Der britische-schwedische Pharmakonzern AstraZeneca hat die klinische Studie für seinen vielversprechenden Corona-Impfstoff offenbar nicht zum ersten Mal gestoppt. Bereits im Juli sind der Nachrichten-Website „Statnews” zufolge Tests mit der Vakzine unterbrochen worden, als ein Teilnehmer neurologische Symptome zeigte. Damals wurde aber eine Multiple Sklerose diagnostiziert und ein Zusammenhang mit der Impfung ausgeschlossen, wie CEO Pascal Soriot laut Bericht Investoren bei einer Videokonferenz am Mittwoch sagte.
AstraZeneca war am Donnerstag zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Der Pharmakonzern hatte am Mittwoch erklärt, dass die Studie mit dem aussichtsreichen Vakzin gestoppt werden muss – aber nicht den früheren Fall erwähnt. Bei dem aktuellen Vorfall geht es um eine Frau in Großbritannien, die der Nachrichten-Website zufolge tatsächlich den Impfstoff und kein Placebo erhalten hatte. Sie hatte Symptome ähnlich einer Transversen Myelitis gezeigt, einer Entzündung des Rückenmarks. Ihr soll es inzwischen besser gehen.
Die Universität Oxford, die den Impfstoff entwickelt hat, bestätigte, dass die Impfstudie sowohl in Großbritannien als auch in den USA, Brasilien und Südafrika unterbrochen wurde. Sollte sich ein Zusammenhang mit dem Impfstoff herausstellen, wäre dies ein schwerer Schlag für das Projekt, zitiert das britische Fachmagazin „Nature News“ die Impfstoff-Expertin Marie-Paule Kieny vom französischen Gesundheitsinstitut Inserm. Sollte es keinen Zusammenhang geben, werde die Unterbrechung binnen Wochen aufgehoben, sagte Kieny.
Ein solcher vorläufiger Studienstopp sei „nicht ungewöhnlich“, hatte der US-Immunologe Anthony Fauci, der auch als Berater der US-Regierung tätig ist, am Mittwoch erklärt. „Das ist eines dieser Sicherheitsventile, die man bei klinischen Studien wie dieser hat.“
Das Vakzin AZD1222 zählte bisher zu den aussichtsreichen Kandidaten unter den potenziellen Corona-Impfstoffen. Während des Stopps sollen nun vorerst keine weiteren Probanden geimpft und bisher geimpfte Personen weiter beobachtet werden. AstraZeneca werde die Untersuchung des Falls beschleunigen, damit sich das Zulassungsverfahren für den Impfstoff so wenig wie möglich verzögere, hieß es vom Unternehmen.
Viele Länder – auch Deutschland – verfolgen die Strategie, mit möglichst vielen Pharmafirmen Vorverträge abzuschließen, um bei einem erfolgreichen Impfstoff rasch Zugriff zu haben. Auch die EU-Kommission hat schon mit sechs Herstellern Gespräche geführt. Mit dem Biontech-Konkurrenten AstraZeneca gibt es bereits einen Vertrag über die Lieferung von bis zu 400 Millionen Impfstoff-Dosen.
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