Kretschmann berichtet aus Gesprächen

Bundesweiter Lockdown vermutlich nächste Woche

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Berlin -

Der bundesweite Lockdown wird nach Einschätzung des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann schon vor Weihnachten kommen. „So wie es sich abzeichnet, wird der harte Lockdown vor Weihnachten kommen und nicht erst danach.“

Die Äußerung tätigte er am Samstag beim Grünen-Landesparteitag in Reutlingen mit Verweis auf eine Corona-Schalte mit anderen Ministerpräsidenten und Kanzlerin Angela Merkel. Dort sei am Samstagmorgen die Ministerpräsidentenkonferenz an diesem Sonntag zur Corona-Krise vorbereitet worden. Kretschmann betonte, die Menschen müssten sich darauf einstellen, dass schon nächste Woche das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben so weit wie möglich heruntergefahren werde.

Auch die aktuellen Zahlen deuten in diese Richtung: Vor den Beratungen der Länderchefs mit Kanzlerin Merkel meldet das Robert Koch-Institut 28.438 Neuinfektionen – ein Anstieg gegenüber der Vorwoche. Der Höchststand war am Freitag mit 29.875 gemeldeten Fällen erreicht worden. Am vergangenen Samstag hatte die Zahl bei 23.318 gelegen.

Einige Länder haben bereits weitreichende Beschränkungen erlassen. In Sachsen zum Beispiel soll am Montag ein Lockdown beginnen. In Baden-Württemberg gilt bereits ab Samstag eine Ausgangsbeschränkung. Es gilt als relativ sicher, dass die Ministerpräsidenten einen Lockdown beschließen. Unklar ist jedoch noch, wann dieser starten soll und was er genau umfasst. Laut „Bild“-Zeitung plädiert das Kanzleramt für Laden-, Schul- und Kitaschließungen ab dem kommenden Mittwoch. Sachsens Regierungschef Michael Kretschmer sprach sich zudem für eine gemeinsame Entscheidung gegen die Öffnung der deutschen Skigebiete aus. „Alles andere wäre angesichts der Zahlen inkonsequent“, sagte er dem Spiegel.

Der Intensivmediziner Christian Karagiannidis forderte einen harten Lockdown bereits ab Montag: Ein vollständiger Lockdown ab dem 14. Dezember könnte zu einer baldigen Trendumkehr bei den Intensivkapazitäten führen, sagte der wissenschaftliche Leiter des Intensivregisters der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Neue Modellrechnungen der DIVI zeigten, „dass ein strenger Lockdown am Montag dazu führt, dass die Intensivbelegung bis kurz vor Weihnachten noch ansteigt, und dann kurz vor Heiligabend bereits erheblich abfällt“, so Karagiannidis.

Die Gesundheitsämter meldeten am Samstag binnen eines Tages 496 Todesfälle. Der bisherige Höchstwert von 598 Toten war am Freitag erreicht worden. In der Tendenz war die Zahl der täglichen Todesfälle zuletzt nach oben gegangen, was nach dem steilen Anstieg bei den Neuinfektionen erwartet wurde. Die Gesamtzahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 21.466. Insgesamt zählt das RKI seit Beginn der Pandemie 1.300.516 nachgewiesene Infektionen mit dem Virus in Deutschland. Nach Schätzungen sind rund 957.500 Menschen inzwischen genesen. Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht vom Freitag bei 1,11.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) warnte vor Kontrollverlust. „Das Infektionsgeschehen hat sich in den letzten drei Tagen dramatisch beschleunigt. Wir sind wieder in einer Phase exponentiellen Wachstums und sehen, dass die ersten Intensivstationen an ihre Kapazitätsgrenzen gelangen“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Man könne auf gar keinen Fall bis nach Weihnachten warten, ehe man reagiere.

Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner pocht auf die Wahrung der Verhältnismäßigkeit bei den geplanten neuen Maßnahmen. „Es wird nun zu einer Corona-Notbremse kommen, weil eine dauerhaft durchhaltbare Strategie noch fehlt“, sagte er. „Dabei darf aber nicht unverhältnismäßig scharf in Grundrechte eingegriffen werden.“ Lindner lehnte insbesondere Ausgangsbeschränkungen ab. „Pauschale und flächendeckende Ausgangssperren wie in Bayern sind unnötig und schießen über das Ziel hinaus. Vom Spaziergang der Mitglieder eines Hausstands oder vom Sport unter freiem Himmel geht kein Infektionsrisiko aus.“

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