Vom Autozulieferer zum Corona-Testanbieter – die Huber Group aus Mühlhausen hat jetzt einen Corona-Testbus ausgerüstet und seit dieser Woche durch Bayern und Baden-Württemberg auf Werbetour zu Firmen, Landräten und Politikern geschickt. Kommenden Dienstag sollen in Ravensburg die Mitarbeiter einer dortigen Firma in dem Bus getestet werden. Huber verspricht, das Ergebnis binnen 24 Stunden zu liefern. Ermöglicht werden soll das durch ein vollständig digitalisiertes PCR-Testverfahren in Kooperation mit einem Labor.
„Sicher, schnell und effizient sollten Covid-19-Tests organisiert sein“, wirbt die Huber Group für ihr neues Produkt. Während des ersten Corna-Lockdowns im März war auch der Automobilzulieferer von Produktionsausfällen betroffen. Nach Angaben einer Firmensprecherin ist daraus die Idee entstanden, die Erfahrung mit digitalen Lieferprozessen auf die Corona-Testverfahren zu übertragen. Denn Realität sehe angesichts der steigenden Infektionszahlen häufig anders aus. „Lange Wartezeiten auf Ergebnisse und falsch zugeordnete Proben sorgen für Unmut bei den Getesteten und bergen unnötige Risiken.“
Mit ihrem volldigitalisierten Testverfahren wirke die Huber Group dem entgegen und bringe ihre durchgängig vernetzte Infrastrukturlösung „Smart Health Check“ nun auch auf die Straße. Das Testverfahren ist laut Firmenangaben seit August im Einsatz. 5000 Testungen seien erfolgt. Mit Unterstützung von Daimler Buses ist seit dieser Woche ein umgebauter Überlandbus Setra S 416 LE business als mobile Covid-19-Teststation unterwegs. Der „Smart Health Check“ biete – dank durchgängiger Vernetzung sowie Anbindung an Labore und beteiligte Instanzen – eine schnelle, fälschungsgeschützte und verwechslungssichere Testung: „Bereits heute stehen Ergebnisse innerhalb eines Tages zur Verfügung, häufig schon binnen 12 Stunden – möglich dank Digitalisierung und Pool-Testung. Neben den mobilen Testkits der Huber Group, die bereits für Mitarbeitertests an Außenstandorten sowie Lehrertestungen nach den Schulferien im Einsatz sind, bietet der neue Corona-Testbus des Unternehmens jetzt noch mehr Flexibilität – zum Beispiel im Einsatz vor Schulen, Pflegeheimen, Behörden und Firmen“, so die Huber Group.
Um die Teststrategie in den kommenden Wochen zusätzlich ausbauen zu können, habe man sich gemeinsam mit der Laborpraxis Dr. Susa aus Ulm dazu entschlossen, eine eigene Validierung von Antigen-Schnelltests durchzuführen. Dort wo es sinnvoll und erfolgversprechend sei, könnten dann auch an den Teststationen und insbesondere im mobilen Corona-Testbus noch schnellere Ergebnisse durch Schnelltests erzielt werden. Um hier die Praxistauglichkeit und Ergebnissicherheit zu prüfen, testet das Unternehmen seit dieser Woche alle einwilligenden Probanden mit beiden Testvarianten. Laut Firmenangaben stehen weitere Labore für eine Zusammenarbeit bereit. Das digitalisierte Verfahren „Smart Health Check“ sei durch den Einsatz in verschiedenen stationären Corona-Testzentren seit Monaten erprobt. Darunter ist die Einrichtung des Landkreises Neu-Ulm in Senden, die letzte Woche in ein größeres Winterquartier nach Weißenhorn umgezogen ist und am neuen Standort auch um eine Fieberambulanz erweitert werden könnte.
