Corona-Varianten

Drosten: Neue Omikron-Sublinie dürfte dominant werden dpa, 13.01.2023 09:27 Uhr

Laut Äußerung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) soll die neue Sublinie keine Mutation aufweisen, die für Veränderungen der Krankheitsschwere bekannt wäre. Foto:shutterstock.com/DesignRage
Berlin - 

Und wieder eine neue Corona-Sublinie, die sich ausbreitet: XBB.1.5 lautet die fachliche Bezeichnung. Was Virologe Drosten darüber denkt – und wie er seine Äußerung zum Pandemie-Ende von Dezember verstanden wissen will.

Die in den USA zunehmend nachgewiesene Coronavirus-Sublinie XBB.1.5 dürfte aus Sicht des Virologen Christian Drosten auch in Deutschland vorherrschend werden. „Einfach, weil die relative Übertragbarkeit von diesem Virus gegenüber den anderen momentan zirkulierenden Viren so viel größer ist“, sagte der Forscher der Berliner Charité am Donnerstag im Podcast „Coronavirus-Update“. Der Vorteil erinnere an die Zeiten, als die Delta- und Omikron-Varianten aufkamen. Das heiße aber längst nicht, dass eine riesige neue Welle noch in diesem Winter drohe, sagte Drosten.

Die Zahl der nachgewiesenen Fälle von XBB.1.5 in Deutschland ist Ende 2022 noch relativ gering gewesen. „Die in den Vereinigten Staaten von Amerika stark verbreitete Variante XBB.1.5 hatte einen Anteil von 1 Prozent“, schreibt das Robert Koch-Institut (RKI) in seinem Covid-19-Wochenbericht von Donnerstagabend. „Ihr Anteil in den Vorwochen lag unter 0,5 Prozent.“ Die Sublinie stehe wie andere Sublinien unter Beobachtung. Vorläufige Daten deuteten auf einen Wachstumsvorteil gegenüber anderen und zuvor zirkulierenden Sublinien hin. Die Angaben beziehen sich auf Daten aus der letzten Woche des vergangenen Jahres und basieren auf geringen absoluten Zahlen.

Ungewissheit wegen fehlender Daten

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) weist die neue Sublinie keine Mutation auf, die für Veränderungen der Krankheitsschwere bekannt wäre. Allerdings wird wegen genetischer Eigenschaften und Schätzungen zur Wachstumsrate Potenzial für Fallzahlenanstiege weltweit gesehen. Es herrsche jedoch noch viel Ungewissheit – auch weil die Angaben zum Wachstumsvorteil bisher nur auf US-Daten basierten.

Corona-Fachmann Drosten war am Donnerstag erstmals nach fast zehn Monaten wieder in dem NDR-Info-Format zu hören und wies eingangs auf ein Missverständnis zu seiner vielbeachteten Äußerung zum Pandemie-Ende von Dezember hin. In dem Interview habe er eigentlich etwas anderes gesagt als das, was in Teilen der Öffentlichkeit angekommen sei. Über die Lesart einiger Medien und Politiker, wonach er die Pandemie für beendet erklärt habe, sagte er: „Ich glaube, alle die mich bisher kommunizieren gehört haben, wissen, dass ich solche forschen Dinge eigentlich nicht in der Öffentlichkeit sage.“

Breite Immunität

Er könne nur sagen, was er erwarte: „Dass wir demnächst, in ein paar Monaten sagen werden: Im Nachhinein betrachtet war das die erste endemische Welle dieses Virus', und damit ist die Pandemie vorbei.“ Vorab könne man so etwas nicht ankündigen.

Sätze aus dem „Tagesspiegel“-Interview hatten auch zu politischen Forderungen nach weiteren Lockerungen geführt. Die Zeitung zitierte ihn so: „Wir erleben in diesem Winter die erste endemische Welle mit Sars-Cov-2, nach meiner Einschätzung ist damit die Pandemie vorbei.“ Er fügte an: Das bedeute, dass nach diesem Winter eine so breite und belastbare Bevölkerungsimmunität vorliege, „dass im Sommer kaum noch Virus durchkommen kann“.

Für die Sorge vor einer neuen Virusvariante durch die hohe Zahl an Infektionen derzeit in China gebe es keinen konkreten Anhalt, sagte Drosten im Podcast weiter. Es gebe aber eine gewisse grundsätzliche Gefahr, dass das Virus dort noch neue Lösungen finde. Durch Tests in vielen Einreiseländern könnten mögliche neue Varianten sehr schnell gefunden werden. Bisher seien die in China vorkommenden Erreger „ganz normale Virusvarianten“, die auch bei uns zur schon vorhandenen Mischung gehörten.

Im ersten Corona-Wochenbericht des neuen Jahres schreibt das RKI: „Nach dem deutlichen Rückgang und einem zwischenzeitlichen leichten Wiederanstieg vor dem Jahreswechsel zeichnet sich nun ein weiteres Absinken der Fallzahlen ab.“