Verlauf mild oder asymptomatisch

Covid-19 bei Kindern: Hohe Dunkelziffer

, Uhr
Berlin -

Bei Kindern verläuft Covid-19 in der Regel wesentlich milder, manchmal sogar gänzlich ohne Symptome. Anhand der Daten einer Studie, die eigentlich zur Früherkennung von Typ-1-Diabetes dienen sollte, konnte gezeigt werden, dass allein in Bayern sechsmal so viele Kinder mit Sars-CoV-2 infiziert waren wie gemeldet. Belegt wurde dies anhand eines doppelten Antikörpertests.

Eigentlich sollte die in Bayern durchgeführte „Fr1da-Studie“ zur Früherkennung von Typ-1-Diabetes dienen: Denn meist lassen sich bereits Jahre vor der eigentlichen Erkrankung bereits Antikörper gegen Insulin im Blut nachweisen. Die Untersuchung soll ermitteln, ob ein Früh-Screening auf Typ-1-Diabetes möglich ist.

Dabei kamen Daten von knapp 12.000 Kindern mit einem mittleren Alter von 3,2 Jahren zusammen. Das Helmholtz-Zentrum in München nahm sich die Daten für eine weitere Untersuchung zur Hilfe. Die archivierten Blutproben der Kinder wurden mithilfe eines sogenannten „Luciferase-Immunopräzipitations-Test“ (LIPS) auf Antikörper gegen Sars-CoV-2 getestet.

Antikörper in Blutproben nachgewiesen

Es konnten sowohl Antikörper gegen das Spike-Protein von Sars-CoV-2 wie auch gegen das Nukleokapsid im Inneren des Virus nachgewiesen werden. Das Testverfahren erzielte eine Sensitivität von über 95 Prozent und eine Spezifität von 100 Prozent. Bei Kontrolluntersuchungen konnte nur ein einziges falsch-positives Ergebnis ermittelt werden. Unter den Blutproben der knapp 12.000 Kinder verfügten 82 über Antikörper gegen das Spikeprotein und das Nukleokapsid. Die einzelnen Fälle erstreckten sich von Januar bis Juli. Die meisten wurden in den Monaten April, Mai, Juni und Juli nachgewiesen – durchschnittlich 0,87 Prozent der Kinder waren in diesen Monaten zweifach-positiv.

Die vom Helmholtz-Zentrum ermittelten Zahlen sind sechsmal so hoch wie die gemeldeten Fälle bei Kindern, die vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Ernährung registriert wurden. Nur etwa die Hälfte der Eltern konnte sich im Nachhinein an Symptome erinnern, bei der anderen Hälfte war die Infektion offenbar gänzlich asymptomatisch abgelaufen.

Symptomlose Verläufe bekannt

Forscher vermuteten schon vor einigen Monaten, dass Kinder sich womöglich genauso häufig anstecken wie Erwachsene. Da der Verlauf jedoch wesentlich milder ist, bleibt die Erkrankung häufig unerkannt. Dennoch könnten Kinder ihre Mitmenschen anstecken und als symptomloser Überträger fungieren.

Im Frühjahr wurde bei einer kleinen Anzahl an Kindern nach überstandener Sars-CoV-2-Infektion eine Art Sekundärinfektion festgestellt: Bei den jungen Patienten scheint es zu einer überschießenden Immunreaktion zu kommen, welche Mediziner lange mit dem Kawasaki-Syndrom verglichen hatten. Letztlich kamen sie jedoch zu dem vorläufigen Schluss, dass es sich nicht um das Kawasaki-Syndrom handelt. Die Symptomatik der Kinder unterscheidet sich in einigen Punkten stark von den typischen Anzeichen beim Kawasaki-Syndrom.

 

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Lesen Sie auch
Neuere Artikel zum Thema
Mehr aus Ressort
„Auffällig höhere Fallzahlen“
Corona: Sommerwelle ist da
„Pandemie der Ungeimpften“
RKI-Protokolle bringen Spahn unter Druck

APOTHEKE ADHOC Debatte