Die chinesische Metropole Shangai hat begonnen, die Immunisierung von Bürger:innen per Inhalation eines neuartigen Boosters aufzufrischen. Als Folge der Null-Covid-Strategie wurde erneut ein Lockdown verhängt. Zudem sollen heute alle rund 1,2 Millionen Einwohner des Shanghaier Innenstadtdistrikts Yangpu auf das Virus getestet werden. Die massiven Einschränkungen sorgen in der Bevölkerung zwar für Unmut, spiegeln sich aber zugleich in den aktuellen Meldungen der Neuinfektionen wider.
Laut chinesischen Staatsmedien wurde am Mittwoch damit begonnen, Bürger:innen der Metropole Shanghai mit dem Impfstoff Convedecia Air von Cansino zu boostern. Das erst im September zugelassene Vakzin ist eine Aerosol-Version eines sonst per Spritze verabreichten Impfstoffes. Der Inhalationsnebel soll als Auffrischung für bereits immunisierte Menschen dienen. Den Angaben zufolge stärken die Tröpfchen des Nebels die Virusabwehr in Mund und Rachen. Klinische Tests zur Wirksamkeit gab es außer in China auch in Ungarn, Pakistan, Malaysia, Argentinien und Mexiko. Bislang wurde aber keine unabhängige Studie zur Wirksamkeit veröffentlicht.
Eine inhalative oder nasale Impfung könnte die Schutzwirkung durch Aufbau eines Schleimhautschutzes durch IgA-Antikörper verbessern. Vor allem vektorbasierte Impfstoffe eignen sich, da als Vektor meist Adenoviren verwendet werden. Ihre natürlichen Vertreter infizieren die Epithelzellen der Schleimhäute. Allerdings fiel Vaxzevria von AstraZeneca unlängst durch.
Impfstoffe, die intramuskulär gespritzt werden, verhindern diese Art der Immunisierung, jedoch nicht die Aufnahme von Viren in den Körper. Vereinzelt erkranken Menschen, obwohl sie geimpft sind. Eine Verabreichung des Vakzins über die Nasenschleimhaut oder inhalativ, könnte das Eindringen der Viren verhindern.
Der nadelfreie Impfstoff besteht aus einem replikationsunfähigen Adenovirus Typ 5, welches mit dem Gen für das Spikeprotein von Sars-CoV-2 beladen ist. Er wird mithilfe eines Verneblers in ein Aerosol umgewandelt. Studien zeigen, dass Convidecia Air eine starke humorale, zelluläre und mukosale Immunität induzieren kann. Dieser Dreifachschutz soll helfen, das Infektionsrisiko und die Ausbreitung von Corona wirksam einzudämmen, so der Hersteller.
Insgesamt habe sich gezeigt, dass die erste Dosis als Inhalation besser vertragen wurde: Systemische Beschwerden wie Fieber und Kopfschmerzen traten seltener auf. Bei der zweiten Dosis waren die Unterschiede nicht so ausgeprägt. Es zeigte sich außerdem, dass die Konzentration der IgG-Antikörper im Blut nach der inhalativen Anwendung geringer war. In Neutralisationstests war jedoch kein Nachteil erkennbar.
Am besten war die Wirkung nach einer gemischten Anwendung – also, wenn die erste Dosis per Injektion und die zweite per Inhalation erfolgte. Daher wäre der Einsatz als Booster-Dosis sinnvoll, so das Team. Zudem könnten auch Menschen erreicht werden, die eine Spritze scheuen.
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