Unterschiedliche Virusgenome verantwortlich

Corona: Zweitinfektion mit schwerem Verlauf

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Berlin -

Auch wenn Sars-CoV-2 mittlerweile zum Alltag gehört, so steht noch immer eine zentrale Frage im Raum, die bisher nicht eindeutig geklärt werden konnte: Sind Covid-Patienten nach der Genesung zumindest für einen gewissen Zeitraum immun gegen eine Neuinfektion? Mediziner gingen bisher davon aus, dass mögliche Zweitinfektionen zumindest wesentlich milder verlaufen. Im US-Staat Nevada ist nun jedoch ein junger Mann innerhalb von 48 Tagen ein zweites Mal an Covid-19 erkrankt – bei ihm war der zweite Verlauf jedoch schwerer, wie die Mediziner im Fachjournal „Lancet Infectious Diseases“ berichten. Sie vermuten, dass unterschiedliche Virusgenome verantwortlich sind.

Der 25-jährige Patient war Ende März zum ersten Mal an Covid-19 erkrankt: Er zeigte typische Symptome der Viruserkrankung, darunter eine Rachenentzündung, Husten und Kopfschmerzen sowie gastrointestinale Beschwerden wie Übelkeit und Durchfall. Ein Abstrich fiel positiv aus, die Viruslast war jedoch gering.

In der Quarantäne kam es zur Genesung des Patienten, zwei weitere Kontrollabstriche im Mai waren negativ. Kurz darauf erkrankte der junge Mann jedoch ein zweites Mal – ein PCR-Test Anfang Juni war erneut positiv. Der Verlauf der zweiten Erkrankung war wesentlich schwerer: Es kam zu Atemnot, welche eine Sauerstofftherapie notwendig machte. Mittlerweile soll sich der Patient wieder erholt haben. Eine Immunschwäche konnte bei ihm nicht nachgewiesen werden.

Unterschiedliche Virusgenome als Ursache?

Ein Forscherteam der Reno School of Medicine vermutet, dass unterschiedliche Virus-Genome für die erneute Infektion verantwortlich sind: Ein Vergleich zeigt, dass der Patient sich vermutlich mit unterschiedlichen Viren des gleichen Stammes infiziert hatte. Die Abweichungen zwischen den Genomen seien jedoch zu groß für die Begründung, dass das Virus der Zweitinfektion sich durch eine Spontanmutation aus dem der ersten Covid-Erkrankung entwickelt habe. Auch eine latente Infektion könne durch die beiden zwischenzeitlich negativen Tests ausgeschlossen werden.

Unklar bleibt, ob der Patient nach der ersten durchgestandenen Infektion Antikörper gegen Sars-CoV-2 gebildet hat – denn ein Antikörpertest wurde nicht durchgeführt. Dennoch gehen die Forscher von einer Antikörperbildung aus. Diese hätten den Patienten eigentlich vor einer erneuten Infektion schützen müssen. Da er jedoch erneut erkrankte, geht das Team davon aus, dass die Antikörper, die nach der ersten Infektion gebildet wurden, gegen einen Teil des Virus gerichtet waren, der beim zweiten Virus nicht vorhanden war. Beweisen konnten sie ihre Vermutung jedoch nicht.

Die ungeklärte Frage nach der Immunität

In der Vergangenheit wurde schon häufiger über Mehrfachinfektionen berichtet. Bei den meisten Patienten verlief die erneute Infektion jedoch asymptomatisch oder wesentlich milder. Unklar ist bisher auch, ob Menschen mit einer Zweitinfektion infektiös sind andere Personen anstecken können. Die widersprüchlichen Daten zur Immunität geben Hinweise darauf, dass eine durchgestandene Infektion und die damit verbundene Antikörperbildung nicht zwingend vor einer erneuten Ansteckung schützen. Dies könnte ebenfalls Einfluss auf die Wirkung von Impfstoffen haben. Falls das Virus verschiedene Mutationen ausbildet, könnte auch eine Vakzine nicht sicher vor Sars-CoV-2 schützen.

Zwei im Fachjournal „Science Immunology“ veröffentlichte Studien aus den USA und Kanada deuteten kürzlich auf eine Immunität über mehrere Monate hin. Sie zeigten, dass protektive Antikörper über Monate nach einer durchgestandenen Infektion in Speichel und Blut nachgewiesen werden konnten. Kurz davon hatten Forscher aus Hongkong von einem Mann berichtet, der sich symptomlos erneut mit Covid-19 angesteckt hatte. Die Frage nach der Immunität bleibt also weiterhin ungeklärt.

 

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