Hotspot-Erkennung & Frühwarnsystem

Corona: Was können Fitness-Uhren leisten?

, Uhr
Berlin -

Aufzeichnen von Herzfrequenz, Sauerstoffsättigung und Schlaf: Fitness-Uhren bieten eine Vielzahl von Dokumentationsmöglichkeiten in Bezug auf Vitalparameter und Gesundheitsdaten. Diese Daten könnten in Pandemie-Zeiten womöglich eine besondere Bedeutung erlangen. Mithilfe von Fitness-Uhren könnten beispielsweise Hotspots ermittelt oder Corona-Infektionen frühzeitig erkannt werden.

Über spezielle Sensoren in der Uhr werden die verschiedenen Werte gemessen. Die Daten werden dann per Bluetooth direkt an das Smartphone übermittelt. Anwender erhalten so einen Überblick über Sporteinheiten, aber auch die tägliche Bewegungs- und Schlafdauer, sowie Herzfrequenz oder auch Sauerstoffsättigung.

Fitness-Daten liefern Zusammenhänge

Mittlerweile sind die Uhren schon häufiger auch in Bezug auf die Corona-Pandemie in den Fokus gerückt: Wie kürzlich im Fachjournal „Nature Medicine“ berichtet wurde, konnten Forscher aus Kalifornien beispielsweise zeigen, dass die aufgezeichneten Daten von Nutzern Hinweise auf eine Erkrankung mit Sars-CoV-2 liefern konnten.

Dafür hat das Team die App „MyDataHelps“ entwickelt, welche in einigen Ländern sowohl für Android wie auch iOS verfügbar ist. In den USA kamen dadurch Daten von mehr als 30.500 Personen zusammen. Diese wurden von den Forschern ausgewertet – darunter auch Angaben zu möglichen Symptomen und der Durchführung eines Sars-CoV-2-Tests. Knapp 4000 Personen machten Angaben zu möglichen Symptomen von Covid-19 – 333 hatten daraufhin einen Abstrich durchführen lassen, bei 54 Personen war er positiv.

Weniger Schritte, mehr Schlaf

Insgesamt konnten die Forscher einen Zusammenhang zwischen den Fitness-Uhr-Daten und positiven Testergebnissen ermitteln: Covid-Patienten hatten demnach eine plötzlich verringerte Schrittzahl – im Durchschnitt rund 3500 Schritte weniger – und eine erhöhte Schlafdauer um etwa eine Stunde.

Das Team berechnete den sogenannten „AUC-Wert“ (Area Under Curve), welcher Aussagen zur Sensitivität und Spezifität machen kann. Die Werte können zwischen 0,5 und 1 liegen – je höher der Wert, desto besser: Ein Wert von 0,5 entspricht einem Zufallsergebnis, der Idealwert von 1 spricht für eine 100-prozentige Sensitivität und Spezifität. Für die Schlafdauer wurde ein AUC-Wert von 0,68 ermittelt, für die verringerte Schrittzahl ein Wert von 0,69. Durch eine Kombination beider Werte kam es zu einem Wert von 0,80.

Auch wenn der Wert relativ hoch ist, sei er zur Früherkennung vermutlich zu gering. Dennoch könnten die Daten interessante epidemiologische Erkenntnisse liefern. So könnten durch einen Anstieg in bestimmten Regionen möglicherweise Corona-Hotspots ausgemacht werden. Eine rechtzeitige Information könnte ein frühzeitiges Reagieren ermöglichen.

Potenzial ist ausbaufähig

Das Potenzial der Uhren wird auch von anderen Wissenschaftlern erforscht: Dr. Michael Mina von der Harvard University glaubt, dass die Uhren Covid-19 und andere Viruserkrankungen verfolgen könnten – wenn sie angemessen vernetzt sind. Er glaubt, dass „subtile Unterschiede“ in den Atmungs- oder Herzfrequenzmustern – insbesondere während jemand schläft und somit über einen längeren Zeitraum stabil ist – ein Indikator sein könnten.

Einige Hersteller von Fitness-Uhren bieten bereits Möglichkeiten an, die aufgezeichneten Daten epidemiologisch zur Verfügung zu stellen: Nutzer von Fitbit können beispielsweise im Rahmen einer Studie ihre Werte an das Scripps Research Translational Institute weitergeben.

Der Whoop Fitnesstracker war Teil einer Untersuchung der Cleveland Clinic und der CQ University in Australien bei der vor allem Änderungen der Atemfrequenz in Zusammenhang mit Covid-19 im Fokus standen. Eine erhöhte Atemfrequenz könnte beispielsweise ein frühes Symptom sein und auf Covid-Erkrankungen hindeuten. So konnte das Armband Berichten zufolge den Profigolfer Nick Watney warnen: Obwohl er keine Symptome zeigte, ließ er sich aufgrund der erhöhten Atemfrequenz testen – und erhielt ein positives Ergebnis. Dies ermöglichte ihm, dem anstehenden Turnier fernzubleiben, um weitere Personen anzustecken.

 

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