Covid-19 kann zu Blinddarmentzündung führen Cynthia Möthrath, 23.12.2021 13:27 Uhr
Meist verläuft Covid-19 bei Kindern sehr mild oder gänzlich asymptomatisch. In seltenen Fällen kann es jedoch zu einem multisystemischen Entzündungssyndrom kommen (MIC-S). Dieses kann neusten Erkenntnissen zufolge auch eine Blinddarmentzündung nach sich ziehen.
Während der Corona-Pandemie beobachteten Ärzt:innen immer wieder, dass es vor allem bei Kindern nach einer Infektion mit Sars-CoV-2 zu einer multisystemischen Entzündungsreaktion (MIS) kommen kann. Meist erkranken Kinder nur mit leichten Symptomen an Covid-19. Viele von ihnen stehen die Infektion auch gänzlich asymptomatisch durch. In einigen Fällen ist es jedoch mit einer zeitlichen Verzögerung zu einem besonderen Erkrankungsbild gekommen: Im Rahmen einer Sekundärinfektion litten die betroffenen Kinder an einer überschießenden Immunreaktion. Oftmals wurde diese mit dem Kawasaki-Syndrom verglichen.
Rund drei bis vier Wochen nach der Covid-Infektion entwickelten die Kinder plötzlich hohes Fieber. Die Entzündungswerte zeigten zudem einen starken Anstieg. Die Erkrankung machte eine Behandlung auf der Intensivstation erforderlich. Einige Patient:innen erlitten ein Organversagen – vor allem das Herz war häufig betroffen.
Gastrointestinale Komplikationen bei Kindern
Doch neueste Untersuchungen – welche im Fachjournal JAMA vorgestellt wurden – zeigen, dass es auch zu akuten abdominalen Krisen kommen kann. Bei betroffenen Kindern kam es zu Übelkeit, Erbrechen und Durchfällen, außerdem klagten sie über massive Bauchschmerzen. In Italien litten mehr als ein Drittel der Kinder an derartigen Beschwerden, wenn sie Covid-19 oder ein MIC-S entwickelten.
Bei rund 10 Prozent wurde aufgrund der Symptome eine Computertomografie veranlasst. Dabei konnten bei einigen Patient:innen entzündliche Veränderungen des Fettgewebes festgestellt werden. Einige litten zudem unter intestinalen Wandverdickungen, Flüssigkeitsansammlungen im Bauchraum oder vergrößerten Lymphknoten.
Appendizitis & Darminvagination
33 der 685 Kinder mussten operiert werden. Der Großteil von ihnen bekam den Blinddarm aufgrund einer akuten Entzündung entfernt, bei fünf Patient:innen stand er bereits kurz vor dem Durchbruch. Vier der Patient:innen litten unter einer Darminvagination, welche chirurgisch behoben werden musste.
Diese gastrointestinalen Komplikationen betrafen vor allem Kinder, die wegen eines MIC-S behandelt wurden. Die Mediziner:innen vermuten, dass sie auf eine arterielle Vaskulitis zurückzuführen sind, welche als Ursache für das multisystemische Entzündungssyndrom gilt. Sars-CoV-2 könnte jedoch auch den Darm Infizieren, da dort vermehrt ACE-2-Rezeptoren zum Andocken vorliegen.