DARPin-Technologie

Ensovibep: Notfallzulassung für weiteren Corona-Kandidaten? dpa/APOTHEKE ADHOC, 10.02.2022 08:51 Uhr

Mit Ensovibep könnte in den USA bald ein weiterer Corona-Kandidat die Notfallzulassung erhalten. Foto: Corona Borealis Studio/shutterstock.com
Berlin - 

Novartis hat in den USA eine Notfallzulassung für den Corona-Kandidaten Ensovibep von Molecular Partners eingereicht. Er basiert auf einer neuen Technologie und könnte einige Vorteile mit sich bringen.

Das Schweizer Biotech-Start-up Molecular Partners beschäftigt sich schon länger mit der innovativen Technologie der DARPins. Bislang wurde diese vor allem im Bereich Krebsforschung und Ophtalmologie getestet. Nun reichte das Biotechunternehmen erstmals für die Indikation Covid-19 eine Notfallzulassung ein. Erst vor wenigen Wochen hatte Novartis sich nach guten Studien-Ergebnissen dazu entschieden, den Kandidaten einzulizenzieren. Der Antrag für die US-Notfallzulassung stützt sich laut Molecular Partners auf die Gesamtheit der Daten aus klinischen und präklinischen Studien.

Beim Wirkstoff Ensovibep handelt es sich um einen innovativen Therapieansatz, der auf der sogenannten „DARPin-Technologie“ (Designed Ankyrin Repeat Proteins) beruht. Bei den DARPins handelt es sich um extrem kleine, künstliche Proteine. Sie wurden von den sogenannten „Ankyrin-Repeat-Proteinen“ abgeleitet und verfügen ähnlich wie Antikörper über neutralisierende Eigenschaften. Dazu erkennen sie mit hoher Spezifität und Affinität verschiedene Proteine, binden an diese und führen somit zu einer Blockade. Aufgrund der im Vergleich zu Antikörpern anderen Struktur wäre der Einsatz jedoch mit einigen Vorteilen verbunden.

DARPins blockieren Spike-Protein

Die Technologie beruht auf verschiedenen DARPin-Proteinmolekülen: Daraus können für jedes beliebige Ziel selektive „Binder“ ausgewählt werden. Bis zu sechs Moleküle können verbunden werden. Dabei entstehen mehrere Tausend Möglichkeiten für derartige Proteintherapien, die auch bisher unbekannte Behandlungsmöglichkeiten darstellen könnten. Im Bereich Covid-19 könnte die Wirkung von Bedeutung sein, da die DARPins von Ensovibep das Spike-Protein von Sars-CoV-2 blockieren und so das Andocken des Virus an die Körperzellen verhindert wird. Von den Entwicklern wird die Wirkung daher ähnlich zu der eines Antikörper-Cocktails beschrieben.

Die Moleküle seien jedoch kleiner und wesentlich stabiler, außerdem könnten sie durch mikrobiologische Fermentation kostengünstiger hergestellt werden. Des Weiteren sind sie temperaturstabil, daher könnten sie ohne eine permanente Kühlung auskommen und leichter transportiert und gelagert werden. Eine Lagerung bei 4 Grad Celsius sei beispielsweise über mehrere Jahre problemlos möglich.

Für den Wirkstoff Ensovibep wurden unterschiedliche DARPins „aneinandergereiht“: Die DARPins docken an verschiedenen Stellen der Rezeptor-Bindungsdomäne des Spike-Proteins von Sars-CoV-2 an – dadurch könnte auch bei Mutationen eine bessere Wirkung erreicht werden. Zwei der enthaltenen DARPins von Ensovibep binden an das humane Serumalbumin, dadurch verbleibt die Substanz mehrere Tage im Körper.

Ergebnisse von Phase-II überzeugen

Im Januar wurden die Ergebnisse der klinischen Phase-II-Testung bekanntgegeben: In der Empathy-Studie wurde Ensovibep mit Placebo zur Behandlung von Covid-19 verglichen. Auch bei den nachrangigen Zielen wie Krankenhausaufenthalt und/oder Besuch der Notaufnahme oder Tod habe der Kandidat die gesteckten Ziele erreicht. Ebenso habe Ensovibep in puncto „Zeit bis zur anhaltenden klinischen Erholung“ den gewünschten positiven Effekt gehabt.