Im Kampf gegen die neue Virusvariante Omikron arbeiten bereits verschiedene Hersteller an einer Anpassung ihrer Vakzine. Allein die Zulassung der „neuen“ Impfstoffe könnte laut der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) jedoch bis zu vier Monate dauern.
Omikron sorgt aktuell für große Sorgen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die neue Virusvariante als „besorgniserregend“ eingestuft. Mittlerweile wurde sie in zahlreichen Ländern weltweit nachgewiesen. Bislang mussten die Corona-Impfstoffe nicht an die neuen Virusvarianten angepasst werden. Wissenschaftler:innen vermuten jedoch, dass es bei Omikron wegen der Mutationen am Spike-Protein anders sein könnte und eine Anpassung notwendig ist, um die Schutzwirkung aufrechtzuerhalten.
Moderna hat als erster Hersteller angekündigt, an einer Anpassung zu arbeiten. Es werde noch einige Wochen dauern, bis man gesicherte Erkenntnisse darüber habe, wie sehr sich die neue Coronavariante der Wirkung der aktuellen Impfstoffe entziehe und ob ein neues Vakzin produziert werden müsse. Sollte dies der Fall sein, rechnet Medizinchef Paul Burton damit, dass dieser Anfang 2022 in großem Maßstab hergestellt werden könnte. Auch der Mainzer Impfstoffhersteller Biontech arbeitet an der Entwicklung eines angepassten Impfstoffs – für den Fall, dass dieser notwendig werden könnte. Labortests zur Untersuchung der neuen Coronavariante Omikron sollen innerhalb von 14 Tagen vorliegen. Beide Vakzine gehören zu den mRNA-Impfstoffen, deren Anpassung an neue Varianten als relativ gut machbar gilt.
Doch nicht nur die Entwicklung der überarbeiteten Impfstoffe braucht Zeit, auch die Zulassung könnte bis zu vier Monate dauern, erklärt die EMA. Derzeit arbeite man intensiv daran, die neue Variante zu untersuchen. Gemeinsam mit der WHO und der neuen EU-Behörde HERA prüfe man, was die Verbreitung der Omikron-Variante beeinflusse. Auch mit den Impfstoff-Herstellern stehe man in engem Austausch.
Erkenntnisse aus Südafrika – dem Land, wo sie erstmals auftrat – seien dabei nicht zwingend auf die europäische Bevölkerung übertragbar, erklärte Emer Cooke, Direktorin der EMA. „In Europa ist ein relativ großer Anteil der erwachsenen Bevölkerung bereits geimpft, der Anteil an älteren Menschen ist deutlich höher und wir befinden uns in einer Phase, in der bereits Auffrischungsimpfungen verabreicht werden.“ Sollte eine Anpassung der Impfstoffe nötig sein, werde die Zulassung etwa drei bis vier Monate in Anspruch nehmen, erklärte Cooke. Dieser Zeitraum hänge jedoch von vielen Faktoren wie etwa der dann aktuellen epidemiologischen Lage ab.
In Großbritannien wurden die Regelungen zu Booster-Impfungen aufgrund der neuen Virusvariante bereits angepasst: Alle Erwachsenen können dort bereits nach drei statt nach sechs Monaten eine Auffrischungsimpfung erhalten. Viele Expert:innen empfehlen auch hierzulande sich mit den vorhandenen Impfstoffen boostern zu lassen, um einen bestmöglichen Schutz zu erhalten. Ob später ein angepasster Impfstoff nötig ist, kann bislang nicht sicher gesagt werden.
Omikron wird in den Medien als erste „Immunfluchtmutante“ von Sars-CoV-2 bezeichnet: Hinter dem Begriff verbirgt sich eine so starke Mutation eines Erregers, sodass er neue Fähigkeiten erhält. Die Sensitivität von Schnelltests scheint bislang nicht beeinträchtigt zu sein: Erste Untersuchungen ergaben, dass die In-vitro-Diagnostika die Omikron-Variante genauso zuverlässig detektieren können wie andere Varianten.
Allerdings scheinen die Symptome der neuen Variante etwas anders zu sein als bisher typisch: Verläufe sind eher mild, Patient:innen klagen häufig über extreme Müdigkeit und Gliederschmerzen. Besonders junge Menschen seien von der Virusvariante betroffen, erklärte Angélique Coetzee, Vorsitzende des südafrikanischen Ärzteverbands. Ob es bei Risikogruppen, wie vorerkrankten älteren Personen, dennoch zu schweren Verläufen kommen könnte, müsste näher untersucht werden.
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