Coronatests in der Apotheke – die Schweiz macht‘s vor Alexandra Negt, 23.10.2020 10:44 Uhr
Während in Deutschland noch nicht klar ist, ob auch Apotheker und PTA künftig Coronatests durchführen dürfen, gehören Nasen-Rachen-Abstriche bei einigen Kollegen in der Schweiz bereits zum Berufsalltag. Vorerst handelt es sich um Probennahmen für PCR-Tests – eine Ausweitung auf Antigen- oder Antikörpertests könnte folgen.
In der Schweiz dürfen Coronatests nun auch in Apotheken durchgeführt werden. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat der Durchführung unter bestimmten Voraussetzungen zugestimmt. Der Apothekerverband des Kantons Zürich hat entschieden, dass nur Apotheken am Projekt teilnehmen dürfen, die auch impfen. Die Zürcher Gesundheitsdirektion erteilte vorerst vier Pilotapotheken die Genehmigung. Darunter auch die beiden Toppharm-Apotheken „Paradeplatz“ und „Europaallee“.
Bisher entnehmen die Apotheker nur Proben, die zur PCR-Analyse in ein Labor eingeschickt werden. Die Entnahme darf nicht an einem beliebigen Platz in der Offizin stattfinden: Die Auflage sieht vor, dass der Nasen-Rachen-Abstrich an einem wenig frequentierten Ort durchgeführt wird. Der normale Handverkauf soll durch die Testungen nicht gestört werden. Für die meisten Apotheken kommt also der Beratungsraum in Frage. Viele Schweizer Apotheken verfügen über mehrere Räume, die, getrennt vom Verkaufsraum, für verschiedene Gesundheitschecks oder Analysen genutzt werden.
Apotheker Dr. Lorenz Schmid von der Toppharm-Apotheke Paradeplatz nutzt Räumlichkeiten im ersten Obergeschoss für die Durchführung. Um einen strukturierten Ablauf zu gewährleisten und lange Wartezeiten zu vermeiden, muss sich der Patient vorab anmelden. Die Durchführung erfolgt täglich in speziellen Zeitfenstern. So finden montags bis freitags in der Zeit von 10 bis 11 Uhr und in der Zeit von 14.30 bis 16 Uhr Testungen statt. Termine können online gebucht werden. Hierbei muss angegeben werden, ob man Symptome hat oder nicht. Das ist entscheidend für die Kostenübernahme: Bei symptomatischen Patienten übernimmt der Bund den Aufwand; hier bezahlt der Patient nur die nasopharyngeale Probenentnahme. Die Kosten belaufen sich auf 50 Schweizer Franken, also rund 46 Euro. Symptomfreie Patienten bezahlen den vollen Betrag von 176 Schweizer Franken, also rund 164 Euro. Nach Probennahme liegt das Ergebnis spätestens nach 36 Stunden vor.
Die Termine sind im Viertelstundentakt buchbar. Der nächste freie Termin am Paradeplatz ist erst am Wochenende. Das Interesse der Bürger sei groß, berichtet Schmid. Vor der Probennahme muss ein Anmeldeformular ausgefüllt werden. Dieses steht jeder Apotheke des Pilotprojektes zu Verfügung und dient der Dokumentation. Die Mitarbeiter, die den Abstrich durchführen dürfen, wurden entsprechend geschult, erzählt der Apotheker. Die Schulung wurde vom Apothekerverband Zürich organisiert. Innerhalb eines Tages lernen die Pharmazeuten, wie die Durchführung abläuft. Bei dem Abstrich sei es wichtig, dass das Stäbchen tief genug in die Nase eingeführt wird. Um den Patienten nicht zu verletzen, lernen die Apotheker auch die richtige Haltung des Tupfers.
Termine für Antikörpertests können ebenfalls gebucht werden. Hierbei wird zwischen der Art der Blutentnahme unterschieden. Zum einen kann ein Test mit kapillarem Blut durchgeführt werden. Hier werden Schnelltests verwendet – das Ergebnis liegt direkt vor. Die Kosten belaufen sich auf 79 Schweizer Franken, also rund 74 Euro. Bei einer Vollblutanalyse kostet der Test 143 Schweizer Franken (133 Euro). Hierfür wird venöses Vollblut entnommen. Die Probe wird innerhalb von 24 bis 48 Stunden im Labor untersucht.
Laut Medienberichten haben sich bereits mehr als 50 Apotheken für das Pilotprojekt angemeldet. Die Apotheken sollen die Ärzte entlasten. Ähnlich wie in Teilen Deutschlands kommt es auch hier zu langen Warteschlangen vor den Praxen. Die Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich rückt die Bedeutung von flächendeckenden Testungen in den Fokus: Auch Personen mit milder Symptomatik sollten so schnell wie möglich getestet werden können. Zahlreiche Covid-Infektionen verlaufen leicht – Apotheken könnten mit den Probeentnahmen einen wichtigen Beitrag in der aktuellen Pandemie leisten. Ob zukünftig auch Antigen-Schnelltests durchgeführt werden, ist aktuell noch offen. Schmid und andere am Pilotprojekt teilnehmende Kollegen halten es für wahrscheinlich.