Coronavirus-Patient im Kino

CoV-2: Zwei neue Infizierte in Baden-Württemberg

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Berlin -

In Baden-Württemberg haben sich zwei weitere Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Nach dem ersten Fall im Kreis Göppingen seien nun zwei Infektionen am Uniklinikum in Tübingen bestätigt worden, teilte das Krankenhaus am Mittwoch mit. Die Fälle hängen zusammen.

Den beiden mit dem Coronavirus infizierten Patienten aus Tübingen geht es nach Angaben des Universitätsklinikums der Stadt gut. „Sie sind in gutem Zustand und fühlen sich wohl“, sagte Nisar Malek, Ärztlicher Direktor an der Medizinischen Klinik. Der ältere Patient habe „so gut wie keine Symptome“, seine infizierte Tochter verspüre lediglich leichte Halsschmerzen. Sämtliche Kontaktpersonen der beiden Patienten aus den vergangenen Tagen seien bekannt und informiert.

Die neuen Infektionen hängen direkt mit dem ersten erkrankten baden-württembergischen Patienten im Kreis Göppingen zusammen. Die Frau sei in der vergangenen Woche mit ihm nach Italien gereist, wo er sich angesteckt haben soll. Beide Patienten gehörten zu den insgesamt 13 Kontaktpersonen des Mannes.

Der Fall des 25-Jährigen aus dem Kreis Göppingen war am Dienstagabend bekannt geworden. Der Mann ist der erste bestätigte Coronavirus-Fall in Baden-Württemberg. Er wird isoliert in Göppingen behandelt. Wie das Landratsamt in Neu-Ulm berichtete, hatte sich der Mann am vergangenen Samstagabend den Krimi-Thriller „Bad Boys for Life“ im Kino angeschaut. In dem Saal des Neu-Ulmer Kinos seien 138 Besucher gewesen. Später sei bei dem 25-Jährigen der neuartige Virus nachgewiesen worden.

„Die Möglichkeit einer Ansteckung mit dem neuartigen Coronavirus besteht für Personen, die mindestens 15 Minuten in Gesicht-zu-Gesicht-Kontakt mit dem Erkrankten waren“, heißt es in einer Mitteilung der Kreisbehörde. Auf welche Besucher dies möglicherweise zutreffe, könne im Nachhinein nicht näher bestimmt werden.

Besucher der Kinovorführung, die in den kommenden zehn Tagen Krankheitssymptome wie Fieber, Husten oder Schnupfen bekämen, sollten sofort die Kontakte zu anderen Menschen minimieren und ihren Hausarzt sowie das örtliche Gesundheitsamt anrufen, betonte das Landratsamt. Der 25-Jährige hatte sich vermutlich während einer Italienreise in Mailand angesteckt. Am Mittwoch wurde bekannt, dass sich auch seine Reisebegleiterin sowie deren Vater infiziert haben.

Kurz vor Bekanntwerden der neuen zwei Fälle hatte der baden-württembergische Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) Einzelheiten zum „Patienten Null“, jenem 25-jährigen Mann aus Göppingen, bekanntgegeben. Nach Angaben Luchas hatte der junge Mann gemeinsam mit einer Freundin eine Bekannte in Mailand besucht. Zwei Tage nach den ersten Symptomen meldete er sich beim Gesundheitsamt. Noch am selben Tag sei ein Abstrich im Landesgesundheitsamt (LGA) untersucht und der Patient in eine Klinik gebracht worden, sagte Stefan Brockmann, der Leiter des LGA-Kompetenzzentrums Gesundheitsschutz. Dort werde der Patient isoliert behandelt. Es gehe ihm aber gut, sein Zustand sei stabil.

Während die Zahl der Fälle in Nordrhein-Westfalen und die Sorge angesichts der lange unbeobachtet gebliebenen Krankheit der dortigen Patienten steigt, sagte Lucha: „Es gibt nach wie vor keinen kursierenden Virus bei uns.“ Auch der Göppinger Landrat zeigte sich zuversichtlich: „Wir setzen darauf, dass wir das Virus in den Griff bekommen und eine Weiterverbreitung verhindern können“, sagte Edgar Wolff. Es gebe einen Krisenstab, der die Lage stets neu bewerte.

In Nordrhein-Westfalen versuchen die Behörden währenddessen herauszufinden, ob der Patient in Düsseldorf weitere Menschen angesteckt hat. Die Annahme liegt nahe: Vor seiner Einlieferung hatte der 47-Jährige noch an einer Karnevalssitzung in seinem Heimatort Gangelt teilgenommen, wie der dortige Landrat Stephan Pusch erklärte. Die Teilnehmer der Sitzung sollten demnach auf Symptome achten. Der Patient und seine Ehefrau, deren Infektion mittlerweile bestätigt ist und die ebenfalls im Düsseldorfer Uniklinikum behandelt wird, haben nach Angaben von NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) noch zwei Wochen am gesellschaftlichen Leben teilgenommen, während „das Virus so weit war, dass die Menschen sich anstecken konnten“, so Laumann.

Grund zur Sorge bietet auch der Beruf der Ehefrau: Sie arbeitet als Kindergärtnerin, wie Laumann am Mittwoch in Düsseldorf erklärte. Die Behörden haben die Kinder samt ihrer Eltern angewiesen, zu Hause zu bleiben.

So erging es auch zehn Pflegekräften und vier Ärzten, die in Erkelenz Kontakt zu den beiden Infizierten hatten. Sie seien aber keine Verdachtsfälle auf eine Infektion, „da sie keine Symptomatik aufweisen“, sagte der Pflegedirektor des Krankenhauses am Mittwoch bei einer Pressekonferenz. Die 14 Mitarbeiter sollen jetzt zwei Wochen zuhause bleiben und eine „Art Tagebuch führen“. Die Beobachtungsphase geschehe unter der Aufsicht des Gesundheitsamts Heinsberg. Der Betrieb in den Kernbereichen der Klinik gehe indes normal weiter, sagte Friedrich Hölzl, Chefarzt in dem Krankenhaus. Lediglich planbare Fälle seien verschoben worden, um „Kapazitäten freizuhalten“.

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