Personalmangel im Gesundheitssystem

Corona: Experten erwarten mehr Fälle in Herbst und Winter

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Berlin -

Für den Herbst und Winter rechnen deutsche Corona-Experten wieder vermehrt mit Ansteckungen und halten wegen Personalmangels auch Engpässe im Gesundheitssystem für möglich. „Ich rechne damit, dass viele die nächsten Monate noch mal eine Corona-Infektion haben werden von uns“, sagte die Virologin Sandra Ciesek vom Universitätsklinikum Frankfurt am Mittwoch in einer Videoschalte. Im Krankenhaus werde es sicher wieder anstrengend. Es sei ein „Nervfaktor“ für alle, wenn die Erkältungszeit komme – ähnlich wie im Vorjahr. Die meisten Betroffenen fielen schließlich eine Woche aus. Das Kranksein an sich nerve, aber auch die Ausfälle im Kollegenkreis.

Solange Omikron zirkuliere, sei sie aber relativ entspannt, sagte Ciesek. Sie sehe dann keine Gefahr, dass sich die Situation stark verändere oder dass noch einmal staatliche Maßnahmen verhängt würden. Auf die Frage, ob sie wegen zuletzt neu aufgetauchter Virusvarianten besorgt sei, sagte sie: „nicht so richtig“. Insbesondere zu der relativ stark mutierten Sublinie BA.2.86, auch Pirola genannt, seien auch noch viele Fragen offen. Einen Nachweis auch in Deutschland wertete sie als Frage der Zeit.

Als größtes Problem der Intensivstationen bezeichnete Stefan Kluge vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) den schon länger bestehenden Personalmangel in Deutschland, insbesondere in der Pflege. Rund ein Viertel der Intensivbetten sei deshalb nicht nutzbar. Aktuell sei die Lage aber stabil. Von den gut 180 Corona-Patienten auf Intensivstationen sei ein großer Teil eigentlich wegen anderer medizinischer Probleme in Behandlung.

„Es drohen Engpässe“

„Es geht nicht nur um Covid dieses Jahr“, sagte Leif Sander von der Uniklinik Charité in Berlin. Saisonale Anstiege von Infektionskrankheiten könnten in Kombination mit Personalmangel wie im Vorjahr relativ schnell an Belastungsgrenzen führen. „Das wird, glaube ich, auch diesen Herbst wieder passieren.“ Insbesondere in der Kindermedizin und den Notaufnahmen drohten relativ schnell Engpässe.

Sander rief die Gruppen, die unter die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) fallen, dazu auf, sich im Herbst eine Auffrischimpfung mit dem neuen angepassten Sars-CoV-2-Impfstoff geben zu lassen. Dazu zählen zum Beispiel Menschen ab 60, die nicht erst kürzlich mit Sars-CoV-2 infiziert waren. Die Grippeschutzimpfung könne man sich gleichzeitig abholen.

Kluge appellierte an die Menschen, bei Krankheitssymptomen zu Hause zu bleiben. „Man sollte natürlich schon versuchen, sich nicht zu infizieren.“ Ciesek sagte, individuell könne man sich mit einer FFP2-Maske sehr gut schützen, zum Beispiel wenn man vor einer Transplantation oder vor einer geplanten Reise nicht krank werden wolle. „Wir sind aus der Pandemie raus, aber die Viren sind noch da“, bilanzierte Sander.

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