Wegen Corona-Krise?

Engpass bei Paracetamol

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Berlin -

Um Lieferengpässe zu vermeiden, sollen Apotheken laut Bundesgesundheitsministerium (BMG) nur handelsübliche Mengen  abgeben. Bei einigen Warengruppen spitzt sich die Lage bereits zu: Es fehlen nicht nur Desinfektionsmittel oder Atemschutzmasken, sondern auch Paracetamol.

Zwar scheint es bei Paracetamol noch keinen Rohstoffmangel als Folge der Corona-Krise zu geben; fehlende Lieferungen von Rohstoffproduzenten sind noch nicht zu verzeichnen. Allerdings ist die Nachfrage nach dem schmerzstillenden und fiebersenkenden Wirkstoff gestiegen.

Paracetamol ist als Tablette und Zäpfchen aktuell nur eingeschränkt verfügbar. Beim Saft sieht es nach einem länger andauernden Lieferengpass aus. Die Hersteller arbeiten jedoch mit Hochdruck daran, der erhöhten Nachfrage gerecht werden zu können. „Momentan ist die Nachfrage nach Paracetamol überall so groß, dass alle Anbieter es kaum schaffen, den Bedarf zu befriedigen“, teilt Stada mit. In Bad Vilbel seien jedoch noch mehrere hunderttausend Packungen auf Lager.

Passen muss jedoch die Stada-Tochtergesellschaft Aliud: „Wir sind kurzfristig nicht mehr lieferfähig. Wir setzen alles daran, so schnell wie möglich neue Ware zu produzieren und in den Markt zu bringen.“ Eine Alternative – wenn auch kein hundertprozentiger Ersatz – für Erwachsene in der Erkältungszeit ist Grippostad. Das Produkt ist voll lieferfähig.

Ähnlich sieht es bei Hexal aus: „Wir können eine erhöhte Nachfrage für Paracetamol verzeichnen. Bei den Tabletten sind wir derzeit sowohl für die Präparate von Hexal als auch von 1 A Pharma wieder lieferfähig“, teilt eine Sprecherin mit. „Paracetamol Saft ist voraussichtlich ab Mitte April wieder lieferbar“, heißt es weiter.

Die erhöhte Nachfrage ist auch bei Ratiopharm zu spüren. „Es gibt keinen Corona-bedingten Lieferengpass bei Paracetamol-Ratiopharm“, teilt ein Sprecher mit. „Aufgrund der aktuellen erhöhten Nachfrage kann sich bei Tabletten und Zäpfchen die Auslieferung in einzelnen Fällen etwas verzögern. Bei extrem hohen Einzelbestellungen greifen wir zudem steuernd ein, um eine flächendeckende Versorgung über die Zeit sicherzustellen.“

Für den Paracetamol-haltigen Saft räumt der Konzern jedoch vorübergehende Lieferprobleme ein. „Beim Saft kann es aufgrund des Ausfalls eines Wettbewerbers und der dadurch erhöhten Nachfrage vorübergehend zu Lieferschwierigkeiten kommen. Die Produktion weiterer Mengen läuft aber auch hier ohne Einschränkungen.“

Anfang März hatte Indien auf Produktionsausfälle aufgrund der Sars-CoV-2-Epidemie reagiert und Einschränkungen beim Export von 13 Wirkstoffen und Zubereitungen, die diese enthalten, verhängt. Betroffen war auch Paracetamol. Für den Wirkstoff gibt es in Indien vier Hersteller, fünf in China, und je einen in Frankreich und der Türkei, aber auch in den USA. Schätzungsweise in drei bis vier Monaten könnte das Exportverbot allerdings in deutschen Apotheken vor allem im OTC-Geschäft spürbar sein. Unternehmen, die die aktive Substanz aus Indien beziehen, müssen jetzt eine zweite Quelle aktivieren. Das Rennen um die chinesischen Lieferanten hat begonnen. Ob diese jedoch den Bedarf decken und den Ausfall Indiens kompensieren können, ist derzeit noch unklar.

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