Antiviraler Allrounder

Favipiravir ist wirksam

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Berlin -

In Japan setzen zahlreiche Kliniken bei der Behandlung von Covid-19 auf das Grippemedikament Favipiravir. Bei dem Arzneistoff handelt es sich um ein antivirales Medikament. Die Wirkung beruht auf der Hemmung der viralen RNA-abhängigen RNA-Polymerase. Auch andere Länder wie Russland setzen strukturähnliche Wirkstoffe im Kampf gegen Corona ein. Die antiviralen Allrounder zeigen sich wirksam – jedoch nicht spezifisch.

Ursprünglich wurde Favipiravir als Influenza-Wirkstoff entwickelt. In Japan wird der Arzneistoff als Reservemittel bei neuartigen Grippe-Stämmen eingesetzt. Es handelt sich nicht um ein spezifisch wirkendes Arzneimittel, eher kann Favipiravir mit einem Breitbandantibiotikum verglichen werden, denn es ist gegen viele Viren wirksam.

Favipiravir ist ein Guanin-Analogon. Der Arzneistoff liegt als Prodrug vor, sodass er erst im Körper in die aktive Form überführt wird. Die Wirkung beruht auf der Blockierung der viralen RNA-abhängigen RNA-Polymerase. Fehlt dieses Enzym, so kann das Virus sich nicht mehr replizieren. Auch Remdesivir wirkt über diesen Mechanisumus – wird aber als Infusion verabreicht, während Favipravir in Tablettenform zu Verfügung steht. Die Initaldosis ist meist höher gewählt, um ausreichend hohe Wirkspiegel im Körper zu erreichen. In den kommenden Tagen folgt eine zweimal tägliche Einnahme für mehrere Tage. Bei einigen Studien wurden folgende Dosisregime verfolgt: 1800 mg Favipiravir an Tag 1 und an den Tagen 2 bis 10 zweimal täglich 800 mg Wirkstoff.

Wie Forscher der Universität in Toyoake bei Nagoya mitteilten, hatten 976 Patienten (45,2 Prozent) einen leichten Verlauf ohne Sauerstoffgabe. Bei ungefähr genauso vielen Personen (947 Patienten, 43,9 Prozent) wurde ein mittelschwerer Verlauf mit Sauerstoffbedarf diagnostiziert. Bei den übrigen 239 Patienten (10,9 Prozent) wurde ein schwerer Verlauf diagnostiziert. Diese Personen benötigten eine mechanische Beatmung oder eine extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO).

Unter den leicht erkrankten Patienten kam es nach 14 Tagen bei knapp 90 Prozent zu einer klinischen Verbesserung. 5,1 Prozent verstarben an der Erkrankung. Bei den mittelschwer erkrankten Patienten war nach 14 Tagen bei 84,5 Prozent eine Zustandsbesserung erreicht worden. Die Sterblichkeit war höher und betrug 12,7 Prozent. Bei den schwer erkrankten Patienten kam es bei 60,3 Prozent zu einer Verbesserung. Die Sterblichkeit betrug nahezu ein Drittel – 31,7 Prozent der Patienten verstarben.

Favipiravir wird derzeit von mehr als 100 Ländern weltweit zur Bekämpfung der Epidemie eingesetzt. Ursprünglich wurde der Arzneistoff von Toyama Chemical in Japan entwickelt. Seit 2016 hält Hisun Pharmaceutical (China) exklusive Patentgenehmigungen an dem Wirkstoff. Das Unternehmen hat neben China über 30 weitere Länder mit den Tabletten beliefert. Favipiravir wird vom chinesischen Staatsrat als „wichtiges Material gegen Epidemien“ eingestuft.

Bisher wird das Medikament zur Behandlung von Erwachsenen eingesetzt. Aufgrund der teratogenen Wirkung ist Favipiravir in Schwangerschaft und Stillzeit kontraindiziert. Frauen im gebärfähigen Alter müssen während der Therapie sicher verhüten. Um Auswirkungen auf das ungeborene Kind zu vermeiden, sollte die Kontrazeption mindestens zehn Tage nach Absetzen der Medikation fortgeführt werden.

 

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