mRNA-Impfstoff der zweiten Generation

CV2CoV: Zweite Chance für Curevac?

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Berlin -

Nachdem Curevac zu Beginn der Pandemie als mRNA-Pionier galt, floppte der Hersteller aus Tübingen zuletzt mit seinem Impfstoff gegen Covid-19. Nun soll ein neuer Kandidat bessere Ergebnisse erzielen: „CV2CoV“ wird gemeinsam mit GlaxoSmithKline (GSK) entwickelt. Erste präklinische Ergebnisse seien positiv, erklärt der Konzern.

Der Corona-Impfstoffkandidat von Curevac galt lange als vielversprechend. Umso größer war die Enttäuschung nach der Bekanntgabe der Daten zur Wirksamkeit des potenziellen Vakzins im Juni: Das Unternehmen musste einräumen, dass der Impfstoffkandidat „CVnCoV“ in einer Zwischenanalyse nur eine vorläufige Wirksamkeit von 47 Prozent gegen eine Corona-Erkrankung „jeglichen Schweregrades“ erzielt habe. Damit erfüllte er die vorgegebenen statistischen Erfolgskriterien nicht.

Die Probleme zeichneten sich bei genauerem Hinsehen bereits ab: Denn während zahlreiche Konkurrenten ihr Vakzin längst auf den Markt gebracht hatten, sammelte Curevac nach wie vor Daten. Mal wurde das nachlassende Infektionsgeschehen verantwortlich gemacht, mal das Auftreten von Mutationen. Mittlerweile ist klar, dass wohl die Technologie das Problem ist: Anders als Biontech und Moderna verzichtete Curevac auf den Austausch von Uridin durch Pseudouridin, der laut Studien den Abbau der mRNA verhindert und Immunreaktionen minimiert. Vielmehr setzte Curevac laut Firmengründer Ingmar Hörr auf spezielle Sequenzen innerhalb der mRNA, die denselben Zweck erfüllen sollten, ohne die Basenstruktur zu verändern. Genützt hat es nichts: Nach Bekanntgabe des Flops sackte der Curevac-Börsenkurs drastisch ab.

Neuer Kandidat, neues Glück?

Nun gab Curevac die Daten seines Zweitgenerationenimpfstoffkandidaten bekannt, welcher gemeinsam mit GSK entwickelt wird. In einer präklinischen Studie zeige er „stark verbesserte Immunantworten“. Aktuell wird das Vakzin an Cynomolgus-Affen erprobt. Es wurden die Impfreaktionen der beiden Kandidaten mit jeweils 12 µg an Tag 0 und 28 verglichen. Dabei habe man festgestellt, dass CV2CoV im Vergleich zum ersten Kandidaten „angeborene und adaptive Immunantworten besser aktiviert und damit ein schnelleres Einsetzen der Immunantwort, höhere Antikörpertiter und eine stärkere Aktivierung von B- und T-Gedächtniszellen erzielt.“ Auch die Wirkung auf die verschiedenen Virusvarianten – darunter Beta, Delta und Lambda – seien getestet worden. CV2CoV stimuliere hier durchweg eine stärkere Antikörperneutralisierung.

Das Tiermodell habe gezeigt, dass CV2CoV umfassende Antikörper- und zelluläre Immunreaktionen auslöse, die in ihrer Breite der Immunaktivierung einer Infektion mit Sars-CoV-2 sehr ähnlich sind, erklärte Dr. Igor Splawski, Chief Scientific Officer bei Curevac. „Die aktuelle Studie zeigt, dass die Immunantworten und die daraus resultierende Schutzwirkung unseres Impfstoffkandidaten der zweiten Generation, der auf unserer mRNA-Technologie nach Implementierung gezielter Optimierungen basiert, bei nicht menschlichen Primaten deutlich verbessert wurden.“

CV2CoV wurde mit speziell optimierten nicht-kodierenden Regionen entwickelt, um eine verbesserte mRNA-Translation für eine erhöhte und verlängerte Proteinexpression im Vergleich zum mRNA-Rückgrat der ersten Generation zu zeigen. Der Impfstoffkandidat enthält eine nicht-chemisch modifizierte mRNA, die für das vorfusionsstabilisierte Spike-Protein in voller Länge des Sars-CoV-2-Virus kodiert und in Lipid Nanopartikeln (LNPs) formuliert ist.

Allerdings: Auch der ursprüngliche Impfstoff zeigte laut Curevac in den frühen Studien eine gute und zielgenaue Immunantwort. Erst in Phase III kam die Ernüchterung, was nicht weiter erklärt wurde. Die klinische Phase-I-Studie mit CV2CoV soll voraussichtlich im vierten Quartal starten.

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