Neugeborene können von den enthaltenen Antikörpern in der Muttermilch profitieren. Diese temporäre Immunisierung wird auch als Nestschutz bezeichnet. Mütter, die in der Schwangerschaft an Covid-19 erkrankt sind, sollten ihre Babys stillen – die Muttermilch enthält Antikörper und spezielle Immunkomplexe.
Das Prinzip des Nestschutzes ist lange bekannt. Doch die Frage, ob auch nach einer überstandenen Sars-CoV-2-Infektion Antikörper über die Muttermilch übertragen werden, war bislang offen. Ein Team aus italienischen Mediziner:innen hat den Gehalt von Antikörpern in der Muttermilch und dessen Verlauf nun überprüft.
Nestschutz: Das Immunsystem eines Neugeborenen muss sich erst noch entwickeln. Durch das Stillen erhält das Kind erste Antikörper. Die genaue Zusammensetzung ist individuell und hängt von den vorangegangenen Krankheiten der Mutter ab. Doch auch eine intrauterine Übertragung durch die Planzenta ist möglich, sodass die Babys bereits mit Antikörpern im Blut auf die Welt kommen. Intrauterin werden am der 13. Schwangerschaftswoche vor allem IgG übertragen. Beim Stillen sind es vornehmlich IgA.
In die Untersuchung eingeschlossen wurden 21 Mütter, die zum Zeitpunkt der Geburt mit Sars-CoV-2 infiziert waren. Der Gehalt der Antikörper in der Muttermilch wurde 48 Stunden und zwei Monate nach der Entbindung gemessen. Die ersten Tage ist die Muttermilch bekanntermaßen besonders reich an Antikörpern. Die sogenannte Vormlich, auch Kolostrum genannt, wird in den ersten Tagen nach der Geburt abgegeben. Sie ist gekennzeichnet durch eine gelbliche Färbung.
48 Stunden nach der Entbindung fanden sich bei 57 Prozent der Mütter Spike-spezifische Antikörper. Bei 61 Prozent wurden IgG gemessen. Nach zwei Monaten zeigten 95 Prozent der Frauen einen IgA-Anstieg. Auch ein Anstieg des Spike-spezifischen IgG-Spiegels konnte bei fast allen Frauen beobachtet werden. Keines der Neugeborenen zeigte Covid-19 Symptome.
Auch die Muttermilchproben wurden verglichen. Währen diese 48 Stunden nach der Geburt 1,73 willkürliche Einheiten Spike-spezifische IgA-Antikörper enthielt, enthielt die Milch nach zwei Monaten noch 0,66 willkürliche Einheiten.
Willkürliche Einheiten entsprechen einer relativen Einheit. Zum Einsatz kommen diese Einheiten unter anderem, wenn die Beziehung unterschiedlicher Faktoren untereinander dargestellt werden soll, ohne dass zwingend das exakte Ergebnis bekannt sein muss.
Während die Säuglinge direkt nach der Geburt keine IgA-Spiegel aufwiesen, konnte nach zwei Monaten im Schnitt ein Spiegel von 67,5 mg/dl nachgewiesen werden. Gemessen wurden die Spike-spezifische IgA-Antikörperspiegel im Speichel. Die Wissenschaftler:innen gehen davon aus, dass neben IgA auch spezifische Immunkomplexe über die Milch übertragen werden.
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