Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) hat gemeinsam mit Spenderdiensten zum Blutspenden aufgerufen. In Pandemiezeiten hätten Blutspenden noch mehr an Bedeutung gewonnen, teilte die BZgA anlässlich des Weltblutspendetages mit. Stellenweise brachen die Blutspenden um bis zu 30 Prozent ein, so der Sprecher der DRK-Blutspendedienste, Patric Nohe. Nun haben Wissenschaftler erstmals Blutspenden gezielt auf Antikörper gegen Sars-CoV-2 untersucht.
Stellenweise kommt es immer wieder zur Blutkonservenknappheit, insbesondere bei den selteneren Blutgruppen. Während der Corona-Pandemie sei das allgemeine Spenderaufkommen bis zu 30 Prozent zurückgegangen. Grund hierfür sei die Angst vor Ansteckung, so ein Sprecher des Deutschen Roten Kreuzes. Tausende Blutkonserven würden fehlen. Dies sei dem Ausfall zahlreicher Termine zu verschulden. Oftmals finden die Termine in öffentlichen Einrichtungen wie Schulen statt – diese Gebäude blieben über Wochen geschlossen. Wissenschaftler haben nun erstmals während der Pandemie abgegebene Spenden auf unentdeckte Sars-Cov-2-Infektionen untersucht. In Hamburg konnten bei 900 untersuchten Blutkonserven in weniger als 1 Prozent Antikörper nachgewiesen werden.
Blutspenden werden nicht obligatorisch auf Coronaviren wie Sars-CoV-2 mit direktem Virusnachweis getestet. Eine solche Testung sei aufgrund der aktuell geringen Verfügbarkeit von Test-Kits kaum möglich, so die Spenderdienste. Zudem berge dieses Vorgehen eine weitere Gefahr: Durch eine Testung könnte ein falscher Anreiz für potenziell Erkrankte geschaffen werden, zur Blutspende zu kommen und damit andere zu gefährden. Die Blutspendedienste informieren wie folgt: „Aufgabe und Pflicht des Blutspendedienstes ist es sicherzustellen, dass die freigegebenen Blutprodukte kein Risiko für den jeweiligen Empfänger darstellen. Hierfür durchläuft das gespendete Blut eine Reihe von Testverfahren, bevor es zur Verwendung freigegeben werden kann.“ Da es bisher keine Berichte von transfusionsassoziierten Infektionen mit Sars-CoV-2 gibt, wird auf das Virus nicht geprüft. Genauso würde es sich beispielsweise auch mit Influenzaviren verhalten.
Von den mehr als 900 Blutspendeproben enthielt nur ein sehr geringer Anteil Antikörper gegen Sars-CoV-2. Die Hamburger Wissenschaftler haben bei einem Anteil von unter 1 Prozent Antikörper aufweisen können. Die Auswertung der Blutspenden könnte laut den Forschern einen Anhaltspunkt für unentdeckte Corona-Infektionen bieten. Auch wenn die Spender alleine kein 100 Prozent realistisches Abbild der Hamburger Bevölkerung gäben, sei davon auszugehen, dass die meisten Covid-19-Verläufe durch Testungen entdeckt worden seien, so Sven Peine, Leiter des Instituts für Transfusionsmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. „Wer hier in Hamburg in den letzten Monaten nur leichte oder unspezifische Erkältungssymptome hatte, der war auch mit sehr großer Wahrscheinlichkeit nicht an Covid-19 erkrankt“, ergänzte Peine.
Die Wissenschaftler untersuchten verschiedene Antikörpertest, um herauszufinden, welcher am geeignetsten ist. Für die Überprüfung wurden in einem ersten Schritt bis Mitte April Rückstellproben von 300 Blutspendern aus dem Jahr 2017 auf das Vorliegen von Antikörpern gegen Sars-CoV-2 getestet. So konnten die Wissenschaftler die Anzahl der falsch-positiven Ergebnisse herausfiltern. Überprüft wurden Tests der Firmen DiaSorin, Euroimmun, Roche und Wantai. Aufgrund der hohen Sensitivitätswerte wurde für die weitere Studie der Roche-Antikörpertest ausgewählt – er wies nur ein falsch positives Ergebnis bei 319 Proben auf.
Der Roche-Test trägt den Namen „Elecsys Anti-SARS-CoV-2-Immunoassay“ und gehört somit zu den seit 20 Jahren am Markt befindlichen Elecsys-Assays. Hierbei handelt es sich um Testverfahren mittels Elektrochemilumineszenz (kurz ECL). Die einzelnen Essays haben eine durchschnittliche Messzeit von 18 Minuten, die maximale Messzeit liegt bei 27 Minuten. Mit Hilfe der Elecsys-Assays können über 100 Laborparameter bestimmt werden – so auch Antikörper gegen Sars-CoV-2. Die Messungen basieren alle auf einer elektrochemischen Reaktion. Der Vorteil laut Roche gegenüber anderen Schnelltests: Die Nachweisgrenzen sind extrem niedrig.
Im April wurden mit dem Antikörpertest die ersten 300 Spenden auf eine bisher unbekannte Sars-CoV-2-Infektion getestet. Nur eine Probe wies ein positives Ergebnis auf, das entspricht 0,3 Prozent bezogen auf die Gesamtzahl. Auch in den kommenden beiden Monaten fanden die Wissenschaftler sehr niedrige Positivitätsraten. Im Mai wiesen zwei von 288 Blutspendern Antikörper auf, im Juni war es wieder nur einer von 326. Das UKE hatte die Untersuchungen gemeinsam mit dem Hamburger Senat beschlossen, um ein besseres Bild von der Virusverbreitung zu bekommen. Die Untersuchung ist noch nicht beendet, die Analyse soll im Vierwochenrhythmus weitergehen. Bundesweit laufen ähnliche Studien.
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