Über die Verpackung einer deutschen Schweinshaxe soll sich ein chinesischer Arbeiter mit dem Corona-Virus infiziert haben. Das berichten staatliche Medien in China. Deutsche Behörden halten das für unwahrscheinlich.
China hat eine über Bremerhaven importierte Schweinshaxe als Auslöser für einen neuen Corona-Fall ausgemacht. Nach Berichten von staatlichen Medien soll sich in der ostchinesischen Stadt Tianjin ein Arbeiter in einem Kühlhaus infiziert haben. Demnach haben Tests Virus-Spuren an der Verpackung einer gefrorenen Schweinshaxe nachgewiesen, die über einen Hafen im Bundesland Bremen nach China transportiert wurde und am 19. Oktober in Tianjin ankam. Von dort wurde sie in die Stadt Dezhou gebracht.
Aus welchem deutschen Schlachthof die Schweinshaxe kam, war zunächst nicht herauszufinden. „In Bremen gibt es keinen Schweineschlachthof und auch keinen Zerlegungsbetrieb”, sagte der Sprecher des Bremer Gesundheitsressorts, Lukas Fuhrmann, am Montag. Dem Senatssprecher Christian Dohle zufolge gibt es auch kein Unternehmen, das Schweineteile verpackt und eine Exporterlaubnis nach China hat. Die Lieferung, in der die Haxe war, muss damit in einem anderen Bundesland verpackt worden sein. Über Bremerhaven werden sehr viele Waren in andere Länder exportiert. Containerschiffe brauchen von Europa bis nach China in der Regel zwischen vier und sechs Wochen.
Der staatlichen Zeitung „Global Times” zufolge wurden acht Menschen, mit denen der infizierte Arbeiter zuvor engen Kontakte hatte, vorsorglich unter Quarantäne gestellt. Tianjin sei zudem in den „Kriegsmodus” übergegangen, womit in der Regel gemeint ist, dass strenge Kontrollen greifen. Der Regierung zufolge gibt es in China seit Monaten kaum noch neue Infektionen. Zwar gelten große Teile des Landes als „corona-frei”, allerdings kommt es immer wieder zu kleineren lokalen Ausbrüchen, die mit strengen Maßnahmen wie Lockdowns und Massentests bekämpft werden. China hat schon mehrfach gefrorene Lebensmittel oder deren Verpackungen, die aus dem Ausland importiert wurden, für Infektionen verantwortlich gemacht.
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hält eine deutsche Schweinshaxe als Grund für einen Corona-Fall in China für unwahrscheinlich. „Laut unserem zuständigen Ressortforschungsinstitut – dem Bundesinstitut für Risikobewertung – sind bislang nach wie vor keine Infektionen mit Sars-CoV-2 über den Verzehr von Fleischwaren oder Kontakt mit kontaminierten Fleischprodukten oder Oberflächen bekannt”, sagte ein Ministeriumssprecher.
Nach Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung ist davon auszugehen, dass das Coronavirus unter Gefrier-Bedingungen und in Dunkelheit für mehrere Wochen infektiös bleiben kann. Der aktuelle Fall sei schwer zu beurteilen, sagte Sprecher Jürgen Thier-Kundke. Ein solcher Übertragungsweg erscheine eher als unwahrscheinlich, ganz auszuschließen sei er aber nicht.
Demnach spielen mehrere Faktoren eine Rolle wie etwa unhygienische Bedingungen bei der Verpackung und beim Handling der Ware, die sich daraus ergebende Viruskonzentration auf der Verpackung, die Virusmenge während des Transports und wie viel Virus letztlich per Schmierinfektion an einen Menschen gelange.
„Als wichtigster Übertragungsweg des Sars-CoV-2 wird generell die Übertragung über den Atmungstrakt mittels Tröpfchen oder Aerosolen in der Luft angesehen”, so Thier-Kundke. Belastbare Belege für eine Übertragung des Virus durch Kontakt zu kontaminierten Gegenständen oder über kontaminierte Oberflächen gebe es derzeit nicht.
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