Möglich werden die schnelle Bestimmung und Rückmeldung der Testergebnisse laut Firmenangaben dank des „medienbruchfreien, ausnahmslos digitalen Verfahrens und der engen Zusammenarbeit mit anerkannten Laboren wie dem Diagnostikzentrum Ulm“. Laborleiter Dr. Milorad Susa, Facharzt für Laboratoriumsmedizin, Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie, erklärt: „Die Huber Group ist zu Beginn der Pandemie auf uns zugekommen. Das durchweg digitalisierte Testverfahren hat uns umgehend überzeugt und bewies in der Praxis schnell sein größtes Potenzial: Schnelligkeit. Dank des reibungslosen, automatisierten Ablaufs sowie Datentransfers bedarf es weniger Zeitressourcen. Auch Verwechslungen von Proben oder Fehler durch handschriftliche Unstimmigkeiten sind ausgeschlossen. Gemeinsam streben wir mit der Validierung der Schnelltests einen sinnvollen Einsatz dieser in den kommenden Wochen an.“
Die Gewinnung des Probenmaterials zur Validierung der Schnelltests, bezogen auf Sensitivität und Spezifität zum Nachweis von Sars-CoV-2, erfolge parallel zur Probenentnahme an den Teststationen und während der mobilen Testeinsätze. Bei der Anmeldung über das „Smart Health Check“-Portal könnten die Probanden entscheiden, ob sie ihre Probe auch zur Validierung des Schnelltests freigeben. Die eigene Validierung ermögliche eine unabhängige Überprüfung der Schnelltests in der Praxis – „man möchte sich nicht ausschließlich auf Herstellerangaben verlassen“.
Der „Smart Health Check“-Bus von Daimler biete Ämtern und Behörden potenziell eine Entlastung beim gesamten Testablauf sowie Zeitersparnis und ein schnelles Ergebnis für die Getesteten. So fahre er beispielsweise bei einem Verdachts- oder Positivfall an einer Schule vor. Die vorab online registrierte Testperson betritt den rund 13 Meter langen so genannten Low Entry Niederflur Omnibus am hinteren Einstieg, wo an einer Annahmestelle ihre Daten eingelesen und überprüft werden. Der Abstrich des Mund- oder Rachenraums werde an zwei Plätzen im vorderen Teil des Fahrzeuges durchgeführt. Via WLAN-Zugang an Bord würden Probanden- und Probendaten verschlüsselt in eine Datenbank eingepflegt, um einen schnellen Ablauf und Abruf des Ergebnisses zu garantieren. Nach etwa eineinhalb Minuten könnten die Getesteten den Bus über den vorderen Einstieg wieder verlassen und erhielten ihr Testergebnis aus dem PCR-Test in der Regel nach zwölf Stunden.
Kern des „Smart Health Checks“ ist laut Huber Group eine überregionale Datenbank, die – gehostet von Microsoft Azure – datenschutzkonform Probanden- und Probendaten verschlüsselt speichere. Die Anbindung erfolge sowohl für stationäre als auch für mobile Testanwendungen mit abgestimmtem Test- und IT-Equipment. Neben einem Identitätsabgleich, Zeitstempel der Probennahme und Verwechslungssicherheit biete die digitale Basis auch umfangreiche Erleichterungen für die in den Prozess eingebundenen Labore, Behörden und Mitarbeiter.
Der Datenaustausch mit Analyselaboren erfolge über zwei Schnittstellen-Protokolle, die bei Laboren gängig seien. Testergebnisse könnten sie dann über die Datenbank automatisch an das für den jeweiligen Wohnort zuständige Gesundheitsamt versenden. Dies geschehe gemäß aktueller Vorgaben der Gesundheitsämter automatisiert per Fax. Allerdings hält das Verfahren der Huber Group bereits alle nötigen digitalen Schnittstellen vor, um eine direkte Anbindung zu ermöglichen, sobald die Gesundheitsämter den digitalen Weg freigäben. Bei entsprechender Nachfrage will die Huber Group weitere Testbusses ausrüsten. Wie viel ein PCR-Test im Bus kostet, will die Firma nicht verraten.
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