Kann der Konsum von Cannabis den Krankheitsverlauf einer Corona-Infektion beeinflussen oder ihn gar abmildern? Diese Frage war Kernpunkt einer Studie, die auf Krankenhausdaten basiert und diese Woche auf der jährlichen Konferenz des American College of Chest Physicians (CHEST) in Honolulu vorgestellt wurde. Die Ergebnisse waren überraschend.
Cannabiskonsumenten, die sich mit Corona infizierten, hatten deutlich niedrigere Raten von Intubation, Lungenversagen und Sterblichkeit als Menschen, die das Rauschmittel nicht konsumierten. Eine Studie aus den USA deutet laut den Ergebnissen darauf hin, dass der beobachtete Nutzen aus dem „Potenzial von Marihuana resultieren könnte, den viralen Eintritt in Zellen zu hemmen“, so Fasih Sami Siddiqui, Erstautor der Studie und Pulmologe in New York. Folglich verhindere dies auch die Freisetzung von entzündlichen Zytokinen.
Die Wissenschaftler:innen analysierten Aufzeichnungen von 322.214 Patient:innen aus dem National Inpatient Sample einer Regierungsdatenbank, die die Auslastung und die Ergebnisse der Krankenhausentlastung verfolgt. Von diesen Patient:innen gaben 2603 – weniger als 1 Prozent – an Cannabis zu konsumieren.
Diejenigen, die Marihuana konsumierten, waren „jünger und hatten eine höhere Prävalenz des Tabakkonsums“, so das Forschungsteam. „Menschen, die kein Marihuana konsumierten, hatten höhere Raten anderer Komorbiditäten wie obstruktive Schlafapnoe, Fettleibigkeit, Bluthochdruck und Diabetes“, hieß es laut Ergebnisbericht.
Außerdem wurden deutlich niedrigere gesundheitliche Komplikationen im Zusammenhang mit Covid und Cannabis-Konsum deutlich: „Bei der Analyse hatten Marihuanakonsument:innen signifikant niedrigere Intubationsraten – 6,8 Prozent gegenüber 12 Prozent bei Nichtkonsument:innen. Auch das akute Atemnotsyndrom betraf 2,1 Prozent der Konsument:innen gegenüber 6 Prozent Nichtkonsument:innen. Ein akutes Atemversagen erlitten 25 Prozent der Konsument:innen im Gegensatz zur Gegengruppe mit 52,9 Prozent.
Während die Studie den Begriff „Rauchen von Cannabis" verwendet, bezieht sie sich auch auf Teilnehmer, die sich als „Marihuana-Konsumenten" identifizierten. Dabei bleibt offen, ob die Forschung das Rauchen von Cannabis speziell untersucht oder auch andere Formen des Konsums enthält. „Es bleibt nach wie vor eine erhebliche Lücke in unserem Verständnis der möglichen Auswirkungen des Marihuanakonsums auf Covid-19", so die Forschenden zu den Ergebnissen. Weitere Untersuchungen müssen folgen.
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