnerable Patientengruppen bevorzugt geimpft werden.

Gemeinsam mit den Risikopatienten legten die Hausarztpraxen ausgehend von der individuellen Patientenakte Jahr für Jahr fest, ob eine Grippeschutzimpfung durchgeführt werde, so Funken. „In der Regel lassen sich 30 bis 40 Prozent der Bevölkerung gegen Influenza impfen.“

Kritisch sieht er die Bewerbung der Grippeschutzimpfung durch einzelne Facharztgruppen. 83 Millionen Menschen lebten in Deutschland, 25 Millionen Impfstoffdosen stünden zur Verfügung. „Unsere große Sorge ist die Konkurrenz um den knappen Impfstoff“, kritisiert Funken. Zwar sei es in der Influenza-Zeit wichtig, Kinder und Jugendliche vor Grippeerkrankungen zu schützen. „Kinder und Jugendliche sind Superspreader, besitzen aber in der Regel hohe Abwehrkräfte.“ Wichtige Impfgruppen seien über 60-Jährige, chronisch Kranke, Bewohner von Seniorenheimen, Schwangere und Menschen, die beruflich erhöhten Risiken ausgesetzt sind.

Corona sei in den medizinischen Versorgungsabläufen eine zusätzliche Herausforderung und müsse besonders bei den saisonalen Spreads berücksichtigt werden. „Wir müssen Corona in die Behandlungsprozesse einbinden und nicht umgekehrt.“

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