SARS-CoV-2: Bislang nahm man an, dass insbesondere Menschen mit Lungenerkrankungen wie Asthma und COPD eine Risikogruppe bilden. Nach ersten Analysen der hospitalisierten Patienten zeigt sich, dass rund 40 Prozent aller mit SARS-CoV-2 infizierten Personen eine kardiovaskuläre oder cerebrovaskuläre Erkrankung aufweisen. Bei Patienten mit solchen Vorerkrankung kann der Verlauf von Covid-19 mit zahlreichen Komplikationen einhergehen – darunter die Exazerbation einer Herzinsuffizienz oder ein Infarkt. Aktuelle Empfehlungen für kardiale Risikopatienten wurden veröffentlicht.
Infektionen mit SARS-CoV-2 verlaufen bei Patienten mit Vorerkrankungen schwerer als bei Gesunden – das gilt auch für kardiovaskuläre Vorerkrankungen wie arterielle Hypertonie oder koronare Herzkrankheiten. 40 Prozent aller mit SARS-CoV-2 infizierten und hospitalisierten Personen weisen eine kardiovaskuläre oder cerebrovaskuläre Vorerkrankung auf.
Laut einer kürzlich veröffentlichten Fallserie entwickelten knapp 20 Prozent der hospitalisierten Covid-19-Patienten ein akutes respiratorisches Distress-Syndrom. Knapp 17 Prozent litten unter Arrhythmien und bei 7 Prozent der Patienten kam es zu akuten Herzschädigungen. Knapp 9 Prozent der Patienten erlitten einen Schock, knapp 4 Prozent akute Nierenschäden.
Eine Covid-19-Infektion stellt vor allem für kardiale Risikopatienten eine erhöhte Gefahr dar. Experten des American College of Cardiology haben aktuelle klinische Empfehlungen zusammengefasst:
Virusinfektionen können häufig zu einer allgemeinen Destabilisierung bei kardialen Risikopatienten führen. Die vorhandene Herzleistung kann im Falle einer Infektion den erhöhten metabolischen Anforderungen nicht mehr gerecht werden – es kann zu einem verschlechterten Allgemeinzustand mit kardiovaskulären Komplikationen kommen. Virusinfektionen, die die Atemwege angreifen, stellen eine hohe Belastung für das kardiovaskuläre System dar. Neben SARS gehören auch MERS oder Influenza zu den Viren, die Atembeschwerden auslösen.
Viren, die Pneumonien auslösen, verschlechtern insbesondere bei kardialen Risikopatienten die Symptomatik der Grunderkrankung. Frühere SARS- und MERS-Pandemien führten bei Patienten mit kardiovaskulären Vorerkrankungen, die unter der Infektion eine Lungenentzündung entwickelten, häufig zu Exazerbationen der Grunderkrankung. Auch eine akute Herzinsuffizienz trat häufiger auf.
Bei Patienten mit chronischem Koronarsyndrom kam es bei vorangegangenen MERS- und SARS-Pandemien bei vielen Patienten zu einer Ablösung von Plaques. Die Folge: Der gelöste Gefäßplaque kann zu einem Herzinfarkt führen. Atherosklerotische Plaques entstehen als Produkt innerhalb chronischer Entzündungsprozesse der Gefäßwand. Oxidativer Stress führt zu einer Überaktivierung des Endothels – aus Makrophagen entstehen zunächst sogenannte Schaumzellen, diese speziellen Zellen stellen den inititalen Schritt der Plaque-Entstehung dar.
Wichtig für Patienten mit Diabetes ist eine stabile Blutzuckereinstellung, denn diese minimiert das Infektionsrisiko. Neben der optimalen Blutzuckereinstellung sollen daher die Infektionsschutz-Maßnahmen des Robert-Koch-Instituts (RKI) eingehalten werden. Liegen Begleit- oder Folgeerkrankungen vor, sollten Diabetiker aktuell sehr achtsam sein. Bei einer Ansteckung mit SARS-CoV-2 kann es auch hier aufgrund des geschwächten Immunsystems zu Exazerbationen der Grunderkrankung und somit zu einem schwereren Krankheitsverlauf kommen.
Die Sterblichkeitsrate bei jungen, gesunden Menschen ist weiterhin als gering einzustufen. Die bisherigen Schätzungen zur Sterblichkeitsrate im Allgemeinen liegen jedoch höher als bislang angenommen und wurden angepasst: Nachdem sie bislang auf etwa 2 Prozent geschätzt wurde, informiert die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mittlerweile über eine höhere Rate. Insbesondere bei älteren und vorerkrankten Menschen nimmt die Infektion einen schweren Verlauf an.
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