Corona: Erhöhtes Risiko für Frühgeburten Alexandra Negt, 23.11.2021 15:17 Uhr
Schwangere stellen auch beim Thema Corona eine Risikogruppe dar, denn die intensivmedizinische Behandlung ist komplizierter. Deshalb empfehlen Fachgesellschaften allen Frauen mit Kinderwunsch und allen Schwangeren die Corona-Schutzimpfung.
Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) hat gemeinsam mit anderen Fachgesellschaften die „Empfehlungen zu Sars-CoV-2/Covid-19 in Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett“ aktualisiert. So heißt es: „Schwangere sollten grundsätzlich als Hochrisikogruppe betrachtet werden, da sie ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe und ungünstige Schwangerschaftsergebnisse haben.“ Schwangere weisen aber kein erhöhtes Infektionsrisiko mit Sars-CoV-2 auf.
Intensivmedizinische Behandlung vermeidbar
„Nach wie vor liegen ungeimpfte Schwangere auf den Intensivstationen“, mahnt die DGGG und appelliert an alle Frauen mit Kinderwunsch sowie Schwangeren, sich gegen Corona impfen zu lassen. „Diese Tragödien sind unnötig und könnten durch eine entsprechende Nutzung des verfügbaren Impfangebotes verhindert werden.“
In der Schwangerschaft stellt eine Covid-19-Infektion eine ernsthafte Gefahr für Mutter und Kind dar. „Im Vergleich zu Nicht-Schwangeren macht eine entsprechende Infektion sechsmal häufiger eine intensivmedizinische Betreuung nötig“, so die DGGG. Auch das Risiko für Frühgeburten ist bei einer Sars-CoV-2-Infektion während der Schwangerschaft erhöht. Die intensivmedizinische Behandlung von Schwangeren sei auch deshalb besonders herausfordernd, da das Immunsystem generell herabgesetzt und die Sauerstoffaufnahme reduziert sei. Gleichzeitig muss es bei allen angewendeten Arzneimitteln eine Nutzen-Risiko-Abwägung aufgrund der bestehenden Schwangerschaft geben.
Folgende Komplikationen können bei einer Sars-CoV-2-Infektion während der Schwangerschaft auftreten:
- Erhöhtes Frühgeburtsrisiko (2- bis 3-fach erhöht)
- Erhöhtes Risiko für hypertensive Schwangerschaftserkrankungen (1,5- bis 4-fach erhöht)
- Erhöhtes Risiko für einen intrauterinen Fruchttod
Unter hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen versteht man Erkrankungen, die mit einem erhöhten Blutdruck einhergehen. Neben der Gestationshypertonie gehören hierzu beispielweise das Krankheitsbild der Eklampsie (tonisch-klonische Krampfanfälle im Rahmen einer Schwangerschaft) und der Präeklampsie (Hypertonie mit mindestens einer weiteren Organmanifestation, meist Proteinurie; auch als Schwangerschaftsvergiftung bezeichnet).
Es liegen keine Hinweise vor, dass eine Sars-CoV-2-Infektion einen generell schädigenden Einfluss auf den Fetus hat. Eine Häufung von Fehlgeburten oder Fehlbildungen konnte nicht beobachtet werden, so die DGGG.
Risiko einer Frühgeburt
Frühgeburten sind bei Corona-infizierten Schwangeren häufiger. Zwar variieren die Raten je nach Studie, im Mittel steigt das Risko jedoch um 18 bis 20 Prozent. So schreibt die DGGG: „Die Raten von Frühgeburten waren in den US-Studien (12 Prozent) im Vergleich zu chinesischen (17 Prozent) und europäischen Studien (19 Prozent) am niedrigsten. Nach Angaben des deutschen Cronos-Register mit Stand 21. August wurden 182 Frühgeburten (> 22+0 und < 37+0 SSW) verzeichnet, entsprechend 21 Prozent aller registrierten Entbindungen im Kollektiv. Cronos steht für Covid-19 Related Obstetric and Neonatal Outcome Study Germany.
Mit Stand 19. November verzeichnet das Cronos-Register insgesamt 2788 Schwangere, die sich während der neun Monate mit Sars-CoV-2 infizierten. 2540 von ihnen sind aktuell genesen. Bei 145 Frauen kam es zu einem schweren Verlauf mit intensivmedizinischer Betreuung. 33 Kinder kamen Sars-CoV-2-positiv zur Welt.
Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt Schwangeren und Stillenden die Impfung. Dabei soll prinzipiell ab dem zweiten Trimenon geimpft werden. Wenn die Schwangerschaft nach bereits erfolgter Erstimpfung festgestellt wurde, sollte die Zweitimpfung erst ab dem zweiten Trimenon durchgeführt werden. Noch besser sei eine Impfung vor Eintritt der Schwangerschaft, sodass sich alle Frauen mit Kinderwunsch frühzeitig immunisieren lassen sollten.
Im aktuellen epidemiologischen Bulletin heißt es zur Auswahl des Impfstoffes: „Wenngleich bezüglich der Impfung von Schwangeren bisher keine vergleichenden Sicherheitsdaten für Comirnaty und Spikevax vorliegen, empfiehlt die Stiko, dass Schwangeren unabhängig vom Alter bei einer Covid-19-Impfung Comirnaty angeboten werden soll.“