Fachgesellschaft: Paxlovid nur ein „Notnagel“ dpa/APOTHEKE ADHOC, 02.03.2022 08:33 Uhr
Das neue Covid-19-Medikament Paxlovid ist laut Fachleuten nur für die Behandlung von relativ wenigen Infizierten eine Option. Die Nachfrage und die Verschreibung seien aktuell in der hausärztlichen Versorgung eine Randerscheinung, teilte die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (DEGAM) auf Anfrage mit.
Paxlovid gilt als sehr effektiv, vor allem für Menschen mit Vorerkrankungen – bei ihnen soll sie das Risiko von sehr schweren Krankheitsverläufen um 89 Prozent senken. Doch häufig verschrieben wird das Mittel bisher nicht. Begründet wurde dies mit der kleinen Bevölkerungsgruppe, für die das Medikament in Betracht komme, und mit der „glücklicherweise begrenzten Krankheitslast“ von Omikron.
Der Konzern Pfizer hatte vor rund einer Woche die Auslieferung von Paxlovid an den Pharmagroßhandel in Deutschland begonnen. Das Mittel ist laut Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände nun verfügbar, Apotheken könnten es bei Vorlage eines Rezepts bestellen. Mit dem Mittel soll schweren Verläufen entgegengewirkt werden.
„Paxlovid ist nicht der Pandemieüberwinder, sondern die Impfung“, betonte die DEGAM. Für das Medikament in Betracht kämen ungeimpfte und noch nicht genesene Menschen über 65 Jahre. Mit dem Mittel habe man „einen Notnagel“: Der Einsatz erfordere äußerste Vorsicht und gute Patientenaufklärung und -überwachung. Ganz sicher sei, dass man das Präparat bei Menschen mit gutem Impfschutz nicht einsetzen sollte, hieß es.
Ein Grund für die Bedenken, die etwa auch der Deutsche Hausärzteverband auf Anfrage äußerte, sind mögliche Wechselwirkungen mit vielen anderen Medikamenten. Außerdem muss das Mittel in einem frühen Stadium der Infektion eingenommen werden.
Paxlovid ist eine Kombination der Arzneistoffe Nirmatrelvir und Ritonavir. Während Nirmatrelvir eine bestimmte Protease von Sars-CoV-2 hemmt, fungiert Ritonavir als Booster: Durch die Kombination kommt es zu synergistischen Effekten. Ritonavir verlangsamt durch die hochpotente Inhibition von Cytochrom P450 – insbesondere CYP3A4 – und von P-Glykoprotein, den Metabolismus von Nirmatrelvir und sichert dadurch ausreichend hohe Wirkspiegel“, erklärt das Robert-Koch-Institut (RKI).