EU: Engere Zusammenarbeit in der Pandemie dpa/APOTHEKE ADHOC, 16.10.2020 07:53 Uhr
Europaweit steigen die Corona-Infektionszahlen. Die Bundesregierung hat deshalb neue Regionen als Risikogebiet eingestuft. Neben Frankreich und Teile von Italien sind nun auch die gesamten Niederlande betroffen. Europas Staats- und Regierungschefs haben eine intensivere Zusammenarbeit bei der Pandemiebekämpfung vereinbart.
Angesichts dramatisch steigender Corona-Infektionszahlen in ganz Europa haben die Staats- und Regierungschefs der EU eine intensivere Zusammenarbeit bei der Pandemiebekämpfung vereinbart. In einer Erklärung nach dem ersten Tag des EU-Gipfels in Brüssel sprachen sie sich in der Nacht zu Freitag für eine bessere Koordination bei den Quarantänevorschriften, der grenzüberschreitenden Kontaktverfolgung sowie bei Teststrategien, dem Aufbau von Impfkapazitäten und Reisebeschränkungen aus. Die derzeitige Situation sei „beispiellos“ und gebe „Anlass zu ernsthafter Besorgnis“.
Bundeskanzlerin Angela Merkel betonte nach den Beratungen, es gehe darum, ein ungebremstes Wachstum der Infektionszahlen zu verhindern. Deshalb werde es künftig regelmäßigere Konsultationen auch über Video geben. „Die Frage, wie wir aus dieser Pandemie herauskommen, die entscheidet über die Gesundheit von ganz vielen Menschen. Die entscheidet über die Frage: Wie viele Menschen müssen sterben? Und sie entscheidet auch über unsere wirtschaftliche Leistungsfähigkeit“, betonte die CDU-Politikerin.
Niederlande wollen Corona-Patienten nach Deutschland bringen
Die Niederlande wollen wieder Corona-Patienten ins benachbarte Deutschland bringen. Er erwarte, dass die ersten Patienten am Freitag oder Samstag verlegt werden könnten, sagte der Leiter des Netzwerkes Akute medizinische Versorgung, Ernst Kuipers, am Donnerstag. Wie die niederländische Nachrichtenagentur ANP berichtete, wolle das Nationale Koordinierungszentrum für Patientenverteilung nicht warten, bis die niederländischen Krankenhäuser keine ausreichenden Kapazitäten mehr haben. Deutsche Kliniken hatten im Frühjahr zahlreiche Patienten aus dem Nachbarland aufgenommen, weil es dort anfangs nicht genügend Plätze auf Intensivstationen gab. Allein in Nordrhein-Westfalen hatten Krankenhäuser bis Anfang April mehr als 100 Betten für niederländische Corona-Patienten zur Verfügung gestellt.
Schon vor der Ankündigung von Kuipers war deutlich geworden, dass die Gesundheitsversorgung in den Niederlanden wegen der Ausbreitung des Coronavirus gefährdet ist. In Amsterdam, Rotterdam und Den Haag mussten die Notaufnahmen von Krankenhäusern bereits zeitweilig geschlossen werden. In Krankenhäusern und auf Intensivstationen des Landes nimmt die Zahl der Covid-19-Patienten schnell zu. Die Regierung verschärfte die Anti-Corona-Maßnahmen und verhängte einen „Teil-Lockdown“. Wie ANP berichtete, zählte das Land mit rund 17 Millionen Einwohnern zuletzt gut 7800 Neuinfektionen innerhalb eines Tages.
Strengere Regeln
Mit härteren Corona-Auflagen hoffen Bund und Länder den rasanten Anstieg der Infektionszahlen insbesondere in deutschen Risikoregionen einzudämmen. Bund und Länder haben sich darauf geeinigt, die Schwelle für strengere Maßnahmen in deutschen Corona-Hochburgen zu senken. Diese sollen bereits ab 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen greifen statt bisher bei 50. So soll dort dann die Maskenpflicht ausgeweitet werden, wo Menschen dichter beziehungsweise länger zusammenkommen. Die Gästezahl bei privaten Feiern soll außerdem auf 25 Teilnehmer im öffentlichen und 15 Teilnehmern im privaten Raum begrenzt werden.
Die Zahl der registrierten Neuinfektionen mit dem Coronavirus in Deutschland hatte gestern einen Höchstwert erreicht. Die Gesundheitsämter meldeten nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Donnerstagmorgen 6638 Fälle in 24 Stunden. Das sind 2580 mehr als am Donnerstag der Vorwoche. Das RKI appellierte „dringend” an die Bevölkerung, sich für den Infektionsschutz zu engagieren. Der nun erreichte Rekordwert heißt Experten zufolge aber nicht, dass das Virus bereits schlimmer wütet als im Frühjahr. Die Lage in den Krankenhäusern ist weiterhin vergleichsweise entspannt.