Corona-Impfstoff: Deutschland bislang ohne Kontingente APOTHEKE ADHOC, 29.05.2020 14:37 Uhr
Sobald ein Impfstoff gegen Corona vorliegt, da sind sich Experten sicher, beginnt der weltweite Verteilungskampf. Die Bundesregierung hat sich aber bislang keine Kontingente gesichert, wie aus einer Antwort des Bundesforschungsministerium (BMBF) hervorgeht. Zuerst hatte die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) darüber berichtet.
„Die Bundesregierung hat sich im weltweiten Raum keine Kontingente für Impfstoffdosen gegen das Virus Sars-CoV-2 gesichert“, heißt es in einer Antwort des BMBF auf eine Anfrage der Grünen. Man stehe aber „im Austausch mit potentiellen Impfstoffanbietern, unter anderem zum Stand der klinischen Entwicklung und zu Produktionskapazitäten“. Erkenntnisse dazu, ob sich ausländische staatliche Agenturen oder Behörden bei in Deutschland ansässigen Unternehmen Kontingente an einem Impfstoff gesichert hätten oder darüber in Verhandlungen stünden, lägen nicht vor.
Der Bundestagsabgeordnete Danyal Bayaz, der die Anfrage gestellt hat, hält dies für „befremdlich“. „Wir dürfen hier nicht naiv sein“, sagte er der FAZ. „Der französische Konzern Sanofi hat uns im Grunde einen Gefallen getan, als er kürzlich auf den bevorzugten Zugriff der Vereinigten Staaten auf einen Impfstoff hingewiesen hat. Das war ein Wink mit dem Zaunpfahl an die EU, dass Vertrauen gut, aber Kontrolle besser ist.“ Es dürfe nicht sein, dass Deutschland und Europa Mittel zur Entwicklung eines Impfstoffs zur Verfügung stellten, die Vorteile aber von anderen Staaten exklusiv abgeschöpft würden, so Bayaz.
Im Sonderprogramm zur Entwicklung und Produktion des Impfstoffs, das vor kurzem beschlossen und mit einem Volumen von bis zu 750 Millionen Euro ausgestattet wurde, ist bislang keine Klausel geplant, die Förderung an die Bedingung zu koppeln, dass die Forschungsergebnisse zunächst Deutschland oder Europa zugutekommen sollen.
Bayaz forderte gegenüber der FAZ, dass sich die Bundesregierung gemeinsam mit Frankreich zügig auf eine Strategie einigt. Ziel müsse sein, dass der Impfstoff in Europa nicht nur entwickelt und geprüft werde, sondern auch schnellstmöglich in ausreichender Menge für die Menschen zur Verfügung stehe.
Insbesondere die USA sind bemüht, sich ausreichend Impfstoff bei den Herstellern zu sichern. Schon zu Beginn der Corona-Krise hatte Präsident Donald Trump versucht, sich die Rechte für einen Kandidaten der Tübinger Firma Curevac zu sichern. Pharmakonzerne wie Sanofi haben bereits öffentlich gewarnt, dass die weltweiten Produktionskapazitäten kaum ausreichen und mit einem Verteilungskampf zu rechnen ist.