Ausführliche Erfahrungen mit den Quadratmetervorgaben hat Oliver Hildebrandt, Inhaber der Apotheke im Ärztehaus im sächsischen Limbach-Oberfohna. Im Frühjahr musste er mit noch härteren Auflagen umgehen, als sie ihm und seinen Kollegen jetzt drohen: Damals durfte nur ein Kunde auf 20 Quadratmeter kommen. Hildebrandts Verkaufsraum hat allerdings nur 35 Quadratmeter.
„Also konnten wir immer nur eine Person in den Verkaufsraum lassen, der zweite Kunde musste in der Tür warten und der Rest stand vor der Apotheke Schlange.“ Glück im Unglück hat er mit der Lage: Denn wie der Name schon sagt, liegt seine Apotheke in einem Ärztehaus, vorm Eingang kommt noch der Flur.
Dass es die Regelung natürlich konterkariert, wenn die Kunden zwar nicht im Verkaufsraum warten dürfen, dafür aber im Flur vor der Apotheke, ist Hildebrandt durchaus bewusst, wie er sagt: „Aber darauf haben wir ja keinen Einfluss. Wir haben dann auf dem Boden Markierungen angebracht, damit die Leute in der Schlange wenigstens die 1,5 Meter Abstand einhalten.“
Dass die Kunden dann vor der Apotheke sichtbar in einer Schlange warten, mache die Arbeit darüber hinaus nicht gerade entspannter. „Die Leute wissen zwar, was es damit auf sich hat, und es kommt nur selten vor, dass sich jemand aufregt. Aber natürlich steigt durch die Schlange der Druck und auch die Beratung leidet darunter, wenn man sich dann weniger Zeit nehmen kann, weil die Leute draußen warten.“ Auch spüre man die Situation an der Stimmung. Viele Kunden seien gereizt, weil sie in der Schlange warten mussten.
Immerhin hat Hildebrandt einen Weg gefunden, manchen Kunden die Wartezeit zu verkürzen: „Wir fragen dann regelmäßig durch die Schleuse, ob Kunden in der Schlange stehen, die nur Abholer sind.“ Diejenigen lotsen sie dann zum Hinterausgang, wo sie schneller abgefertigt werden können.
Eine große Erleichterung bringe wiederum die Digitalisierung, sagt er: „Wir machen in den vergangenen Monaten viel über Apps und versuchen, die Leute dazu zu treiben, mehr online bei uns zu bestellen.“ Das werde auch sehr gut angenommen. „Die Steigerung seit April ist enorm, im Prinzip haben wir jetzt auch im Backoffice eine Kasse.“ Und auch operativ sei das eine große Erleichterung: „Die App ist voll in unsere Warenwirtschaft integriert, die Bestellungen landen direkt in der Kasse, ohne dass ich umständlich etwas abtippen muss. Das macht es sehr viel einfacher.“
Die Regelung, dass auf einen Kunden 20 Quadratmeter kommen müssen, wurde in Sachsen nach dem ersten harten Lockdown im Frühjahr gelockert, seitdem galten 10 Quadratmeter pro Kunden – das ermöglicht immerhin drei Kunden im Verkaufsraum. In der Offizin hat er bereits ein Leitsystem aus Aufstellern und Bodenmarkierungen.
Mit den bundesweiten Regelungen ab dem 2. November ändert sich dahingehend also erst einmal nichts für Hildebrandts Apotheke – und auch nicht für seine Kunden. Die Befürchtung, dass es dem Geschäft abträglich ist, wenn Kunden in der Kälte stehen, muss er nicht haben. „Wer bei uns vor der Tür wartet, steht auch drinnen. Aber für Apotheken, die den Eingang direkt nach draußen haben, wird es im Winter natürlich schwierig.“
Aber auch personell bringt die Situation einige Schwierigkeiten mit sich: „Wir haben ja jetzt seit geraumer Zeit nur noch zwei von drei Kassen offen. Natürlich habe ich aber trotzdem genauso viele Mitarbeiter wie zuvor. Aber es gibt auch so genug Sachen zu tun, dann kommen wir jetzt zumindest dazu, andere Sachen nachzuarbeiten.“
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