Praxen müssen entscheiden

Corona oder Grippe: Was hat Vorrang?

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Berlin -

Die ersten Grippeimpfstoffe sind ausgeliefert, doch viele Praxen sind noch gar nicht auf Influenza eingestellt. Da gerade auch die Auffrischungsimpfungen gegen Corona beginnen sollen, müssen die Ärzt:innen entscheiden, wie sie die Impfungen organisieren und welche Impfung Vorrang hat.

Normalerweise laden die Praxen ihre Patient:innen im September zur Grippeimpfung ein. In diesem Jahr ist zwar der Impfstoff frühzeitig verfügbar, doch soll bei vulnerablen Gruppen jetzt mit Auffrischungsimpfungen begonnen werden. Da zwischen beiden Impfungen – Corona und Influenza – ein Abstand von zwei Wochen einzuhalten ist, steigt der organisatorische Aufwand für die Praxen deutlich.

Hinzu kommt die Abwägung: Sollen ältere und chronisch kranke Patient:innen zuerst ihre Auffrischungsimpfung gegen Corona erhalten – obwohl deren Notwendigkeit noch umstritten ist? Oder soll die Influenzaimpfung vorgezogen werden – wenn es vielleicht wie im vergangenen Jahr gar keine ausgeprägte Grippewelle geben wird?

„Wenn die Bevölkerung die AHA-Regeln weiter einhält, dann wird es ein Winter mit nur geringen akuten respiratorischen Infekten“, schätzt Christian Sommerbrodt, Hausarzt aus Wiesbaden, die Lage ein. In der Folge werde es dann auch nur wenig Influenzafälle geben. Die nächste Coronawelle dagegen sei gewiss, so der Mediziner. Für ihn ist daher klar, welche Impfung er seinen Patient:innen zuerst anbieten wird: Die Grippeimpfung könne man nur zeitversetzt vornehmen, bis Dezember werde man vor allem mit Corona beschäftigt sein, so Sommerbrodt. Erst dann werde man, sofern die Kurven der Atemwegserkrankungen so niedrig bleiben, Zeit haben für die Influenzaimpfung.

Die Gesundheitsministerkonferenz (GMK) hat das Problem mittlerweile erkannt und bittet die Ständige Impfkommission (Stiko) um eine „zeitnahe Empfehlung“ für die gleichzeitige Verabreichung von Corona- und Grippeimpfstoff. Noch gibt es keine zugelassenen Kombinationsimpfstoffe, das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) erwartet laut GMK bei der Co-Administration von inaktiviertem Influenza- und mRNA-basiertem Corona-Impfstoff aber „keine deutlichen Unterschiede in der Immunogenität“.

Im Fokus stehen Impfungen am gleichen Tag an unterschiedlichen Extremitäten. Für die Praxen wäre dies eine erhebliche Erleichterung. Noch hat die Stiko allerdings nicht einmal eine Empfehlung zur Auffrischimpfung abgegeben, diese wird im September erwartet.

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